Wenn das Myfest so unterhaltsam wird wie der Holperweg dorthin, kann am 1. Mai ja garnichts schiefgehen. Letztes Jahr feierten, tranken und pinkelten sich eine Viertelmillion Besucher über das Fest-Areal, wo seit 2003 mit einigem Erfolg die traditionell heißblütiger Kreuzberger Maifestspiele befriedet werden. Bis vor wenigen Wochen sah es so aus, als würde die späte Love-Parade neu aufgeführt. Die Techno-Parade mit urinübersäuertem Tiergarten hatte sich nie mehr vom verlorenen Status als politischer Demonstration erholt. Sie bekam dafür einen Fitnessstudioketten-Chef als Veranstalter. Eine ähnlich bizarre Vorstellung wie neulich die Idee, das Myfest dem Fanmeilen-Organisator Willy Kausch zu übertragen. Eine Anwohnerklage gegen das Fest wurde erst letzte Woche abgewiesen. Jetzt hat die Myfest-Crew die Sache selbst in der Hand, alles soll politischer werden. Zwischen Innensenator Henkel (CDU) und Bezirksbürgermeisterin Herrmann (Grüne) ist nur noch eines umstritten: wer das Myfest nun gerettet hat.
Text: Erik Heier
Foto: Silke Fischer & Soner Ipekcioglu