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Hörspiel

Rohrkrepierer, ­beschleunigt

Unter dem hippen, nicht-klassischen Staatsoper-Label „Linden21“ wird Words & Music aufgeführt – ein Hörspiel für zwei Sprecher und Kammerensemble von Morton Feldman und Samuel Beckett 

Maxime Pascal leitet das Musikkollektiv Le BalconFoto: Guillaume de Sardes

Als der alte, schon leicht klapprige Samuel Beckett vor vielen Jahren in einem Pariser Park von einem guten Bekannten von mir angetroffen und gefragt wurde, ob man rasch ein Foto von ihm machen dürfe, zischelte er nur leise zurück: „Faites vites!“ („Machen Sie schnell!“) Goldene Worte. So oder ähnlich wird alles, was mit diesem originellen Mann zusammenhängt, unwillkürlich zu einem Beckett-Dramolett.

Bis heute würzen große Häuser ihre Spielpläne gern mit einer Beckett-Kleinigkeit. Manche, so wie Chris Dercon an der Volksbühne, sind auch schon böse dabei auf die Nase gefallen. „Words and Music“, 1961 als Hörspiel konzipiert, war schon ursprünglich ein Rohrkrepierer. Bevor es von der BBC ausgestrahlt werden konnte, zog Beckett den Text zurück und hielt ihn bis kurz vor seinem Tode unter Verschluss. Als Beckett in Berlin den Komponisten Morton Feldman getroffen hatte, bat er ihn, den Text durch Musik zu retten. 1987, im Todesjahr Feldmans, erlebte das Werk die Uraufführung.

Ehrenwert, dass die Staatsoper die musikgeschichtliche Miszelle auf die Bühne hievt. Sie bietet den Trialog zwischen dem alten Croak und seinen beiden Dienern Joe (Words) und Bob (Music). Mit Christian Brückner (als Joe) ist der Abend prominent besetzt. Musikalischer Leiter ist Maxime Pascal vom Musikkollektiv Le Balcon. Auf eines kann man sich bei dem immer geruhsamen, konzentrierten Beckett verlassen: Der Abend ist „schnell“ (siehe oben) wieder vorüber.

Apollosaal der Staatsoper Unter den Linden 7, Mitte, Di 23.4., 21 Uhr, Mi 24.4., 21 Uhr, Sa 27.4., 22.30 Uhr, 25, erm. 15 €

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