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Das Chamäleon feiert seinen 20. Geburtstag mit einer Weltpremiere: „Wolf“

Das Chamäleon Theater hat sich in zwei Jahrzehnten zu der Berliner Plattform des Zeitgenössischen Zirkus entwickelt. Das feiert das Haus mit der Weltpremiere „Wolf“ von der australischen Compagnie Circa

Die Gruppe Circa aus Australien gratuliert dem Chamäleon mit „Wolf“. Foto: Andy Phillipson

Noch vor 20 Jahren gab es hierzulande nur den traditionellen Zirkus, gerne Roncalli-mäßig romantisiert. Und es gab den Cirque Nouveau – nur woanders, der bekannteste Vertreter ist wohl der Cirque du Soleil. „Wir waren die Ersten, die die Ästhetik des Zeitgenössischen Zirkus fürs Theater umgesetzt haben“, sagt Anke Politz stolz, heute Intendantin der „Chamäleon Berlin gGmbH – Produktionshaus und Bühne für Zeitgenössischen Zirkus“, wie sich die Bühne inzwischen firmenrechtlich bezeichnet.

Als sie 2004 zunächst als Pressefrau ans damalige Chamäleon Varieté kam, stand es vor dem Konkurs. Der selbstironische Mix aus unvorhergesehenen Gags und einstudierten Pannen, mit dem ein paar Varietéfreaks um den Clown Hacki Ginda den denkmalgeschützten Jugendstil-Festsaal ab 1991 wiederbelebt hatten, hatte sich totgelaufen.

Der Neue Circus als eigenständige Form der Performancekunst

Politz übernahm die künstlerische Leitung und profilierte, seit 2011 unterstützt von Hendrik Frobel als Geschäftsführer, das unsubventionierte Haus mit Mut für Risiko und Experiment zur Berliner Plattform des Zeitgenössischen Zirkus. Sie hatte erkannt, dass mit dem Neuen Circus eine eigenständige Kunstform innerhalb der Darstellenden Künste entstanden war, auf Augenhöhe mit Performancekunst oder Tanztheater.

Von Anfang an setzte Politz auf Teamgeist und internationale Netzwerke in der Überzeugung, dass die Vielseitigkeit des Neuen Circus, seine Emotionalität, Poesie und Zugänglichkeit für viele verschiedene Bevölkerungsgruppen, sein eigenes Pub­likum gewinnen wird. Eine der internationalen Compagnien, mit denen das Chamäleon dabei seit vielen Jahren beständig zusammenarbeitet, ist die australische Gruppe Circa.

Choreografie, Musik und Akrobatik verschmelzen zu einem ganz eigenen Gesamtkunstwerk

Das Ensemble um seinen kreativen Mastermind Yaron Lifschitz hat in Berlin erfolgreich bereits Produktionen wie „Wunderkammer“, „Beyond“, „Humans“ und „Peepshow“ gezeigt. Nun erarbeiten sie zum 20. Geburtstag des Chamäleon Theaters mit „Wolf“ eine Uraufführung. Es ist die bislang größte Show, die Circa für die Bühne des Chamäleon kreiert.

Akrobatik als Performancekunst: „Wolf“ von Circa. Foto: Andy Phillipson

„Die Basis unserer Zirkusarbeit ist ein sehr starker Sinn für Menschlichkeit“, sagt Lifschitz. Mit „Wolf“ wolle er eine hochenergetische Show kreieren, die ebenso unterhaltsam wie tiefsinnig über das Menschsein nachdenkt, auch dessen finstere Seiten: „Was lauert in den dunklen Wäldern unseres inneren Selbst, in den dunklen Wäldern anderer Leute, und was passiert, wenn diese Dinge aufeinandertreffen? Ich sehe dies als eine Show, die ein wenig düster ist, aber sie ist oft sexy, spielerisch und insgesamt doch recht fröhlich und energiegeladen“, verspricht Lifschitz.

So folgt dieses zeitgenössische Zirkusstück dem traditionellen Ideal des Theaters als Ort der Utopie, an dem die Zerrissenheit und Abgründigkeit der Wirklichkeit gespiegelt und ein Gegenmodell formuliert wird. Gleichzeitig ist diese tiefsinnige Performancekunst, in der Choreografie, Musik und Akrobatik zu einem ganz eigenen Gesamtkunstwerk verschmelzen, durch seine virtuo­sen Elemente mit körperlichen Leistungen, die dem Publikum den Atem rauben, auch spannend und unterhaltsam. Klar, dass Lifschitz nichts von einer Trennung zwischen E- und U-Kultur hält: „Das ist eine sehr deutsche Differenzierung. Ich will den Zuschauer auf eine emotionale und intellektuelle Reise führen, warum sollte man beides trennen?“

  • Chamäleon Theater Rosenthaler Str. 40/41, Mitte, Voraufführungen 20.8.–4.9., Di–Fr 20 Uhr, Sa 18+21.30 Uhr, Sa 18 Uhr, 31–54 €, Premiere: Do 5.9., weitere Vorstellungen bis 5.1.25, Karten: 39–64 €, Online

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