Schon lange nichts vom Ekeltheater gehört? Kein Problem, die Schaubühne hilft gern! Wie jetzt mit Moliйres „Der Menschenfeind“ in der Regie von Ivo van Hove, der in aller Unbescheidenheit gleich dreimal im Programmheft abgelichtet ist. In einem sterilen Loft mit teuren Flachbildschirmen quälen sich die Schauspieler an Moliйres Reimen in der Übersetzung von Hans Weigel ab, ohne dass man ihnen ein Wort, einen Gedanken oder eine Pointe glaubt (ausgenommen und als einzige künstlerisch ernst zu nehmen ist die große Corinna Kirchhoff). Man knödelt und kreischt, nuschelt und nölt hirn- wie hilflos, egal ob es um Wahrheit, Liebe oder Selbstmord geht. Kein Wunder, denn der gesamten Inszenierung geht es allem Anschein nach auch um nichts. Stattdessen wird trendy Elektroschnickschnack vom Handy bis zum iPad eingesetzt, was vielleicht Medienkritik ausdrücken soll. Zwei Kameramänner vergrößern den groben Unfug noch und zeigen in aller Schärfe, dass es nichts zu sehen gibt. Bis dann Lars Eidinger in der Titelrolle wieder einmal die Hose öffnet, sich Erdnusslocken in den Anus stopft und herausplumpsen lässt. Die Kamera überträgt in Nahaufnahme und Papa Freud gratuliert zum Erreichen der Analphase, selbst wenn die ansonsten im Vorschulalter abgeschlossen ist. Die Schaubühne blamiert sich diesmal wirklich bis aufs Kreuz.
Text: Irene Bazinger
Foto: Jan Versweyveld
tip-Bewertung: Uninteressant
Termine: Der Menschenfeind?
Schaubühne, Kurfürstendamm 153, 21., 22., 23.10., ?20 Uhr
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