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Lieblingsmuseen der tip-Redaktion: Berliner Orte zum Staunen

In den Berliner Museen findet sich fast alles, von gewaltig bis winzig, von Brachiosaurus bis Zündholz. Ihr könnt euch in naturalistischen Werken von Van Gogh verlieren, euch beim fiktiven Computerspiel „Domination“ Elektroschocks verpassen lassen und Bud Spencers Pranken ausweichen. Bei der Auswahl ist es schwierig, sich zu entscheiden. Gut, dass die tipBerlin-Redaktion oft genug beruflich wie privat von Ausstellung zu Ausstellung rast. Wir haben die Berliner Museumslandschaft im Blick und stellen euch unsere Favoriten vor.


Sich in die Vergangenheit träumen – im Neuen Museum

Die Büste der Nofretete im Neuen Museum. Foto: Imago/Reimann

So wie einen Film, den man immer wieder sehen kann, fesselt mich das Neue Museum. Vor allem an den Dauerausstellungen zum Alten Ägypten und zur Antike kann ich mich nicht satt sehen. In den vom Architekten David Chipperfield seit 2009 neu gestalteten Räumlichkeiten kommen die kostbaren Exponate wunderbar zur Geltung. Besonders eindrücklich finde ich seit jeher die ägyptische Sammlung. Und zwar nicht nur die Büste der Nofretete.

Unendlich spannend finde ich auch, mich in die Antike zu träumen. Wenn ich durch den römischen Saal laufe, kann ich jedes Mal aufs Neue kaum fassen, dass Hochkulturen wie die Römische und die Ägyptische mit all ihren Schätzen und Entwicklungen unter zivilisatorischen Umwälzungen untergehen konnten. Es ist ein Geschenk, dass wir diese Epochen der Menschheitsgeschichte durch die Arbeit der Archäologie betreten können. Wer im neuen Museum Feuer fängt, sollte auch das Pergamonmuseum und das Alte Museum besuchen.

  • Neues Museum Bodestraße 1-3, Mitte, Di, Mit, Fr, Sa, So 10–18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Erwachsene 19 €, Ermäßigt 9,50 €, Tel. 030/ 266 42 42 42, weitere Infos hier

Buchstabenmuseum

FNIJSBNKJSDY: Im Buchstabenmuseum findet ihr heraus, was das bedeutet.1 Foto: F. Anthea Schaap
1 Das stimmt nicht, Besuch lohnt sich trotzdem.

Weltweit ziemlich einzigartiges Museum in einem Stadtbahn-Bogen in Moabit, das Stadtgeschichte anhand von Buchstaben erzählt, von einzelnen Lettern bis zu neonlichtlichthellen Schriftzügen. Museumsleiterin und Buchstaben-Superliebhaberin Barbara Dechant erzählte mir mal, dass sie immer einen Kuhfuß im Auto hat für den Fall, dass sie an einem Abrisshaus einen Schriftzug entdeckt, den es vor der Abrissbirne zu retten gilt. 2005 gegründet und nach mehreren Umzügen in Moabit gelandet, begann das Sammlerglück mit dem Geschäftsreklame-Schriftzug „Autoradio Blaupunkt” aus einem Laden im Europahaus. In der liebevoll arrangierten Ausstellung gibt’s ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten, deren Buchstaben inzwischen aus dem Stadtbild verschwunden sind: von „Kaiser’s“ bis „Quelle“. Größter Hingucker ist wahrscheinlich das elegant geschwungene blaue „Zierfische“-Logo, das von den frühen 80er-Jahren bis 2009 über Laden am Frankfurter Tor in Mitte prangte. Und bei Dunkelheit gelb erstrahlte. Erik Heier

  • Buchstabenmuseum Stadtbahnbogen 424, Moabit, Do-So 13-17 Uhr, 12 € regulär, 6,50 € ermäßigt, weitere Infos hier

Jüdisches Museum

Immer einen Besuch wert: das Jüdische Museum. Foto: Imago/Jürgen Ritter

2000 Jahre deutsch-jüdischer Geschichte, erzählt in vielen Exponaten verteilt auf zwei Gebäude. Das Jüdische Museum ist größen- wie auch informationstechnisch ein Brocken. Ein Besuch reicht kaum aus, um die Dauerausstellung komplett mitzunehmen, geschweige denn, sich die vielen Informationen einzuprägen. Selbst Gedächtniskünstler dürfte das an ihre Grenzen treiben. Nicht schlimm, Thema des Museum ist ohnehin nicht ein Informationsdauerfeuer. Vielmehr geht es um Erinnerungskultur und um Verständigung. Da tragen zum einen Stücke zu den Lehren des Judentum, der Glaube und die Kultur, aber auch zur NS-Diktatur und zur Verfolgung bei. Nehmt euch die Zeit, lasst die Stücke wirken, die Geschichten, die sie erzählen, taucht in die Architektur ein, schlaft eine Nacht drüber und wiederholt das Ganze. Denn jeden Tag gibt es neue Facetten zu entdecken. Tim Kröplin

  • Jüdisches Museum Lindenstraße 9-14, Kreuzberg, tgl. 10-19 Uhr, Tel. 030/25 99 33 00, Eintritt kostenlos, Lange Nacht der Museen Special: Führungen und Vorträge 18-23 Uhr, weitere Infos hier

Käthe-Kollwitz-Museum Berlin

Käthe Kollwitz zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Foto: Philipp Kester/Gemeinfrei

Wenn die Handwerker:innen pünktlich fertig werden, eröffnet das Käthe-Kollwitz-Museum am 24. September an neuem Ort: im Theaterbau neben dem Schloss Charlottenburg, in den auch die Kulturstiftung der Länder einzieht. Ergänzt um eine neue Bibliothek und einen Besucherraum steht das Werk der vor 77 Jahren gestorbenen Berliner Bildhauerin und Grafikerin Käthe Kollwitz dann einem größeren Publikum offen, das zudem nebenan in den Museen Berggruen (wegen Sanierung ab 5.9.2022 geschlossen), Bröhan und Sammlung Scharf-Gerstenberg weitere Kunst des frühen 20. Jahrhunderts findet. In der Langen Nacht führt das Team durch die leeren Räume. Claudia Wahjudi

  • Käthe-Kollwitz-Museum Spandauer Damm 10–22, Charlottenburg, Lange Nacht der Museen Special: Musik, Workshops ab 18 Uhr, Führungen: 19, 21 + 23 Uhr

Haus der Kulturen der Welt

Im HKW geht es vornehmlich um den Einfluss des Menschen auf die Erdgeschichte. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Das HKW ist kein Museum, doch gesammelt, bewahrt und vermittelt wird auch hier – vornehmlich Gedanken. Intendant Bernd Scherer hat in vergangenen acht Jahren einen Schwerpunkt auf das Thema Anthropozän gesetzt, den Einfluss des Menschen auf die Erdgeschichte. Davon zeugen zahlreiche Schriften und Dokumentationen im Buchladen. Aktuell zeigen Armin Linke und Giulia Bruno die Ausstellung „Earth Indices“, die sehr elegant veranschaulicht, wo und wie Wissenschaftler:innen Beweise für ein Anthropozän sammeln. Böse Zungen nennen das illustrative Kunst, dankbarere Zeitgenoss:innen freuen sich darüber, dass Geologie, Physik, Klimaforschung und verwandte Disziplinen sinnlich erfahrbar werden. Außerdem läuft hier an ihrem vorletzten Tag „No Master Territories“, eine Ausstellung zu internationalen, feministischen Kunst- und Dokfilmen. Claudia Wahjudi

  • Haus der Kulturen der Welt John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Mi-Mo 12-20 Uhr, Lange Nacht der Museen Special: Filme ab 18, Führungen 21.30 + 22.30 Uhr, DJ Daniel W. Best im Restaurant 21.30–3.45, weitere Infos hier

Bröhan-Museum

Das Bröhan-Museum in Charlottenburg ist eine wahre Schatzkammer und nimmt an der Langen Nacht der Museen 2022 teil. Foto: Imago/Agefotostock/Sergi Reboredo

Berlin ist voller Orte, in die man gern mal nachts mit dunkler Maske und einer riesengroßen Ikea-Tüte einsteigen würde, um sich einzudecken mit Kostbarkeiten für die eigene Wohnung. Weit oben auf der Liste ist das Bröhan-Museum, gegründet von einem Sammler und Mäzen, der sich mit kenntnisreicher Akribie auf Werke des Funktionalismus, Jugendstil, Art Deco und der Berliner Secession gestürzt hat. Ein Besuch im heutigen Landesmuseum, standesgemäß untergebracht im Ensemble des Schlosses Charlottenburg, schärft den Blick für den epochalen Wandel, den das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert im Ästhetikverständnis mit sich brachten. In der Sammlung befinden sich etwa revolutionäre Bilder von Hans Baluschek, aber auch kunsthandwerkliche Meisterwerke und einzigartige Jugendstil-Porzellanfiguren. Wer sich den Kunstraub nicht zutraut, läuft einfach so mit staunendem Blick durch die wechselnden Ausstellungen – und lässt sein Geld vielleicht einfach im Museumsshop. Wie Jugendstil im Berliner Stadtbild aussieht, zeigen wir euch übrigens hier. Christopher Wasmuth

  • Bröhan Museum Schloßstraße 1a, Westend, Di–So 10–18 Uhr, Eintritt 8, erm. 5 Euro, Lange Nacht der Museen Special: Workshops und Aktionen 18 Uhr, Führungen ab 18 Uhr, weitere Infos hier

Lippenstiftmuseum

Mehr als nur buntes Fett: Lippenstifte. Ihre Geschichte erfahrt ihr im Lippenstiftmuseum. Foto: Imago/Photopress Müller

Das Privatmuseum in der Helmstedter Straße (Wilmersdorf) wird vom Visagisten René Koch geführt. Lippenstifte oder andere Kosmetikartikel stehen dort nicht zum Verkauf – stattdessen präsentiert Koch während der Führungen die internationale Kulturgeschichte des Lippenstifts. Mittlerweile knapp 1000 Exponate illustrieren die Bedeutung von gefärbten Lippen bei indigenen Kulturen, in der Antike – bis hin zur Rolle des „roten Winzlings“ in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Koch reichert das Faktische mit zahlreichen persönlichen Anekdoten an – von Eartha Kitt bis Hildegard Knef schminkte er die großen Diven. Noch bis Ende Dezember widmet das Museum der Knef eine Sonderausstellung. Ronald Klein

  • Lippenstiftmuseum Helmstedter Straße 16, Wilmersdorf, Tel. 030/854 28 29, Besuch nur mit Termin, weitere Infos hier

KINDL – Zentrum für Zeitgenössische Kunst

Zum Verlieben: das KINDL. Foto: Imago/Kindl

Es ist schwierig, das KINDL nicht ins Herz zu schließen. Der sorgsam restaurierte Gebäudekomplex der ehemaligen Brauerei bringt einen sehr erfrischenden Kunstwind in die Stadt und pflegt einen liebevoll-achtsamen Umgang mit der Umgebung und der Nachbarschaft, innen wie außen. Zwar offiziell kein Museum, aber nicht weniger sehenswert deshalb.

Ob thematische Ausstellungen, Solo-Projekte, extra für das Imposante Kesselhaus konzipierten Werke namhafter Künstler:innen der zeitgenössischen Kunst, Gastveranstaltungen wie die Festivals „Tanz im August“ und „48 Stunden Neukölln“ oder Veranstaltungsreihen und Diskurse, die selbst für die Bewohner:innen in der Nachbarschaft interessant sind – so kann Kunst auch für kleine Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre kostenloser Eintritt) Spaß machen.

Die Bepflanzung der Freifläche mit Platanen, die mit den Jahren zu einem Schattenspendendem Dach des Vorplatzes wurden und der Betonwüste so langsam einen Hauch von einem Dorfgarten verleihen – es lohnt sich immer diesen Ort zu besuchen. Jolanda Roskosch

  • KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst Am Sudhaus 3, Neukölln, Mi 12-20 Uhr, Do-So 12-18 Uhr, 5 € regulär, 3 € ermäßigt, weitere Infos hier

Museum der Dinge: Tempel für Sachensucher

Gefühlt leben wohl die meisten Menschen in so einem Museum: eben einem Ort, in dem sich – wie im Werkbundarchiv Museum der Dinge – allerlei Gegenstände aus vor allem anonymer Massenproduktion ansammeln. Darunter seltsame Eieruhren, Toasthalter und eine neckische Zitronenpresse mit Angela-Merkel-Antlitz. Im Museum ist dieser Alltagskrimskrams jedoch geordnet: Je nach Sonderausstellung nach ihren erotischen Aspekten, danach, ob sie repariert/upgecycelt wurden oder ob ihr optischer Schein größer als der tatsächliche Nutzen ist. Zwölf Mal im Jahr wird ein „Ding des Monats“ gekürt. Die Autorin dieser Zeilen ist glücklich, dass dies im August 2020 der von ihr aus einem muffigen Keller gerettete erste Rollkoffer des Jetset-Zeitalters war, der glamouröse, feuerrote Delsey Airstyle Trolley aus dem Jahr 1972. Eva Apraku

  • Werkbundarchiv – Museum der Dinge Oranienstraße 25, Kreuzberg, Do–Mo 12–19 Uhr, Tickets: 6/ 4 €, Lange Nacht der Museen Special: Führungen und Workshops bis 2 Uhr, weitere Infos hier

Neue Nationalgalerie

Schon für die schöne Architektur lohnt sich ein Besuch in der Neuen Nationalgalerie. Foto: Imago/Schöning

Der Mies-van-der-Rohe-Bau ist eines der international besten und bekanntesten Museumsgebäude Berlins. Fünf Jahre dauerte es, den Bau zu sanieren und modernisieren. Seit 2020 ist der aufwändige Prozess abgeschlossen – und an Charme hat das Haus nichts eingebüßt.

Ganz aktuell erlebt das aus den 1970er-Jahren übertragene Format „Jazz in the Garden“ als „Sound in the Garden“ ein ausverkauftes Revival. Vier Samstage nacheinander erleben die Gäste musikalische Experimente im phantastisch schönen Skulpturen Garten der Neuen Nationalgalerie. Das Museum der Gegenwartskunst und Moderne, für die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts, die Neue Nationalgalerie, ist allein schon wegen seiner einzigartigen Architektur jederzeit ein Besuch wert. Robert Rischke

  • Neue Nationalgalerie Potsdamer Straße 50, Lichterfelde, Di, Mi,Fr, Sa & So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, 12 €, 6 € ermäßigt, Lange Nacht der Museen Special: Führungen und Workshops bis 2 Uhr, weitere Infos hier

Brücke-Museum

Außen elegant, innen expressionistisch: das Brücke-Museum. Foto: Imago/Schöning

Das Brücke-Museum, mit unnachahmlich nüchterner Eleganz entworfen vom unterschätzten Werner Düttmann, ist schon architektonisch ein Statement im oft angeberischen Dahlem. Das kleine Museum kann mit einer wahrlich spektakulären Sammlung aufwarten. Mit einer Schenkung von Karl Schmidt-Rottluff begann die Museumsarbeit, mittlerweile gehören zahlreiche Skulpturen, Aquarelle und Zeichnungen der Brücke-Maler:innen zum Bestand. Wohl kein anderer Ort vermittelt einen so umfassenden Eindruck von der Künstler:innen-Gruppe Die Brücke, die im frühen 20. Jahrhundert dem deutschen Expressionismus den Weg geebnet hat. Und kein anderer Ort schafft es, immer wieder neue Perspektiven auf diese so impulsive und ausdrucksstarke Kunst freizulegen. Unbedingt hingehen – und am besten das Kombiticket lösen, denn direkt nebenan wartet das Kunsthaus Dahlem.

  • Brücke-Museum Bussardsteig 9, Dahlem, Mittwoch – Montag: 11 – 17 Uhr, online

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