Irgendwo in Berlin. Eine junge Frau flaniert telefonierend über den Bürgersteig. Abgelenkt übersieht sie die Bordsteinkante zur Straße. Wumm – es haut sie auf alle viere hin. Das Resultat: Ein schmerzverzerrtes Gesicht. Und zwei hässliche horizontale Risse in ihrer Jeans auf Kniehöhe. Frauen, denen es an derartigen Erlebnissen mangelt, können in dieser Saison auf die sogenannte „Girlfriend“-Jeans einer schwedischen Textilkette zurückgreifen. Der zentrale Eyecatcher bei dem aktuellen Modell: zwei ähnlich unschöne Knierisse in der Hose wie bei der verunglückten Berlinerin, allerdings herstellerseits bereits „eingearbeitet“. Was den seit Jahren in zu- und abnehmenden Wellenbewegungen existierenden Trend zu „destroyed“ (= künstlich beschädigten) Jeans einmal mehr infrage stellt. Denn bevor die künstlich durchgeriebenen Oberschenkelstellen, faustgroßen Knielöcher oder abgerissenen Gesäßtaschen, die die „zerstörten“ Jeans zieren, in der Wirklichkeit entstehen könnten, hätte eine andere Beschädigung das Textil längst dahingerafft: die gefürchteten durchgescheuerten Stellen im Schrittbereich. ?Echt authentisch ist nicht zwingend echt schön.
Text: Eva Apraku