Das ist eine seltsame Inszenierung. Weil ihm die Verwechslungsspiele in Giuseppe Petrosellinis Libretto der frühen Mozart-Oper „La Finta Giardiniera“ zu „doof“ waren, hat Hans Neuenfels für seine Inszenierung an der Staatsoper die Rezitative gestrichen, eine neue Textfassung geschrieben, der Oper einen zweiten Titel geschenkt („Die Pforten der Liebe“) und zwei Sprechrollen, eine Contessa und einen Conte, eingefügt. Im Conte (Markus Boysen) kann man unschwer einen Doppelgänger des Regisseurs erkennen, und das nicht nur, weil seine Gattin Elisabeth Trissenaar die Contessa gibt.
Er: „Ich bin nicht der Einzige, der vom Genius Mozarts überzeugt ist.“ Sie: „Nein, und auch nicht der Einzige, der durch ein paar Arien seine verkalkten Arterien zu animieren versucht.“ Spätestens, wenn er erst im Rollstuhl und dann im Glassarg landet, kippen diese Privatismen ins Bizarre.
Für solche Regie-Eitelkeiten entschädigt die Musik, die dank der unter Christopher Moulds schön durchsichtig und klar aufspielenden Staatskapelle und Sängerpersönlichkeiten wie Annette Dasch (Marchesa Violante), Stephanie Atanasov (Ramiro) oder Alex Penda (Arminda) über jeden Zweifel erhaben ist.
Text: Peter Laudenbach
Foto: Hanns Joosten
tip-Bewertung: Annehmbar
La Finta Giardiniera – ?Die Pforten der Liebe?Staatsoper
im Schiller Theater,
Karten-Tel. 20 35 45 55
Interview mit den Opernintendanten Barry Kosky und Hans Neuenfels
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