In der jährlichen Kritikerumfrage von „Theater heute“ wählten 15 der 44 befragten Kritiker das Maxim Gorki Theater zum „Theater des Jahres“. Die Wahl kam nicht überraschend. Sie dürfte dem beneidenswert ausstrahlungsstarken Ort, den die Theaterleiter Shermin Langhoff und Jens Hillje mit einem ziemlich hinreißenden Ensemble in nur einer Spielzeit etabliert haben, ebenso gelten wie den gelungenen Inszenierungen und der Tatsache, dass die Einwanderungsgesellschaft, in der wir leben, endlich im Theater angekommen ist.
Zum Erfolg des Gorki Theaters gehört, dass sich das Themenspektrum vergrößert, dass das Label des postmigrantischen Theaters längst nicht mehr alle Inszenierungen abdeckt – etwa wenn in der kommenden Spielzeit Sebastian Baumgarten Heiner Müllers Tragödie „Zement“ inszeniert.
Ich habe übrigens nicht für das Gorki Theater gestimmt. Bei aller Sympathie weiß ich nicht, ob die Selbstfeier etwa in Falk Richters „Small Town Boy“ besonders erkenntnisstiftend ist. Auch wenn viele Inszenierungen der ersten Spielzeit gelungen, klug, sympathisch, vielschichtig und von schöner Klarheit der Erzählung sind (zum Beispiel „Angst essen Seele auf“ oder die Romanadaption „Der Russe ist einer, der Birken liebt“), scheint mir keine wirklich künstlerisch überragend. Aber erstens gilt das auch für viele andere Theater, etwa die Schaubühne, und zweitens kann das ja noch kommen. “
15.09.2014 - 10:47 Uhr
Kultur