Noch bis 3. November zeigt die Gemäldegalerie die große Sonderausstellung zu Frans Hals. Neben Rembrandt und Vermeer zählt er zu den herausragenden niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts. Neben ausdrucksstarken Bildnissen der Haarlemer Elite, malte er als erster Künstler Hollands auch soziale Außenseiter als Individuen im Porträtformat. Seine Werke sind erfindungsreich, unkonventionell und lebendig. Wie kaum ein anderer Maler seiner Zeit setzt sich Frans Hals in seiner Arbeit über gängige Konventionen hinweg und bringt mit seinem spontanen, lockeren Malstil bahnbrechende Impulse ein, die ihn im 19. Jahrhundert schließlich zum Vorreiter der Moderne machen.
Hals’ Bildnisse vermitteln den Eindruck von unverstellter, authentischer, mitunter aber auch nicht nur schmeichelhafter Wiedergabe der Dargestellten. Die Auftraggeber des Künstlers zählten zur reichsten Gesellschaftsschicht Haarlems und dürften viel Geld für ihre Porträts ausgegeben haben. Dennoch scheute Frans Hals offenbar nicht davor zurück, auch Charakterzüge wie Überheblichkeit oder Eitelkeit anzudeuten. Seine Kunden wussten sicher um die herausragende Qualität der individuellen und schonungslosen, aber eben auch ausdrucksstarken und lebendigen Porträts von Hals. Sie erhielten ungewöhnlich lebendig erscheinende Darstellungen, die in der für Hals so charakteristischen offenen, spontane Maltechnik, dem sogenannten »rauen« Stil ausgeführt waren.
Auffallend ist die positive, beschwingte Stimmung, die viele der Bildnisse von Hals ausstrahlen – und das in einer Zeit, in der Strenge die Norm war. Zahlreiche seiner Porträts zeigen gut gelaunte, heitere Menschen, die, wenn nicht mit einem tatsächlichen Lachen, so doch zumindest mit einem Lächeln oder Augenzwinkern präsentiert sind.
Es sind jedoch nicht nur die Porträts der reichen Kunden, die sein Werk ausmachen. Hals malt soziale Außenseiter ebenso hingebungsvoll wie die bürgerliche Oberschicht der niederländischen Republik. Daneben produziert er außergewöhnlich innovative Genrebilder und Charakterstudien in Lebensgröße: Mit ihnen verhilft er Randgruppen der Gesellschaft, die in der zeitgenössischen Porträtmalerei keinen Platz finden, zu bis dahin ungekannter Sichtbarkeit.
Die Berliner Sonderausstellung zeigt neben einer hochwertigen Auswahl von Gemälden von Hals auch Werke seines Umfeldes und verortet ihn so als Ausnahmeerscheinung im Kontext seiner Zeit. Unter den 75 Werken befinden sich rund 50 der bedeutendsten Gemälde von Frans Hals aus über 20 öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa, den USA und Kanada – darunter Highlights aus dem Rijksmuseum, der National Gallery in London oder dem Musée du Louvre in Paris. Präsentiert werden auch Werke, die niemals zuvor in Deutschland zu sehen waren.
- „Frans Hals. Meister des Augenblicks“ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Matthäikirchplatz, Tiergarten, Di-So 10-18 Uhr, das Museum ist rollstuhlgeeignet, freies W-LAN ist vorhanden, weitere Informationen und Tickets unter smb.museum/frans-hals/