Frau Höhne, mit Klaus Erforth haben Sie 1990 das Theater Ramba Zamba gegründet. Ihre Truppe besteht aus Schauspielern mit geistiger oder körperlicher Behinderung. Was ist das Besondere an der Zusammenarbeit mit ihnen?
Wir arbeiten mit großen Bildern und sehr wenig Text. Unsere Schauspieler nähern sich den Stücken und Themen nicht über Worte, sondern über Gefühle und sehr konkrete Situationen. Als Regisseur besteht die Herausforderung darin, einen Zugang zur besonderen Innenwelt und dem Erfahrungshorizont der Schauspieler zu bekommen.
Sie nennen sich auch das „verrückte Theater“. Was genau meinen Sie damit?
Früher wurden Menschen mit einer Behinderung als verrückt bezeichnet. Verrücken bedeutet aber auch, die Dinge anders wahrzunehmen, etwas aus einer anderen Perspektive zu sehen. Unsere Schauspieler haben einen ganz eigenen, besonderen Zugang zu den Dingen. Ihr Spiel provoziert und berührt die Zuschauer zugleich.
Ihnen und Ihrem Theater wird gelegentlich unterstellt, dass Sie Ihre Schauspieler aus Mitleid oder therapeutischen Zwecken beschäftigen.
Ja, mit diesem Vorurteil kämpfen wir jetzt bereits seit 20 Jahren. Um Therapie oder Mitleid ging es uns allerdings nie. Ganz im Gegenteil. Wir wollten von Anfang an Kunst machen und nichts anderes. Aber das traut man uns und unseren Leuten bis heute oft nicht zu. Ich wünsche mir, dass unsere Schauspieler endlich als professionelle Künstler anerkannt und auch gefördert werden.
Zum 20-jährigen Jubiläum in diesem Jahr führen Sie die mehr als 2500 Jahre alte Komödie „Der Frieden“ von Aristophanes auf. Was erwartet die Zuschauer?
Wir haben zum ersten Mal die Form des Straßentheaters gewählt. Es hat mich überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit unsere Truppe das neue Format angenommen hat. Zur Unterstützung haben wir das polnische Straßentheater „Teatr Osmego Dnia“ und die integrative Theatergruppe „Wings“ aus Tel Aviv eingeladen. Es wird ein großartiges Open-Air-Spektakel werden.
Interview: Katharina Wagner
Foto: Oliver Wolff
20 Jahre Theater Ramba Zamba
Der Frieden – Ein Fest, Hof II der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36–39,
Prenzlauer Berg, Mi 1.–Fr 3.9.,