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Berliner Museen

Bode-Museum: Geschichte, Wissenswertes und Besucherinfos

Mit seinem dreieckigen Grundriss ragt das Bode-Museum zwischen Spree und Kupfergraben wie ein Schiff mit mächtigem Bug auf. Mit einer Zahl von rund 260.000 Besuchen im Jahr 2019 zählt das Haus zwar nicht zu den Publikumslieblingen der Museumsinsel (Spitzenreiter 2019: das Neue Museum mit 828.000 Besuchen), doch man sollte das Bode-Museum nicht unterschätzen. In dem Komplex mit fünf Innenhöfen präsentieren sich die Sammlungsausschnitte auch in Stilräumen, in denen Böden, Decken, Gemälde und Möbel aufeinander abgestimmt sind. Denn eine Spezialität des Hauses ist Museumsgeschichte.

Das Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel, 2021. Foto: Imago/Imagebroker

Die Sammlungen des Bode-Museums

Die hellen Säle mit Blick auf die Spree bieten passende Räume und gute Sichtachsen für die Objekte aus der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin. Vor allem die Skulpturen mit ihrem Schwerpunkt auf älterer deutscher und italienischer Plastik sind bekannt. Hier finden sich Werke unter anderem aus den Werkstätten des Mainfranken Tilman Riemenschneider und des Allgäuers Hans Multscher (beide Spätgotik). Aus dem Mittelmeerraum des 3. bis 15. Jahrhunderts wiederum stammen die byzantinischen Kunstwerke, darunter ein prächtiges Apsis-Mosaik auf dem Italien des sechsten Jahrhunderts. Italien glänzt auch mit Renaissance-Werken, etwa farbigen Frauenfiguren (natürlich insbesondere die Jungfrau Maria darstellend) sowie Büsten grimmiger Geistlicher und holder Göttinnen. Hinzu kommen das Münzkabinett und Bilder aus der Gemäldegalerie.

Das Bode-Museum: Die Geschichte

Das damalige Kaiser-Friedrich-Museum, das heute Bode-Museum heißt, auf einer historischen Aufnahme von circa 1899. Foto: Imago/Imagebroker

Der Kunsthistoriker Wilhelm von Bode, Spezialist für niederländische Malerei und Renaissance in Florenz, konzipierte das heutige Bode-Museum als ein Haus für Kunst der christlichen Epochen. Es hieß zunächst Kaiser-Friedrich-Museum. Nach einer Idee von 1871, dem Jahr der deutschen Reichsgründung, ließ der Oberhofbaurat Eberhard von Ihne das Gebäude zwischen 1897 und 1904 an der Stelle des alten Packhof-Speichers errichten, und zwar ganz im Sinn von Monumentalität und kaiserlichem Prunk. Kuppel und Ruhmeshalle gehören genauso dazu wie Figuren auf der neobarocken Balustrade. In dieser Umgebung konnte Museumsgründer Bode Möbel, Bilder, Böden aus den Sammlungen nach Zeiten geordnet zeigen und nicht mehr wie zuvor üblich nach Kunstgattungen.

Wie die Nachbarbauten im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde das Museum ab 1948 über 40 Jahre hinweg Schritt für Schritt wieder aufgebaut. 1956 erhielt es den Namen zu Ehren seines Gründers. Ende der 1990er-Jahre fiel der Beschluss zu seiner Generalinstandsetzung. Auch das Kabinett mit Fresken des Barockmalers Giovanni Battista Tiepolo konnte wiederhergestellt werden. 2006 fand die Neueröffnung statt, inklusive einer Kindergalerie, die jedoch bereits 2013 eingestellt wurde.

Foyer des Bode-Museums auf der Museumsinsel 2019 mit Besucher:innen. Foto: Imago/Michael Kneffel

Das Bode-Museum hat seitdem immer wieder als Bühne für Konzerte und Opern gedient sowie als Haus für experimentellere Themen-Ausstellungen wie „Muse. Macht. Moneten“. Heute ist es durch einen Übergang mit dem benachbarten Pergamonmuseum verbunden.

Wichtigste Ausstellungen des Bode-Museums

Ein Publikumshit war 2011 die Ausstellung „Gesichter der Renaissance“ mit rund 150 Porträtbildern vor allem aus Italien. Präsentiert wurden die Meisterwerke in schwarzen, sorgfältig beleuchteten Sälen. Jedes Bild ein autonomes Meisterwerk, suggerierte diese Ausstellungsgestaltung.  Die Emanzipation der Bürger von Kirche und Feudalordnung in der Renaissance war weniger Thema. Von 2017 bis 2019 zeigt das Museum „Unvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museum“. Afrikanische Plastiken des Ethnologischen Museums fanden sich zwischen Objekten der Sammlung europäischer Skulpturen wieder. Historische und ästhetische Gemeinsamkeiten und Unterschiede waren das Thema, Provenienzforschung dagegen spielte noch kaum eine Rolle.

Die Ausstellung „Gesichter der Renaissance“ sorgte 2011 für lange Warteschlangen vor dem Bode-Museum. Foto: Imago/Wolfgang P. Prange

Kontroversen

Zwischenzeitlich gab es Überlegungen, die Bilder der Gemäldegalerie mit den Werken im Bode-Museum zusammenzuführen, um am Kulturforum in Tiergarten mehr Platz für Kunst des 20. Jahrhunderts zu schaffen. Dafür hätte aber an der Museumsinsel ein Erweiterungsbau entstehen müssen. Auch deswegen fiel die Entscheidung zu Gunsten eines Museumsneubaus am Kulturforum: für das umstrittene Museum des 20. Jahrhunderts, das seit Dezember 2019 errichtet wird.

In die Schlagzeilen geriet das Bode-Museum wieder 2017, als Einbrecher die 100 Kilogramm schwere Goldmünze „Big Maple Leaf“ stahlen. Drei Jahre später wurden deswegen drei Männer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, darunter ein Wachmann des Museums. Der Diebstahl löste eine Kontroverse um die Sicherheitsvorkehrungen bei den Staatlichen Museen aus.

Forschung

Das Projekt „Klartext“ untersucht Sammlung, Gebäude, Forschung und Publikum des Hauses, auch zu kritischen Zeiten wie unter den Nationalsozialisten und im Zweiten Weltkrieg. Ein Teil der Ergebnisse wird ausgestellt und steht zusammengefasst als Download bereit.

Luftaufnahme des Bode-Museums aus dem Jahr 2001. Foto: Günter Schneider

Bis in den Sommer 2021 lief mit „Lab.Bode“ ein mehrjähriges Erprobungsprojekt für verbesserte Vermittlungsarbeit in Museen. Neun Berliner Partnerschulen und Volontär:innen aus dem Bundesgebiet nahmen teil, Förderin war die Bundeskulturstiftung.

Das Bode-Museum: Fun Fact

Wilhelm von Bode kaufte eine Wachsbüste der Göttin Flora, weil er dachte, sie stamme von Leonardo da Vinci. Der Kauf löste einen Feuilletonstreit über den Urheber des Werks aus, Bode musste sich vehement verteidigen. Bis heute ist nicht wirklich geklärt, wer die Büste wann fertigte: Die Frage regt immer wieder Fernsehdokumentationen und kunsthistorische Dissertationen an.

Bode-Museum: Besucherinformationen

Shop und Gastronomie Buchhandlung Walther König, Di-So 12-18 Uhr

Kinder Statt der „Kindergalerie“ bietet das Bode-Museum einen Werkraum für Schulprojekte sowie mit Angeboten für Familien nach Anmeldung, Infos auf den Websites der SMB

Adresse und Öffnungszeiten Am Kupfergraben, Mitte, Eingang über Monbijoubrücke, Di-So 10-18 Uhr, Eintritt: 10/ 5 €, bis 18 Jahre und Beziehende von Transferleistungen frei, Bereichskarte Museumsinsel: 19 €/ 9,50 €, Aktualisierte Öffnungszeiten und Zeittickets hier

Anreise U-/S-Bahnhof Friedrichstraße, Hackescher Markt; Tram-Stopp Am Kupfergraben, Hackescher Markt; Bus-Stopp: Staatsoper, Lustgarten

Tipp Vor der Tür auf der Monbijoubrücke steht die „Hektor“-Skulptur von Markus Lüpertz, meist durch aktuelle Graffiti verändert.


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