Vom Zoni-Zenter bis zum Ein-Euro-Amtspuff, in dem sich Hartz-IV-Empfängerinnen verdingen müssen, die nicht Hundekot in der Karl-Marx-Straße einsammeln wollen: Im bevorzugten Problembezirk des Urberliner Entertainers Ades Zabel geht es in seiner neuen Show „Made in Neukölln“ rustikal zu.
Zabels rasanter Tuntentrash ist witzig, topographisch kompetent und bei aller Boshaftigkeit menschenfreundlich. Abermals steht sein Alter Ego, die schrille Langzeitarbeitslose Edith Schröder, im Mittelpunkt. Jahrelang hat sie das Sozialamt betrogen und muss jetzt zur Strafe ein Straßenfest im Kiez veranstalten. Die Freundinnen stehen ihr bei, wie auch Karl Lagerfeld und Mireille Mathieu. Dass Lady Gaga absagt, ist nicht wirklich schlimm, denn Edith ersetzt sie vollgültig. Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky schickt rote Rosen und bittet sie am Schluss um ihre Hand. Ades Zabels Truppe gibt dem Travestieaffen haufenweise Zucker, wechselt die schrägen Fummel und die schlimmen Perücken mit hemmungslosem Vergnügen an verschärfter Geschmacksverirrung und ganz normaler Beklopptheit.
Kein Klischee ist blöd genug, als dass es diese Männer in Miniröcken, Leggins („sind krisensicher“) und weißen Ludenhosen nicht ungeniert übersteigern könnten: Was für ein herzerfrischend bescheuerter Nonsens!
Text: Irene Bazinger
Fotos: Jörn Hartmann
tip-Bewertung: Sehenswert
Termine: Made in Berlin
im BKA-Theater, bis 18.9. jeweils Mi, Fr, Sa 20.30 Uhr,
Karten unter Tel. 202 20 07
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