… und dabei noch spannend erzählt ist. „Taking Care of Baby“ des jungen britischen Dramatikers Denny Kelly, das Sascha Hawemann jetzt recht unverschnörkelt und ohne die Figuren komplizierter zu machen, als sie sind, in den DT-Kammerspielen inszeniert hat, ist so ein Fall. Ein junges, etwas verstörtes Mädchen (Meike Droste) hat ihre beiden Kinder umgebracht, vielleicht aber auch nicht. Jetzt sitzt sie verwirrt in der Zelle und hält sich an einer Pappschachtel fest, als wär’s eine Babywiege. Strafverschärfend ist sie die Tochter einer ehrgeizigen Lokalpolitikerin (tough: Barbara Schnitzler). Ihr Ex-Mann (Moritz Grove), ein zarter Junge, kultiviert seine Verbitterung. Was folgt ist ein Spiel mit Versionen der Wahrheit: War sie’s, war sie’s nicht, ist sie für ihr Handeln verantwortlich … Als nette kleine, arg aufdringliche Metaebene hat Kelly in seinem gefakten Dokumentarstück einen recherchierenden Journalisten namens Kelly eingebaut, der alle zu dem Fall befragt, um ihre Geschichten aufzuschreiben und auszubeuten. Dass man dem gerne zusieht, liegt vor allem an Meike Droste, die ihre Figur nicht an den Klischee-Kitsch verrät, sondern sie nüchtern, unsentimental und einfach ziemlich genau zeichnet.
Text: Peter Laudenbach
Foto: Arno Declair
tip-Bewertung: Annehmbar
DT-Kammerspiele, u.a. Mo 22.2., Sa 27.2., 20 Uhr, Do 11.2., 19.30 Uhr;
Tickets www.tip-berlin.de/tickets
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