… dass keine unnötige Sentimentalität aufkommt. Salzmann, 27 Jahre, aufgewachsen in Moskau, mit 10 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert, erzählt in ihrem Stück von drei jüdischen Frauen: Großmutter, Mutter und Tochter. Die Autorin packt ihnen eine Menge biografischen Ballast auf: Lin, die Großmutter, ist Auschwitz-Überlebende und Kommunistin. Ihre Tochter Clara will mit den historischen Altlasten nichts mehr zu tun haben und einfach ihre Ruhe. Für Claras eigene Tochter Rahel, jung, neugierig, lesbisch und gerade nach New York gezogen, sind die Monstrositäten des zwanzigsten Jahrhunderts so weit weg, dass sie sich ohne den Gefühlspanzer ihrer Mutter für das Leben ihrer Großmutter interessieren kann. Es liegt am genauen Blick der Autorin, dass hier drei in ihren Identitätskonflikten berührende Figuren entstehen. Brit Bartkowiak hat die Uraufführung in der kleinen DT-Box metiersicher, witzig und ohne in die Sentimentalitätsfalle zu tappen inszeniert. Die Bühne (Nikolaus Frinke): ein mit alten Schränken, Tischen, Stühlen, Sesseln zugerümpelter Erinnerungsraum. Gabriele Heinz als trotzige Altkommunistin, Anita Vulesica als ihre ideologiedesinteressierte Tochter Clara mit betonierter Dauerwelle und Natalia Belitski als Enkelin Rahel sind, man kann es nicht anders sagen, eine bezaubernde Damenriege.
Text: Peter Laudenbach
Foto: Arno Declair
tip-Bewertung: Sehenswert
Termine: Muttersprache Mameloschn in der DT-Box, Karten-Tel. 244 12 21