… denkt man: Bei dieser Regisseurin oszilliert die Welt zwischen steingrau, mausgrau, zementgrau und taubengrau. Ölfässer stehen herum (Bühne: Annette Murschetz). Ein Rinnsal ergießt sich durch die schotterige Welt einer Handvoll mährischer Provinzpomeranzen.
Katja sitzt im Kühlschrank: schon klar, in ihrer unglücklichen Ehe sind alle Gefühle erfroren. So ein Holzhammer-Symbol mag man auch einer Breth nicht gern durchgehen lassen. Es wird viel gefummelt in dieser Ehebruchsgeschichte über eine Frau zwischen zwei schwachen Männern. Aber auch gefummelt worden ist schon besser auf Berliner Bühnen. Schwiegermutter Kabanicha wischt ihrem Sohn Tichon (Stephan Rügamer) höchstpersönlich feucht durch den Schritt. Die Wolga ist eine Badewanne.
Eva-Maria Westbroek, vom Publikum gefeiert, hat für die jugendliche, stimmlich naive Titelrolle einen inzwischen zu vibratös ausladenden Sopran. Vorzüglich dagegen Pavel Cernoch als windiger Liebhaber und Anna Lapkovskaja (Varvara). Guttural tiefe Töne steuert Deborah Polaski bei (sie war eine der fulminant großen Wagner-Röhren der 90er Jahre).
Simon Rattle am Pult der Staatskapelle fehlt es an Flair und mährischem Sentiment. Auch an rhythmischer Schlüssigkeit. So erweist sich „Katja Kabanova“, Janaceks größtes Meisterwerk, einmal mehr als schwierig. Schon Thalheimers Vorgänger-Produktion scheiterte. Genießbar ist Breths aus Brüssel angereiste Produktion hauptsächlich unter Sammlerwert-Aspekten. Wegen der superprominenten Mitwirkenden.
Text: Kai Luehrs-Kaiser
Foto: Bernd Uhlig
tip-Bewertung: Annehmbar
Katja Kabanowa Staatsoper im Schiller Theater, Mi 29.1., Sa 1., Do 6.2. 19.30 Uhr, , So 9., 15 Uhr, So 16.2., 18 Uhr, Karten-Tel. 20 35 45 55