Volker Lösch collagiert an der Schaubühne Wolfgang Borcherts Kriegsheimkehrerdrama „Draußen vor der Tür“ von 1946 mit Dokumentarmaterial. Es sind Auszüge aus Gesprächen deutscher Soldaten, die in britischer Kriegsgefangenschaft abgehört wurden. Das Buch, in dem Sönke Neitzel und Harald Welzer diese Abhörprotokolle vor zwei Jahren veröffentlicht haben, ist eine erschreckende Lektüre. Man hört Menschen zu, für die das Töten und Vergewaltigen ein „Ausgleichssport“ oder ein „Mordsspaß“ war.
Leider weiß Lösch den Kontrast den beiden Textebenen nicht zu nutzen. Beides wird von einem Trupp sieben abgerissener Soldaten gebellt. Szenisch und dramaturgisch ist das konfus, schauspielerisch erbarmungswürdig kraftlos. Die Bühne: eine schwarz-rot-gold bedeckte Hügellandschaft. Spätestens wenn der Oberst (Ulrich Hoppe), dem der Kriegsheimkehrer Beckmann (Sebastian Nakajew) die Verantwortung zurückgeben will, mit Gummi-Hähnchen um sich wirft, rutscht die Aufführung in die unfreiwillige Komik.
Text: Peter Laudenbach
Foto: Heiko Schaefer
tip-Bewertung: Uninteressant
Draußen vor der Tür: Termine
Schaubühne,
Karten-Tel. 89 00 23
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