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Museen in Steglitz: Kunst, Heimat und Katzen

Die Museen in Steglitz bieten viel abseits von altbekannten Gemälden oder Paläontologie. Der Stadtteil ist Heimat vieler kreativer Ausstellungen: Katzen statt Dinosaurier, Turbinen statt Rembrandt. Die unkonventionelle Auswahl der kleinen Häuser bringt Abwechslung ins Kulturleben. Und damit die Entscheidung für das richtige Ziel leichter fällt, haben wir hier Infos zu allen Museen in Steglitz für euch gebündelt.


Schwartzsche Villa: Schlaraffenland für Schöngeister

Sie ist in ihrer Klotzigkeit schon anmutig, die Schwartzsche Villa. Foto: Imago/Joko

Ein Jahr nachdem der Bankier Carl Schwartz (historisch eher wenig bedeutend) in Rente ging, beauftragte er Christian Heidecke (historisch bedeutender) eine Villa zu bauen. Heidecke entwarf bereits das Haus von Max Liebermann (historisch sehr bedeutend), hatte also Erfahrung mit Bauten für die Oberschicht. 1898 hat Schwartz die Villa eingeweiht. Als prunkvoller Wohnsitz diente das Gebäude nicht lange. Im Zweiten Weltkrieg starb mit Gabrielle Schwartz das letzte im Haus lebende Familienmitglied.

Lange Zeit war unklar, wie es mit dem Bau weitergehen soll. Kurzzeitig war es ein Waisenhaus, dann Warenlager, zeitweise sollte es sogar als Erweiterung fürs Rathaus dienen. Es kam anders. Seit 1995 ist es ein Kulturhaus mit Galerie, Atelier, Konzert- und Veranstaltungssaal, Zimmertheater, Fotolabor und Musikraum. Entsprechend vielfältig ist das Veranstaltungsangebot. In der Galerie präsentieren zeitgenössische Künstler:innen ihre Werke zur Regionalgeschichte, im Konzertsaal spielen Orchester Neuinterpretationen und Altbekanntes.

  • Schwartzsche Villa Grunewaldstraße 3, Steglitz, Mo-So 10-18 Uhr, Tel. 030/902 99 22 10

Deutsches Blindenmuseum

Die Braille-Schrift veränderte das Leben blinder und sehbeeinträchtigter Menschen maßgeblich. Foto: Imago/Science Photo Library

1890 an der Königlischen Blindenanstalt zu Steglitz gegründet, sollte das Blindenmuseum Besuchenden den Alltag blinder sowie sehbeeinträchtigter Menschen näher bringen. Es war ein Erfolg. Ein so großer, dass das Museum letztlich in ein eigenes Gebäude zog. Es folgten Bombenschäden im Verlauf des Zweiten Weltkriegs, Schließungen, Wiedereröffnungen, Umzüge. Seit einiger Zeit hat das Museum in Steglitz einen festen Sitz an der Rothenburgstraße. Besonders interessant ist hier die Sonderausstellung zur Braille-Schrift (Blindenschrift). Die bekannten sechs Punkte veränderten das Leben vieler Menschen.

  • Deutsches Blindenmuseum Rothenburgstraße 14, Steglitz, weitere Informationen hier

Katzenmuseum

Wann wir Menschen uns zu Leibeigenen von Katzen gemacht haben, ist unklar. Vielleicht sind wir es schon seit Beginn der Zeitrechnung, vielleicht ist es sogar unsere Bestimmung. Und der kommen wir nur nach, wenn wir uns Katzen anschaffen. Manche werden sich fragen, ob das wirklich sein muss. Nee. Diesbezügliche Bedürfnisse können wir auch befriedigen, indem wir ins Katzenmuseum gehen. Mehr als 30 Jahre sammelte das Ehepaar Glantz alles, was mit den Samtpfoten zutun hat. Vasen, Skulpturen, Bilder. Eine Bibliothek bietet zudem viele Sachbücher, womit sich angehende Katzendiener:innen auf ihren Dienst vorbereiten können. Besonders charmant: das Museum liegt in einer privaten Drei-Zimmer-Wohnung in Lichterfelde. Übrigens: Hier erfahrt ihr, ob Katzen oder Hunde besser sind (Clickbait?! Ihr wärt überrascht).

  • Katzenmuseum Luisenstraße 38, Lichterfelde, Tel. 030/772 51 49 (telefonische Anmeldung erforderlich)

Energie-Museum

Wir können nicht erklären, was das ist. Ihr hingegen schon, wenn ihr ins Energie-Museum in Steglitz geht. Foto: Gemeinfrei

Es gibt so viel Alltägliches, was wir nutzen, aber nicht hinterfragen, Strom etwa. Viele wissen darüber lediglich, dass er aus der Steckdose kommt und Aua schmeckt, na ja, und dass er von Kraftwerken eingespeist wird. Seit 2001 könnt ihr im Energie-Museum lernen, wie genau das funktioniert, was für Gerätschaften dafür notwendig waren und auch heute sind. Kraftwerkstechnik, Stromnetze, Straßenbeleuchtung, alles Themen, die in der Einrichtung im ehemaligen Kraftwerk Steglitz (steht in Lankwitz) beleuchtet werden. Nicht nur was für Physiknerds. Mehr über Kraftwerke in Berlin lest ihr übrigens hier.

  • Energie-Museum Teltowkanalstraße 9, Lankwitz, Tel. 030/70 17 77 55, Termine und weitere Infos hier

Heimatmuseum Steglitz

Ziemlich unscheinbar, das Heimatmuseum Steglitz. Foto: Bodo Kubrak

Steglitz’ Eingliederung in Berlin 1920 ging mit einer Sorge einher: Die Bevölkerung befürchtete, historische und regionale Eigenheiten ihres Heimatortes würden verlorengehen. Um das zu verhindern, gründete Karl Buhrow, der letzte Bürgermeister von Steglitz, einen Verein. Dieser archivierte Realien, um die Erinnerung an das ehemalige Dorf zu erhalten. Mit der Zeit wuchs das Archiv, zog in ein Haus mit Ausstellungsflächen, entwickelte sich zu einem richtigen Museum. Zwischendurch kam es trotzdem zu Standortwechseln, doch seit 1984 ist das Heimatmuseum Steglitz, geführt vom Heimatverein Steglitz, in der Drakestraße (Lichterfelde) beheimatet. Übrigens befasst sich das Museum mittlerweile auch mit der Entwicklung der Ortsteile Lankwitz, Lichterfelde und Südende. Die unterschiedlichen Heimat- und Stadtmuseen in Berlin stellen wir euch hier vor.

  • Heimatmuseum Steglitz Drakestraße 64A, Lichterfelde, Tel. 030/833 21 09, weitere Infos findet ihr hier

Mehr zum Thema

Zu weit draußen, nicht viel los – es gibt einige Vorurteile über den Stadtteil im Südwesten. Unsere Autorin zog von Prenzlauer Berg nach Steglitz und lernte, dass nicht alle zutreffen. Von Kulinarik bis Erholung im Park zeigen wir euch schöne Orte, um Steglitz zu erleben. Vor allem einkaufen kann man im Stadtteil gut: Mehr dazu lest ihr in unserem Shopping-Guide für Steglitz und Zehlendorf. Und sogar darüber hinaus. Hier findet ihr all unsere Steglitz-Texte.

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