Passend dazu inszenierte Silvia Rieger dieses kaum aufgeführte Werk in der Volksbühne auf der Unterbühne, wo die Zuschauer zwischen Kabelbündeln und Heizungsrohren an zwei Seiten einer quadratischen, leeren Spielfläche sitzen.
Die Decke ist niedrig, die Atmosphäre äußerst nüchtern. Dabei geht es am Beispiel dreier libertärer Geschwister so wortmächtig wie schwärmerisch, so subversiv wie verquast um nicht mehr und nicht weniger als die Suche nach dem richtigen Leben, der wahren Liebe, der ultimativen Freiheit. Fern expressionistisch-wollüstigen Überschwangs zeigt Silvia Rieger, die selbst den Frauenmörder Jakob darstellt, das Drama streng formalisiert und ohne psychologische Interpretationen als eisige Evidenz des Unerhörten. Sämtliche Figuren sind mit schöner Intensität aus der Sprache entwickelt und vor jedem Aktionismus bewahrt worden. Die choreografisch durchgestalteten Grenzgänger bleiben auf faszinierende Weise fremd und unfassbar.
Sie waren keinem Publikum Zeitgenossen, warum sollte die Regisseurin sie jetzt dazu zwingen? Konzentriert wie eine spiritistische Sitzung und ebenso verstiegen, entwickelt die gekonnt puristische Aufführung eine eindringliche Suggestivkraft: Als blühte auf der Unterbühne der Theaterkunststrand.
Text: Irene Bazinger
Foto: Thomas Aurin
tip-Bewertung: Annehmbar
Termine: Pastor Ephraim Magnus
in der Volksbühne, z.B. am So 14.3., Di 16.3., 20 Uhr
Tickets www.tip-berlin.de/tickets
weitere Rezensionen: