„Das Helmi“, Berlins lustigstes Puppentheater, hat Übung darin, Großklassiker von Goethe bis Schiller trashig zu zerschreddern. Jetzt macht das Helmi im Ballhaus Ost aus dem Hype um Helene Hegemann und ihren unlesbaren Roman „Axolotl Roadkill“ samt den aufgeregten Feuilleton-Heißluft-Debatten einen netten kleinen Abend, dessen Titel schon mal lässig sinnfrei den Romantitel verdreht: „Axel hol den Rotkohl.“ Ein Chor der vertrottelt wirkenden Kritiker und Blogger spielt Kulturkritik in der Comic-Variante: „Du hast das alles gar nicht erlebt! Wir sind authentisch! Wir waren im Berghain und haben im Darkroom den Arsch hingehalten! Wir sind die Hochkultur.“ Auch das übrige Personal der Show macht einen derangierten Eindruck. Der Berghain-Türsteher: Ein menschen- und drogenfressender Mülleimer. Hegemanns Roman-Alter-Ego Mifti: Eine schielende Schaumstoffpuppe im blauen Kleid, die dauernd verdrehtes Zeug von sich gibt. Beschwingter wurden überflüssige Feuilleton-Heißluft-Debatten selten entsorgt, und auch als Resozialisierungsmaßnahme scheint der Abend zu funktionieren: Am Ende verbeugt sich eine dem Hype offenbar gut gelaunt entkommene Helene Hegemann zusammen mit den Performern.
Text: PL
tip- Bewertung: Annehmbar
Axel hol den Rotkohl Ballhaus Ost, 26., 27.5., 20 Uhr
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