Während ich diesen Text schreibe, höre ich im Hintergrund den Televisor leise weinen. Ich glaube, er hat vorhin auch irgendwas kaputtgehauen. Der Kollege liebt bizarre Fernsehunterhaltungsformate.

Jetzt ist es wieder eines weniger. Nein, nicht die gefühlt 500. „Derrick“-Wiederholung, die sich das ZDF von nun an schenkt. Horst Tappert ist zwar längst tot, war aber trotzdem mal bei der Waffen-SS. Der Verlustschmerz ist ein anderer. Gerade ist in der tip-Redaktion die Nachricht angekommen, der RBB werde zur Abgeordnetenhauswahl im September kein Fernsehduell des Regierenden Bürgermeisters gegen seinen Herausforderer ausstrahlen. Weil es einfach zu viele Herausforderer gibt. Oder zu wenige. Ganz, wie man will.
Vor fünf Jahren reichte es, Klaus Wowereit jeweils in ein Duell mit Frank Henkel und mit Renate Künast zu schicken. Nicht einmal zwei Monate vor der Wahl 2016 aber sehen Umfragen SPD, CDU, Grüne und Linke alle in Ein-Prozent-Schritten um die 20 Prozent herum. Das wären dann drei Duelle mit Michael Müller gewesen. Für den RBB vermutlich keine schöne Vorstellung, der neue Regierende ist eben nicht der alte. Immerhin plant der Sender am 6. September ein sogenanntes „Hearing“ mit allen Parteien über fünf Prozent und am 8. September eines mit kleinen Parteien. Gerade wurden 21 Parteien zur Wahl zugelassen. Welche Klein-Parteien der RBB einlädt, steht noch nicht fest. Aber Die Bergpartei, Die Violetten – Für Spirituelle Politik und Die Partei in einer Sendung: So ein Fernsehabend würde den Televisor sehr behagen.
Ich besorge schon mal das Popcorn.