„Fantasio“, das klingt nach E.T.A. Hoffmann. Tatsächlich, der Dichter der Romantik erfand die Verwechslungskomödie um die Zwangsehe mit einem depperten Prinzen in den „Lebensansichten des Katers Murr“. Offenbach, ein E.T.A. Hoffmann-Schwärmer, vertonte den Stoff 1869/70 (nach einem Libretto von Alfred de Musset). Der Deutsch-Französische Krieg verzögerte die Uraufführung – und verhagelte dem pazifistisch gesonnenen Komponisten den Rest seiner Karriere. Das Werk versank.
Nachdem 2011 das letzte „Fantasio“-Puzzlesteinchen wieder aufgefunden war, gelang dem Theater Karlsruhe 2014 ein Coup mit der ersten Wiederaufführung. Zwar beansprucht auch die Komische Oper jetzt den Titel „Uraufführung“ für sich: „Zum ersten Mal erklingt Offenbachs Opйra comique ‚Fantasio’ so, wie es der Komponist ursprünglich beabsichtigt hatte.“ Aber: Das kann man immer sagen, oder?
Fest steht, dass mit diesem Herzstück eines kleinen Offenbach-Festivals ein Komponist nach Berlin zurückgeholt wird, der hier sogar persönlich wirkte (im Gebäude des heutigen Deutschen Theaters). Den Moderator des – konzertanten – „Fantasio“ mimt Dominique Horwitz. Die Titelrolle singt turkish lover Tansel Akzeybek. Zum Festival gehören außerdem „Die schöne Helena“ (11., 15.2.) und „Les Contes d’Hoffmann“ (14., 17.2.). Womit man sich zu einem – lange vernachlässigten – Säulenheiligen des eigenen Hauses bekennt. „Komische Oper“, diesen Namen lieh ihr Neugründer, Walter Felsenstein, von niemand anderem als Offenbach.
Text: Kai Luehrs-Kaiser
Foto: Jan Windszus Photography
Komische Oper Sa 13.2., Di 16.2., jeweils 19.30 Uhr, ?Karten-Tel. 47 99 74 00