HipHop-Fusion 

Die Zornreimer

Planet Hemp ergreifen in Brasilien Partei für Schwarze, Queers und Frauen – wichtig!

Nix gegen Hanf, aber mehr auf dem Kasten: Planet Hemp – Foto: GreenHouse Publicity / Planet Hemp

Planet Hemp heißt übersetzt Planet Hanf, und damit ist das zentrale Thema der brasilianischen HipHop-Band gleich offen im Namen benannt. Doch Marihuana und die Forderung nach Legalisierung von Cannabis allein wäre im Rap-Genre nichts Ungewöhnliches. Das Besondere ist der Stilmix, mit dem die Band um die Sänger Marcelo D2 und BNegão ihre Raps unterlegt und den sie „Rap-Rock’n’RollPsycodeliaHardcoreRagga“ nennt.

Planet Hemp wurde so in den 1990er-Jahren zu einer der wichtigsten Rap-Bands Brasiliens. Ihre Alben erreichten stets Goldstatus, sie spielten mit US-Rappern wie Cypress Hill und den Beastie Boys. Bis 2001 plötzlich Schluss war. Vor allem weil Marcelo D2 seine beachtliche Solokarriere weiter vorantreiben wollte. Doch vor ein paar Jahren hat sich Planet Hemp wieder zusammengefunden, 2017 ein neues Album aufgenommen. Das hat auch politische Gründe im stark polarisierten Brasilien.

„Ich spreche nicht nur von Gras, ich habe viel zu sagen“, rappt D2 im Hitsong „Fazendo a Cabeça“. Zornig zeigt er sich über den ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro und Justizminister Sergio Moro, der zuvor als Richter gegen den brasilianischen Ex-Präsidenten Lula den Sieg Bolsonaros erst ermöglicht hatte. „Diese Regierung hetzt gegen Arme, Schwarze, Schwule, Frauen“, sagt D2. „Wir befinden uns in einem politischen Moment, in dem die Menschen handeln müssen, wir können nicht zulassen, dass das, was bei den letzten Wahlen passiert ist, erneut geschieht.“

Planet Hemps grandiose Live-Energie, die den Zorn in Reime und Musik fasst, dürfte wohl alle umhauen. Wenn das dann noch so politisch ist: umso besser! Friedhelm Teicke

Yaam, An der Schillingbrücke 3, Friedrichshain, Do 7.11., 20 Uhr, VVK 34 €

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