Die Museumslandschaft in Berlin und Brandenburg wächst: 2022 werden einige neue Museen eröffnen, wiedereröffnen oder sich an anderem Standorten in neuem Look präsentieren. Darunter sind kleinere Häuser wie das Grünauer Wassersportmuseum, das Samurai-Museum oder die stadtgeschichtliche Schau „Story of Berlin“, aber auch ein neuer Ort für DDR-Kunst in Potsdam – in einem ikonischen Bauwerk der 1970er-Jahre. Und nicht nur neue Museen eröffnen, auch Ausstellungsstücke kehren nach Berlin zurück – so wie das T-Rex-Skelett „Tristan“. Die Wiedereröffnungen und neuen Museen im Überblick.
„Story of Berlin“: Neue Ausstellung zur Stadtgeschichte
Als das Kudamm-Karree dicht machte, musste auch die 1999 eröffnete Ausstellung „Story of Berlin“ (Archivbild) rund um eine versteckt liegende Bunkeranlage schließen. In Berlin gibt es noch immer viele Bunker, einige werden heute anders genutzt. Aktuell wird das prominent liegende Ensemble umgebaut, künftig soll es unter dem Namen „Fürst“ vermarktet werden. Dann ist auch die Wiedereröffnung der historischen Stadtschau geplant. Die Macher versprechen eine überarbeitete Ausstellung zur Stadtgeschichte, die sich (nicht nur) an ein touristisches Publikum wendet.
- Story of Berlin Kurfürstendamm 207/208, Charlottenburg, Wiedereröffnung: Herbst 2022, www.story-of-berlin.de
Dem Leben auf der Spur im Medizinhistorischen Museum
„Der Virchow-Kern wird erhalten bleiben“, versprach Museumsdirektor Thomas Schnalke 2019, als wir ihn kurz vor Sanierungsbeginn trafen. Ende 2022 soll die abgeschlossen sein und das Medizinhistorische Museum wiedereröffnen. Bis dahin können die Besucher wechselnde Sonderausstellungen in einem Modulbau erleben. Bis Ende Februar eine zum Thema „Rudolf Virchow und die Charité der Zukunft“ (tägl. 10–18 Uhr).
- Medizinhistorisches Museum Charitéplatz 1, Mitte, Modulbau: Invalidenstr. 86, Mitte, Wiedereröffnung: Winter 2022, www.bmm-charite.de
Samurai-Museum: Originalobjekte und Virtual Reality
Der Wahlberliner Peter Janssen ist ein Verehrer der fernöstlichen Kultur. Vor allem die japanischen Schwertkrieger haben es ihm angetan. Also fing er an zu sammeln: Rüstungen, Helme, Waffen. Den Standort in Dahlem hat man in ein Recherchezentrum umgewandelt, das Samuraimuseum ist 2022 nach Mitte gezogen. Dort erwarten euch Originalobjekte, Virtual-Reality-Programme und mehr: Die Infos zum Samurai Museum lest ihr hier.
- Samuraimuseum Auguststr. 68, Mitte, seit 8.5.2022, tägl. 11–19 Uhr, Tickets kosten 12, erm. 8 Euro, Tel. 030/62 97 56 36, online
Umzug des beliebten Kollwitz-Museums
Ein bisschen wehmütig ist Leiterin Josephine Gabler. Sie hat gerne am Standort an der Fasanenstraße gearbeitet, erzählt sie in einem Interview mit der „taz“. Nun zieht das Käthe-Kollwitz-Museum in den Theaterbau von Schloss Charlottenburg. Gabler freut sich vor allem über mehr Platz für die Dauerausstellung über die bedeutende Grafikerin – zudem wird das Museum dann endlich barrierefrei sein. Über den Umzug und die Bauarbeiten am neuen Standort berichtet das Museumsteam online.
- Käthe-Kollwitz-Museum Fasanenstr. 24 Charlottenburg, tägl. 11–16 Uhr, Umzug: Frühjahr 2022, www.kaethe-kollwitz.berlin
Eröffnung des Ost-Flügels im Humboldt-Forum
Das Humboldt-Forum ist noch nicht komplett. Es fehlt noch der Ostflügel. Dieser soll im Spätsommer eröffnen und dem Ethnologischen Museum künftig mehr Platz bieten. Dort sollten ursprünglich auch die umstrittenen Benin-Bronzen gezeigt werden. Ob diese allerdings in Berlin ausgestellt werden, hängt auch von den Rückgabeverhandlungen mit Nigeria ab. Unsere Kollegin Claudia Wahjudi ist vom Humboldt-Forum bislang wenig begeistert: Die Leitungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der beiden Museen hecheln der öffentlichen Debatte um Raubkunst und Restitution nach wie vor hinterher, findet unsere Kunstredakteurin. Der Umgang mit dem Thema wirft für sie die Frage auf, ob dort überhaupt die richtigen Leute arbeiten. Mehr zum Humboldt Forum und der Geschichte des Stadtschlosses lest ihr hier.
- Humboldt-Forum Schloßplatz, Mitte, Mo, Mi, Do + So 10–20, Fr+Sa bis 22 Uhr, Eröffnung: Sommer 2022, www.humboldtforum.org
Ein neue Ausstellung zur brandenburgischen Geschichte
Das HBPG versteht sich als zentraler Ort für brandenburgische Kultur und Geschichte. Als solcher braucht es unbedingt eine Überblicksausstellung, die seit Ende April 2022 zu sehen ist. Mit historischen Objekten wie auch an interaktiven Medienstationen werdet ihr durch die bewegte Geschichte der Region geführt. Die Ausstellung fragt, was eigentlich typisch Brandenburg ist, blickt zurück auf zehn Jahrhunderte und beleuchtet die Region aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, von Natur bis zum brandenburgischen Erfindungsreichtum.
- Haus der Brandenburgisch-preußischen Geschichte Am Neuen Markt 9, Potsdam, Di+Mi 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr, Fr–So 11–18 Uhr, Eintritt frei, Spenden möglich, online
Das Museum Minsk im ehemaligen DDR-Kultrestaurant
Potsdam wird von Mäzenen regiert, pardon – beeinflusst. Zu denen gehört auch Hasso Plattner: Der IT-Unternehmer hat das DDR-Terrassenrestaurant „Minsk“ gekauft und es zuletzt umbauen lassen. Das in den 1970er-Jahren errichtete modernistische Bauwerk wird in Zukunft fast wie früher heißen: Das Minsk Kunsthaus in Potsdam, so lautet der neue Name. Die besondere Architektur des Ortes bleibt erhalten, künftig wird zeitgenössische Kunst zusammen mit Werken aus DDR gezeigt und neu kontextualisiert. Eröffnet wird der neue Ausstellungsraum mit Werken von Wolfgang Mattheuer und Stan Douglas.
- Das Minsk Kunsthaus in Potsdam Max-Planck-Straße 10, Potsdam, Eröffnung: 24.9.2022, online
Ins Tacheles zieht eine Dependance von Fotografiska
Das Tacheles ist Geschichte, längst wird auf dem alten Künstlerareal ein neues Stadtquartier errichtet. Künftig wird man dort auch ein neues spannendes Fotomuseum finden. Das Fotografiska von tipBerlin-Partner Yoram Roth mag manch einem bekannt vorkommen, denn die Institution hat bereits gut laufende Dependancen in Stockholm, Tallinn und New York. Man kann sich auf den Berliner Ableger freuen.
- Fotografiska Oranienburger Str. 54, Mitte, Eröffnung: Winter 2022, www.fotografiska.com
Boote, Pokale und mehr im Grünauer Wassersportmuseum
Bereits seit 2016 ist das Grünauer Wassersportmuseum geschlossen. Seitdem wird ein Teil der Exponate, die vor allem aus der Privatsammlung von Werner Philipp stammen und 1996 ans Land Berlin übergingen, im Olympiacafé an der Regattastrecke gezeigt: Dort zu entdecken sind etwa 130 Objekte, darunter Auszeichnungen, Boote und Auszüge aus Vereinshistorien.
- Grünauer Wassersportmuseum Regattastraße 221, Grünau, Interimsausstellung im Olympiacafé: Mi 10–16 Uhr, jeden letzten Sa im Monat 10–16 Uhr, Wiedereröffnung: im Laufe des Jahres 2022
Rückkehr von T-Rex Tristan nach Berlin
Nicht nur neue Museen eröffnen in Berlin, auch liebgewonnene Ausstellungsstücke kehren zurück – so wie Publikumsliebling „Tristan“. Im Laufe des Jahres wird das T-Rex-Skelett erneut im Museum für Naturkunde zu sehen sein. Unsere Kollegin Eva Apraku findet: Tristan ist einzigartig!
- Museum für Naturkunde Invalidenstraße 43, Mitte, Di–Fr 9.30–18 Uhr, Sa + So 10–18 Uhr, www.museumfuernaturkunde.berlin/de
Mehr Berliner Museen
Wir stellen euch die Museumslandschaft Berlins vor, etwa die großen Häuser auf der Museumsinsel. Hier erfahrt ihr mehr übers Bode-Museum, die Ausstellungen im Alten Museum bringen wir euch hier näher, und was euch im Neuen Museum erwartet, lest ihr hier. Wer Gaming-affin ist, sollte dem Computerspielemuseum in Friedrichshain einen Besuch abstatten. Unbedingt besuchen solltet ihr diese 12 Museen: eins aus jedem Berliner Verwaltungsbezirk. Lieber etwas kleiner? Hier sind Museen, die sich außergewöhnlichen oder skurrilen Themen widmen. Immer aktuell: Unser Überblick über Kunst-Ausstellungen in Berliner Galerien und Museen. Mehr Texte und Tipps findet ihr in unserer Museums-Rubrik.