Am Ende der zwei Stunden sprechen die vier Darsteller im Chor Ernst Jandls Lautgedicht „schtzngrmm“, in dem die Konsonanten explodieren wie Granaten in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges. Der Abend im HAU 3 ist im Wortsinn erschlagend, eine Materialschlacht, die hält, was der Titel verspricht: „Schlachtfeld Erinnerung 1914/2014“.
Die Dokumentarfilm-Regisseurin Regine Dura und der Dokumentartheater-Regisseur Hans-Werner Kroesinger haben ein Jahr lang auf dem Balkan und in Istanbul Spuren, Dokumente, Erinnerungsablagerungen des Ersten Weltkriegs recherchiert. Aus diesen Sedimenten der europäischen Gewaltgeschichte ist eine komlexe Montage mit Momentaufnahmen der Kriege und Bürgerkriege, Attentate und diplomatischen Manöver vom Balkan?konflikt 1877 über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis hin zu den Balkankriegen der 90er-Jahre entstanden. Benjamin Bajramovic, Damjan Kecojevic, Lajos Talamonti und Armin Wieser liefern das im bewährt nüchternen, hochkonzentrierten Kroesinger-Stil ab.
Text: Peter Laudenbach
Foto: David Baltzer
tip-Bewertung: annehmbar
Schlachtfeld Erinnerung 1914 / 2014, HAU 3, Mi 18.–Sa 21.6., 20.00, ?Karten-Tel. 25 90 04 27