In der Inszenierung von Mona Kraushaar am Berliner Ensemble kann man nun sehen, wie das BE endgültig zu sich selbst kommt und seine über die Jahre fleißig erarbeitete Reputation als Touristenfalle in großer Kleinkunst auf der Bühne konsequent eben als solche ausstellt. Da wird die Drehbühne direkt zum Karussell, wenn auch zu einem ziemlich ärmlichen. Rummelplatz mit Schlager-Quatsch und einer angeschimmelten Spät-70er-/Früh-80er-Ausstattung.
Johannes Krisch spielt die Titelfigur mit Cowboyhut wie eine Rainhard-Fendrich-Schlagerfigur. Das Wienerisch-Männliche, Sie verstehen schon. Die Geschichte vom asozialen Kleinkünstler und Gewaltmenschen, den das ewig Weibliche anzieht, in der ganz provinziellen, authentisch überspielten Variante. Wobei man gleich beim Problem ist: Das Stück transportiert ein Frauenbild, gegen das selbst Frank Wedekinds Werk der ungetrübteste Feminismus ist.
In der zweiten Hälfte des Stückes, die einen höllischen Kleinbürger-Polizisten-Verwaltungs-Himmel in Szene setzt, bekommt der Quatsch schließlich eine halb unfreiwilige Totalabsurdität.
Text: Andreas Hahn
Foto: Bettina Stoess
tip-Bewertung: Uninteressant
Liliom
am BE,
Mi 13.6. , Mi 20.6., 20 Uhr; Mo 25.6., 19.30 Uhr,
Kartentel. 284-08-155
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