Eine volle Bettpfanne, in der munter rumgerührt wird, macht noch keine Farce. Dass Calixto Bieito einen Opern-Schwank wie Puccinis „Gianni Schicchi“ würde wachkitzeln können, damit war nicht zu rechnen. Pizzabäcker, die sich in den Schritt fassen, und der geübte Gebrauch von blutigem Sezierbesteck verraten lediglich den Willen, mit dem Komödien-Vorschlaghammer harte Fakten zu schaffen. Die Sänger, allen voran der etwas witzlose Günter Papendell als Testamentsfälscher, haben nicht genug Lachgas in der Stimme. Beim ultimativen Puccini-Hit „O mio babbino caro“ verströmt Kim-Lillian Strebel (Lauretta) zu wenig Italianitа. Henrik Nбnбsi am Pult tritt einmal mehr musikalisch zu sehr auf der Stelle.Besser kommt Bieito mit Bartуks – gleichfalls 1918 uraufgeführter – Oper „Herzog Blaubarts Burg“ zurecht. Im Schatten einer Gründerzeitfassade (Bühne: Rebecca Ringst) rückt der Einakter erstaunlich nahe an Puccinis Parlando-Welt heran. Das Hauptverdienst besteht darin, dass der notorische Blaubart eben nicht der verfreakte Nerd ist, der eine Frau zwanghaft in seine Junggesellenabgründe einweiht; sondern Judith selber will die Leichen im Keller kennenlernen – und wird ihrerseits aggressiv. So ist dies ein momenthaft fesselnder Abend, immerhin.
Text: Kai Luehrs-Kaiser
Foto: Monika Rittershaus
Adresse + Termine: Komische Oper, Karten-Tel. 47 99 74 00