Vom Kind zum Rockstar und dazwischen ein paar Außenseiterexistenzen – so lässt sich das Festival-Reisepaket "Schwabensause" des Stuttgarter Theaters Rampe zusammenfassen, das vom 29. März bis 2. April in den Sophiensжlen ausgepackt wird.
Am Anfang steht dabei die Regression: Regisseurin Jolika Sudermann lässt in "Infanten" ihre Performer Schrei-, Krabbel- und Aufstehversuche von kleinen Kindern nachvollziehen. Es ist durchaus lustvoll anzuschauen, wie im Avantgardekontext dem Dauerschreiton gefrönt wird – und gut ausgebildete Mover das suchende Aufstehen und unsichere Tapsen imitieren.
Marie Bues, zugleich Co-Intendantin des Theater Rampe, hat sich indes für das Leben des Depeche Mode-Frontmans Dave Gahan begeistert. Sie steckt in "Als ich einmal tot war …" Gahan-Darsteller Dennis Schwabenland in einen gläsernen Käfig. Der erzählt dort von Gahans Schmerz, eben doch älter als 27 Jahre geworden zu sein, von gemeinsamen Joints mit Britney Spears und der recht einseitigen Beziehung zum Depeche-Mode-Komponisten Martin L. Gore.
Im Foyer des Festsaals stellt "Monster Truck" per Fotoinszenierung Stuttgarter Outsider vor: Hells Angels und Hare Krishnas sowie Menschen, die sich freiwillig in die Rubriken Süchtige, Arbeitslose und Depressive einsortieren.
Ein Außenseiter ist auch der allseits bekannte Martin Heidegger. Mit den Gedanken des Technik-skeptischen Philosophen im Gepäck spielt das "O-Team" in "Lichtung" mit allerlei Küchenutensilien den zivilisationskritischen Klassiker "Koyaanisqatsi" nach, um am Ende, oh Schreck, auf Kabelsalat zu stoßen.
Abgerundet wird die "Schwabensause" von der Transgender-Musikperformance "Nana Not Alone" und dem Tanzstück "Endless Refill". Eher Modern Dance.
Das Programm selbst ist eine kuratorische Rarität, weil Sophiensжle-Chefin Franziska Werner damit dem Stuttgarter Theater für ein paar Tage die Verfügungsgewalt über ihr Haus übergibt. Bleibt nur zu hoffen, dass das dümmliche Marketing-Spiel des Reloadings regionaler Ressentiments nicht aufs Festival selbst abfärbt.
Wer außer einfallslosen Kiezjournalisten und dumpfbackigen Gentrifizierungsgegnern, die noch immer nicht kapiert haben, dass die Wohnungsmarkt-Renditespirale vor allem von Investoren jenseits der Maultaschenzone in immer neue schwindelerregende Höhen getrieben wird, mag denn überhaupt noch mit dem Feindbild "Schwabe" hausieren gehen?.
Text: Tom Mustroph
Foto: Regina Brocke
Sophiensжle Di 29.3.–Sa 2.4., 18.30 Uhr, Karten-Tel. 283 52 66,?Einzeltickets 13, erm. 8 Euro, Kombi 18, erm. 12 Euro,
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