„Bitte glaub nicht alles, was in der Zeitung steht – ich habe nicht geschossen!„, beschwört Leyla ihre Mutter, die lieber Pinguin-Dokus schaut, als mit ihrer Tochter gegen die türkische Regierung auf die Barrikaden zu gehen. Dort auf dem Taksim-Platz am Gezi-Park laufen im Musiktheaterstück „Taksim Forever“ die Schicksale verschiedenster Figuren zusammen: Deniz betreibt einen illegalen Piratensender, über den er Statements schreit wie: „Ich bin Kurde und Armenier, Türke, Christ, Muslim und Atheist, homo-, bi-, und transexuell.“ Der Volksaufstand schweißt Menschen zusammen, die sich vorher nicht gegrüßt hätten. Ben, ein deprimierter Klangkünstler, reist eigens nach Istanbul zu den Protesten und verliebt sich im Tränengas-Trubel in die kämpferische Leyla (Pinar Erincin). Verstörende Videos (Vincent Stefan) schaffen dafür das eindringlichste Setting. Engagiertes Theater mit türkischen Kammer-Musical-Songs – ein Wagnis, das aufgeht.
Text: Stefan Hochgesand
Foto: Matthias Heyde
tip-Bewertung: Sehenswert
„Taksim Forever“ in der Neuköllner Oper, 4., 6., 10.9., 20 Uhr, weitere Termine auf www.neukoellneroper.de, Karten-Tel. 68 89 07 77