Das Alte Museum ist tatsächlich Berlins ältestes Museum: Es entstand in den Jahren von 1822 bis 1830 und wurde dann als erstes Museum der Stadt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Haus zeigt selten Aufsehen erregende Sonderausstellungen, daher können Besuchende den hier ausgestellten Teil der Antikensammlung meist ohne Gedränge sehen – und haben nebenbei vom ersten Stock einen prächtigen Blick auf das rekonstruierte Stadtschloss auf der anderen Seiten des Lustgartens.
Die Sammlung des Alten Museums
Die rund 350 Jahre alten Antikensammlung umfasst Artefakte von Griechen, Etruskern und Römern. Während die großen Standobjekte aus dieser Sammlung nebenan im Pergamonmuseum stehen, befinden sich hier vor allem Statuen, Vasen, Kleinkunst und Schmuck aus dem Jahrtausend vor Christi Geburt. Kunst und Archäologie der zwischen Rom und dem Fluss Arno siedelnden Etrusker und aus der römischen Kaiserzeit sind im Obergeschoss zu sehen, ein Münzkabinett mit griechischen und römischen Münzen rundet die Präsentation ab.
Als einer der Höhepunkte der Sammlung gilt der „Betende Knabe“, eine Bronzestatue aus Rhodos, gefertigt um 300 vor Christus, die Friedrich II. für das Schloss Sanssouci erwarb. Da dem bronzenen Knaben die Arme fehlten, wurden sie nach barocker Art ergänzt, und zwar so, dass er zu beten scheint. Niemand weiß, was er ursprünglich mit seinen Händen tat. Zudem wurde er im Glauben erworben, es handele sich um eine römische Staute, nach neuere Forschung aber soll sie griechisch sein.
Weitere herausragende Stücke sind die Porträtbüsten von Julius Cäsar und Kleopatra VII. sowie der „Krieger von Dodona“ (ca. 500 v. Chr.), ein griechischer Muskelprotz mit Helm, Schild, Lendenschurz und Fußballerwaden. Neben ihm wirkt die athletische „Verwundete Amazone“ (die römische Kopie eines griechischen Originals um 430 vor Christus) geradezu zierlich, wie sie da nachdenklich an einer Säule lehnt und das Spielbein anwinkelt.
Das Alte Museum: Die Geschichte
Karl Friedrich Schinkel entwarf das Museum ganz im Sinne des Klassizismus. Mit vier Flügeln streng symmetrisch aufgebaut, wurde das Haus mit seinen imposanten 18 ionischen Säulen ein Vorbild für viele weitere Museumsbauten. Wer Latein in der Schule hatte, kann versuchen, die Inschrift am Giebel zu übersetzen, die Bauherr und Zweck des Hauses benennt: „Fridericus Guliemus III studio antiquitatis omnigenae et artium liberalium museum constituit MDCCCXXIII“.
Den Künsten und Wissenschaften gewidmet sollte der Prachtbau einer der vier Disziplinen symbolisieren, auf die Preußen sich berief. Die weiteren werden in der Nachbarschaft vertreten vom
- Berliner Dom (Kirche)
- dem ehemaligen Zeughaus, in dem sich heute das Deutsche Historische Museum befindet (Militär)
- und dem (heute rekonstruierten) Hohenzollernschloss (Monarchie).
Entsprechend üppig ist der Kunsttempel auch außen ausgeschmückt, etwa mit der Amazonenfigur, die gegen einen Panther kämpft (von August Kiß) und dem reitenden Jüngling, der mit einem Löwen streitet (Albert Wolff nach einem Entwurf von Christian Daniel Rauch). Das Herzstück im Inneren des 1830 eröffneten Gebäudes bildet die lichtdurchflutete, 22 Meter hohe Rotunde mit ihrer ringförmigen Galerie im ersten Stock.
Am 8. Mai 1945 brannte das Museum fast vollständig ab. Nach dem Krieg wieder hergestellt, diente es in der DDR Ausstellungen für Gegenwartskunst. Nach der Wiedervereinigung machte hier 1992 die Schau „Entartete Kunst – Das Schicksal der Avantgarde im Nazi-Deutschland“ Station, die vom Deutschen Historischen Museum aus den USA nach Berlin geholt wurde und vom Architekten Frank O. Gehry in das Museum eingepasst wurde. Nach 1998 zeigten die Staatlichen Museen zu Berlin Wechselausstellungen. Im Jahr 2000 wurde der Lustgarten vor der Freitreppe, der ehemalige Küchengarten des Schlosses, umgestaltet. Seit 2011 ist das Haus wieder der klassischen Antike gewidmet. Noch immer kehren Kriegsverluste zurück, etwa eine Vase, die in einem Magdeburger Museum stand, und eine etruskische Statuette aus Großbritannien. Die Generalsanierung durch die Architekten Hilmar + Sattler + Albrecht steht noch aus.
Wichtigste Ausstellungen des Alten Museums
Bis zu dieser Generalsanierung, die weitere Ausstellungssäle erschließen soll, wird in dem Haus vor allem die Dauerschau gezeigt. Wechselausstellungen sind nicht so häufig wie in den anderen Museen. Doch es gibt sie, vor allem in Zusammenarbeit mit anderen Häusern, etwa „Gefährliche Perfektion – Antike Grabvasen aus Apulien“ (2016–2018) gemeinsam mit dem Getty Museum in Los Angeles, wo diese Schau ebenfalls zu sehen war.
„Gesichter des Orients. 10.000 Jahre Kunst und Kultur aus Jordanien“ (2004/05) war eine Ausstellung der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Kooperation mit dem Vorderasiatischen Museum, „Jäger und Gejagte. Das römische Mosaik aus Lod“ (2013/14) präsentierte einen Fund aus einer Kleinstadt bei Tel Aviv und entstand in Zusammenarbeit mit israelischen Partnern.
Kontroversen
Um das Museum selbst gibt es kaum Debatten. Doch die erste Probeausstellung für das Humboldt Forum im rekonstruierten Stadtschloss war im Alten Museum zu sehen. Sie markierte den Beginn der internationalen Kontroverse um die Inhalte des künftigen Humboldt Forums: „Anders zur Welt kommen“ (2009/10) war noch ganz im Geist barocker Wunderkammern gedacht, von Aufarbeitung der Kolonialgeschichte war damals kaum die Rede.
Das Alte Museum: Fun Fact
Die Granitschale im Lustgarten, die immer wieder von Graffiti gereinigt werden muss, ist regional: Christian Gottlieb Cantian schuf sie aus einem Markgrafenfindling aus der Nähe von Fürstenwalde in Brandenburg. Eigentlich sollte sie in der Rotunde des Museums aufgestellt werden, erwies sich dann aber mit einem Durchmesser von sieben Metern als zu groß dafür.
Altes Museum: Besucherinformationen
Shop und Gastronomie Buchhandlung Walther König in der James Simon Galerie, Di-So 10-18 Uhr;
Café im Alten Museum, Di-So 10-18 Uhr
Kinder Ankündigungen zu Workshops und Führungen für Kinder und Familien, vor allem in den Ferien, finden sich auf www.smb.museum
Adresse und Öffnungszeiten Altes Museum, Am Lustgarten, Mitte, , Di-So 10-18 Uhr, 10/ 5 €, bis 18 Jahre und Beziehende von Transferleistungen frei, Bereichskarte Museumsinsel: 19 €/ 9,50 €,
Anreise U-/S-Bahnhof Friedrichstraße, U-Bahnhof Museumsinsel, Bus-Stopp Unter den Linden
Tipp Zwischen Westseite des Alten Museums und dem Kupfergraben steht ein Tastmodell aus der Museumsinsel (von dem Künstler Egbert Broerken) im Maßstab 1:450 mit Brailleschrift
- Erfahrt mehr über das Neue Museum
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