Neues Kreuzberg Museum heißt der Ort, der versteckt in einem Hinterhof im gleichnamigen Stadtteil liegt. Im lichtdurchfluteten Studio arbeitet Stefan Landrock, ganz nah am trubeligen Moritzplatz. Das erst kürzlich gegründete Museum ist keines im klassischen Sinne: Bücherarchive und gesammelte, haptische Artefakte werdet ihr hier nicht finden. Vielmehr ist der Ort ein neuer Ausstellungsraum für digitale Erinnerungen.
Neues Kreuzberg Museum nutzt Musik als verbindendes Element
Unter dem Titel „RESTBERLIN – Was bleibt?” zeigt der Museumsgründer eine Videoinstallation, die eine Hommage an die dauerhafte Veränderung Berlins ist. Auf Basis von 20 Jahren digitaler Erinnerungen in Form von Videomaterial entstehen zusammengeschnittene Sequenzen, die einen ungestellten Blick in die Vergangenheit ermöglichen. Das Besondere daran: Stefan Landrocks eigens entwickelte Software „Eternal Light” übernimmt den Part des Schneidens, sodass er nicht jedes Video aus seinem digitalen Archiv komplett durchschauen muss, um es zu verwenden. Die Schnitte werden sozusagen zufällig und überraschend entwickelt.
Im Fokus der Videoinstallation stehen öffentliche Events der vergangenen zwei Jahrzehnte; dazu zählen Beobachtungen der Leute auf der Straße, bei Raves oder Demonstrationen. Das Thema Musik zieht sich dabei wie ein roter Faden durch. Ein Video zeigt zum Beispiel den Kreuzberger Musiker P.R. Kantate, der 2004 den Song „Es ist Zeit” auf dem damaligen Heinrichplatz performt. Später wurde dieser beim Rio Reiser Song Contest eingereicht und heute, fast zwanzig Jahre später, heißt der damalige Auftrittsort ebenfalls Rio-Reiser-Platz.
Für Stefan Landrock gab es einige Gründe, das Museum ins Leben zu rufen. Vor allem will er einen Rahmen für digitale, videografische Erinnerungen in Berlin finden. Für weitere Ausstellungen möchte er nicht nur Material aus seinem Archiv, sondern auch das anderer Bildersammler:innen zeigen. Menschen zu inspirieren und dazu anzuregen, Bilder zu präservieren, damit sie die Zeit überdauern, ist seine Intention dabei. „Viele haben Sehnsucht danach, aber nicht die technischen Möglichkeiten”, so Landrock.
Eröffnung am 20. September – weitere Ausstellungen folgen
Bei dieser einen Ausstellung soll es nicht bleiben. Ende September könnt ihr die Vernissage vom Memekünstler und selbsternannten Verschwörungs-Comedian Snicklink besuchen und im Oktober die Geschichte des Bitcoins im NKM entdecken.
- Neues Kreuzberg Museum (NKM) Prinzessinnenstraße 16, Kreuzberg, Vernissage: Fr 20.9. um 19 Uhr, Sa 21.9.–Mo 23.9. 19-22 Uhr, Eintritt: frei, mehr Infos hier
Es gibt noch mehr zu entdecken: Wir zeigen euch die vielfältigen Museen in Kreuzberg. Viel hat sich verändert in der Gegend: Bilder von der Oranienstraße im Wandel der Zeit. Was lohnt sich gerade? Diese aktuellen Ausstellungen in Berlin empfehlen wir bei den Kunst-Tipps. Kreativwerkstätten sind wichtig – zu Besuch in der Kunsthalle Neukölln. Rund ums Neue Kreuzberg Museum unterwegs? Alle Texte zum Stadtteil Kreuzberg sammeln wir hier.