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Theatertreffen: Zehn tolle Stücke ab 13. Mai online sehen

Gob Squad, Schiller, Max Frisch, Rainald Goetz: Das Theatertreffen 2021 findet das zweite Jahr in Folge teils als Live-Stream, teils als Aufzeichnung im Stream statt. Wir stellen die zehn Inszenierungen vor, die ihr beim Theatertreffen ab Donnerstag, 13. Mai, bis zum 25. Mai online sehen könnt – auf Bühnen in Berlin, Hamburg, München, Wien, Zürich. Theatertreffen 2021: Und los geht’s!

Theatertreffen: 12 Stunden spielt zum Beispiel das Künstlerkollektiv Gob Squad live in den Stream hinein. Foto: Dorothea Tuch

Einfach das Ende der Welt

nach Jean-Luc Lagarce, Regie: Christopher Rüping

Theatertreffen: Seid umarmt, Schauspieler:innen des Landes: Matze Pröllochs, Benjamin Lillie. Foto: Diana Pfammatter

„Einfach das Ende der Welt“ ist die Geschichte vom verlorenen Sohn: Mit 20 Jahren ist er in die Großstadt abgehauen, um sein Leben als Homosexueller und als Künstler zu gestalten. Zwölf Jahre danach kommt er todkrank zurück in sein Elternhaus, um mit seiner Familie zu reden. Es geht schief, was nur schief gehen kann – respektive wie es seine Richtigkeit hat. Die alten Ressentiments brechen auf, die Vorwürfe von früher sind noch frisch, es kommt nicht zur Versöhnung und der Sohn reist wieder ab.

  • Do 13.5., 20 Uhr Schauspielhaus Zürich

Show Me A Good Time

von Gob Squad, Regie: Gob Squad

Live-Stream aus dem Haus der Berliner Festspiele. Foto: Dorothea Tuch

Jetzt heißt es: Durchhalten. Nicht im Sinne militärischen Drills, versteht sich. Es ist eher ein Durchhalten-Müssen, das diesen sieben schwankenden Gestalten irgendwie passiert zu sein scheint. Sie sind in einem obskuren Loop gelandet, da müssen sie jetzt durch. Passiert ist das uns allen auf die eine oder andere Art. Vor einem Jahr, als die Pandemie weite Teile des Lebens auf unbestimmte Zeit kassiert hat.

  • Eine 12-stündige Livestream-Performance des deutsch-britischen Künstler:innenkollektivs Gob Squad
  • Fr 14.5., 12 Uhr Haus der Berliner Festspiele

Maria Stuart

von Friedrich Schiller, Regie: Anne Lenk

Von oben links nach unten rechts: Enno Trebs, Julia Windischbauer, Jörg Pose, Jeremy Mockridge, Paul Grill, Alexander Khuon. Foto: Arno Declair

Friedrich Schillers Duell der Königinnen wird in Anne Lenks Inszenierung zum Porträt zweier Frauen, die auf unterschiedliche Weise gefangen sind. Was könnten diese beiden Frauen gemeinsam erreichen? Vermutlich alles. Und das in einer Welt männlicher Karrieristen, die nur darauf warten, dass die anderen Typen – oder aber die Königinnen – einen groben Fehler machen. Was also, wenn Elisabeth von England und Maria Stuart ihre Solidarität entdecken würden?

  • Sa 15.5., 20 Uhr Deutsches Theater Berlin

Automatenbüfett

von Anna Gmeyner, Regie: Barbara Frey

Attraktion für die Herren: Katharina Lorenz, Robert Reinagl, Dörte Lyssewski, Annamáría Láng, Daniel Jesch, Maria Happel (v. l. n. .r.). Foto: Matthias Horn

Barbara Frey und dem Ensemble des Burgtheaters gelingt ein tragikomischer Theaterabend mit einem Stück der selten gespielten Autorin Anna Gmeyner. Der Provinzbürger Adam bewahrt die schöne Unbekannte Eva vor dem Freitod durch Ertrinken und bringt sie mit in das „Automatenbüfett“, die Gastwirtschaft seiner resoluten Ehefrau. Evas Ankunft ist für die männerlastige Gemeinschaft eine Attraktion, die der durchtriebene Adam für seine Pläne zu nutzen weiß. Der von Martin Zehetgruber entworfene titelgebende Automat bildet den drohenden Hintergrund, vor dem sich das herausragende Ensemble auf mal peinlichst-komische, mal herzzerreißend-traurige Weise begegnet.

  • So 16.5., 20 Uhr Burgtheater (Wien)

Graf Öderland

Eine Moritat in zwölf Bildern von Max Frisch, Regie: Stefan Bachmann

Die Axt in der Hand: Mario Fuchs, Linda Blümchen, Julius Schröder, Thiemo Strutzenberger (v.l. n. r.). Foto: Birgit Hupfeld

Stefan Bachmann erzählt Frischs Drama als hochmusikalischen, bildgewaltigen Horror-Trip. Ein Bankangestellter erschlägt einen Hausmeister: ohne Grund, ohne Motiv, einfach so. Der Mörder und dessen „sinnlose“ Tat werfen den Staatsanwalt, der die Anklage führen soll, völlig aus der Bahn. Hals über Kopf verlässt dieser sein geordnetes Dasein und initiiert als Mörder mit der Axt in der Hand eine blutige Bewegung gegen den gesellschaftspolitischen Status quo. Regisseur Stefan Bachmann nimmt den Untertitel „Moritat“ beim Wort. Dank eines spielwütigen Ensembles und einer kongenialen Raumsetzung von Olaf Altmann entsteht ein albtraumhafter Sog, der die Geschichte von „Graf Öderland mit der Axt in der Hand“ als zeitlos begreift und doch unzählige aktuelle Assoziationen provoziert.

  • Eine Koproduktion von Theater Basel und Bayerisches Staatsschauspiel/ Residenztheater München
  • Mo 17.5., 20 Uhr Residenztheater München

Medea*

von Leonie Böhm, Regie: Leonie Böhm

Trotzige Erkunderin: Maja Beckmann. Foto: Gina Folly

Medea, das ist im griechischen Mythos von Euripides die Königstochter, die von ihrem Mann Jason für eine andere Frau verlassen wird und sich rächt, indem sie die gemeinsamen Kinder ermordet. Die Regisseurin Leonie Böhm nutzt die Tragödie als Sprungbrett für ein radikales Bühnenexperiment: Ihre Medea* ist eine Frau der Gegenwart, die sich weigert, ein antikes Tragödienschicksal zu verkörpern, es stattdessen lieber vorsichtig von außen betrachten und befühlen möchte und ihm schließlich doch nicht entkommen kann. Maja Beckmann berührt hier als trotzige Medea-Erkunderin, der Musiker Johannes Rieder liefert dazu einen melancholisch-schrägen Soundtrack.

  • Do 20.5., 20 Uhr Schauspielhaus Zürich

Reich des Todes

von Rainald Goetz, Regie: Karin Beier

Albtraum und Ausnahmezustände: Rainald Goetz macht sich seinen Reim auf die Welt. Foto: Arno Declair

Das neue Stück von Rainald Goetz wird zu einem vierstündigen Trip über den amerikanischen Albtraum des Terroranschlags vom 11.9.2001 und globale Ausnahmezustände. Goetz geht es nicht um eine dokumentarische Rekonstruktion der Ereignisse. Er entwirft vielmehr ein schillerndes Sittenbild der Politik im Ausnahmezustand, reich an Verweisen und Assoziationen bis in die unmittelbare Gegenwart weist. In der Regie von Karin Beier wird die Uraufführung am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg zu einem rauschhaften Theaterereignis. Rainald Goetz ist ein manischer und panischer Weltordner, die Regisseurin Karin Beier ist ihm eine geneigte Vollstreckerin.

  • Fr 21.5., 18.30 Uhr Deutsches SchauSpielHaus Hamburg

Der Zauberberg

nach Thomas Mann, Regie: Sebastian Hartmann

Intensiver Bilderrausch in der Regie von Sebastian Hartmann. Foto: Arno Declair

Zum dritten Mal ist Sebastian Hartmann mit einem Roman der Weltliteratur beim Theatertreffen vertreten. Alle Handlungsstränge, die in Thomas Manns „Der Zauberberg“ formstreng von Hans Castorps siebenjährigem Sanatoriumsaufenthalt am Vorabend des Ersten Weltkriegs erzählen, löst er auf und überführt sie in einen intensiven Bilderrausch. Sieben Schauspieler:innen irren durch einen nicht enden wollenden Schneesturm und kreisen in vielfältigen, verstörenden Monologen um die wiederkehrende Frage: Was ist der Körper im Lauf der Zeit? Ursprünglich für ein Publikum vor Ort geplant, hat das Team um Hartmann die Inszenierung für einen Livestream grundlegend überarbeitet. In diesem neuen Setup kommen die Bildwelten des Videokünstlers Tilo Baumgärtel und die Musik von Samuel Wiese umso kraftvoller zur Geltung

  • Sa 22.5., 20 Uhr Deutsches Theater Berlin

NAME HER. Eine Suche nach den Frauen+

von Marie Schleef, Regie: Marie Schleef

Große Schicksale und kleine Anekdoten von Fragen aus mehreren Jahrhunderten. Und Anne Tismer als ausdauernde Expertin. Foto: Hendrik Lietmann

Marie Schleef, Anne Tismer und Jule Saworski erwecken in einer Marathon Lecture Performance Frauen zum Leben, deren Leistungen in den Geschichtsbüchern zu wenig vorkommen. Die Regisseurin Marie Schleef hat mit ihrem künstlerischen Team für die Long Durational Performance „NAME HER. Eine Suche nach den Frauen+“ in archäologischer Akribie unzählige inspirierende weibliche Biografien zutage gefördert. Vor einem Gameshow-Triptychon der Bühnenbildnerin Jule Saworski führt die Performerin Anne Tismer als ausdauernde Expertin und Entertainerin von A bis Z durch große Schicksale und kleine Anekdoten von Frauen aus mehreren Jahrhunderten – so vielfältig, beeindruckend und inspirierend, dass sieben Stunden wie im Flug vergehen.

  • So 23.5., 18 Uhr Ballhaus Ost Berlin

SCORES THAT SHAPED OUR FRIENDSHIP

Ein Projekt von und mit Lucy Wilke und Paweł Duduś mit Musik von Kim Twiddle

Eine grenzensprengende Freundschaft: Lucy Wilke und Paweł Duduś. Foto: Martina Marini-Misterioso

Die Schauspielerin und Sängerin Lucy Wilke wurde mit spinaler Muskelatrophie geboren. In einem anderen Zusammenhang gäbe es keinen Grund, das zu erwähnen, doch für die Münchner Produktion „SCORES THAT SHAPED OUR FRIENDSHIP“ bildet es den inhaltlichen Ausgangspunkt. Wilke hat gemeinsam mit dem Tänzer Paweł Duduś das intime, utopisch anmutende Porträt einer grenzensprengenden Freundschaft entwickelt. In sieben kurzen Kapiteln erkunden die beiden durch symbiotische Bewegungen und zugewandtes Sprechen ihre Körper und ihre Träume. Dabei überwinden sie spielerisch und ohne moralischen Überlegenheitsgestus gesellschaftliche Normen und Unsicherheiten gegenüber Menschen, die anders zu sein scheinen als die Mehrheit.

  • schwere reiter, München, Mo 24.5. 19 Uhr, HochX Theater und Live Art, München

Theatertreffen 2021: Termine, Tickets, weitere Veranstaltungen des Festivals

  • Do 13.–Mo 24.5.
  • mit 10er-Auswahl (siehe oben=, Verleihung des Theaterpreises Berlin an Sandra Hüller (16.5., 15 Uhr), digitaler Showcase „Stages Unboxed“, Gesprächen und Vorträgen, Fokus LivingTheatre, Stückemarkt;
  • gesamtes Programm online und kostenfrei mit „Pay as you want“-Option
  • www.berlinerfestspiele.de/de/theatertreffen

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