Auf einige der üblichen Theaterzutaten wie Schauspieler und Text kann Kjartansson verzichten. Sie würden die Bühnenbilder im Stil der Ausstattungskünste des 19. Jahrhunderts nur stören. Gemalte Horizonte! Ein Wald aus Pappmaschee-Stämmen! Hintereinander gestaffelte Soffitten und träge rollende Polarmeer-Wellen aus freundlich schimmernder Folie wie bei der Augsburger Puppenkiste!
Mal schneit es sanft, mal funkeln die Sterne über einer Schneelandschaft, mal wird das Morgenrot sehr langsam heller. Mehr geschieht nicht. Zeitgenossen, die unter dem berühmten Informationsoverkill leiden, ist der Abend schon aus therapeutischen Gründen zu empfehlen. Dazu hat der isländische Komponist Kjartan Sveinsson für das Filmorchester Babelsberg und den Berliner Filmchor einen angenehm sedierenden Soundtrack geschrieben, dessen Klangwellen gemächlich dahinfließen und freundlicherweise auf alle Momente von Spannung oder gar Dramatik verzichten, die den somnambulen Halbdämmer stören könnten. Musik, die klingt wie ein sehr sanftes Schlafmittel, das einem wohlige Träume schenkt: Diese Orchesterklänge sind Opium fürs Theatervolk. Wenn schon postdramatisches Theater, dann so!
Text: Peter Laudenbach
Foto: Thomas Aurin
tip-Bewertung: Herausragend
Der Klang der Offenbarung des Göttlichen Volksbühne, Fr 28.2., 20 Uhr + Sa 1.3., 20 Uhr, So 16.3., 18 Uhr, Karten-Tel. 24 06 57 77