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Berlin-Musical

Thomas Hermanns über „Berlin Non Stop“: „Sex ja, Verlieben nein“

Thomas Hermanns hat mit dem Quatsch Comedy Club vor mehr als 30 Jahren Stand-up-Comedy aus New York nach Deutschland importiert. Sein neues Musical „Berlin Non Stop“ feiert das wilde, queere Nachtleben des Jahres 2010. Wir sprachen mit der Comedy-Legende über seine schönste Berlin-Zeit, Bad Bevensen, sein wildes Ausgehverhalten früher und heute, das Möbel Olfe, für New Yorker erklärt, einen Lebenswerk-Preis mit gerade mal 60 Jahren und die Bedeutung des Taxis für das Nachtleben.


Thomas Hermanns hat die Stand-up-Comedy nach Deutschland gebraucht. Foto: © Mak

Thomas Hermanns: „Was ist ein Darkroom?“

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tipBerlin Herr Hermanns, beamen wir uns zurück ins Berlin des Jahres 2010. Laut Klaus Wowereit stand der BER-Flughafen kurz vor der Eröffnung, tatsächlich geöffnet wurde das Tempelhofer Feld, und die Bar 25 schloss. Was verbinden Sie mit Berlin 2010?

Thomas Hermanns Meine schönste Berlin-Zeit. Ich bin 2002 hier angekommen. Im Rückblick war diese Wowereit-Zeit die schickste, die wir hatten. Man war noch froh, wenn Touristen kamen. Man war noch froh, wenn Hollywoodstars durch den Prenzlauer Berg irrten. Berlin war auf einmal auf der internationalen Map. Das war für deutsche Städte damals neu. Ich hatte vorher in München, in Hamburg gewohnt. In Berlin hatte ich zum ersten Mal das Gefühl: Ich bin in einer deutschen Stadt, die international attraktiv ist, die mithalten kann. Und deshalb wollen alle hierher und, wie die drei Hauptfiguren in unserem Musical, diese berühmten Berliner Nächte erleben.

tipBerlin „Berlin Non Stop“ heißt Ihr neues, multilinguales Musical mit drei jungen Berlin-Touristen im sommerlichen Berlin eben im Jahr 2010 auf der Suche nach Spaß, Sex, Kultur und Liebe, die aus Birmingham, Barcelona und Bad Bevensen kommen. Bad Bevensen musste ich ergooglen. Das liegt offenbar in der Lüneburger Heide.

Thomas Hermanns Ja! (lacht)

tipBerlin Warum denn bitte Bad Bevensen?

Ich war auch einer von denen, die dann denen lange an der Bar erklärten: Was ist ein Darkroom und warum? Wo kann man wann reinkommen und wie? Welche Uhrzeiten gelten in Berlin? 

Thomas Hermanns

Thomas Hermanns Es klingt so lustig! Wenn man Provinzorte sucht, dann gibt es welche, die einfach im Namen schon eine gewissen Humor tragen. Aber es geht genau darum, dass eben sowohl die internationalen Leute damals ankamen, aber natürlich auch Leute aus den deutschen Kleinstädten, die mal wissen wollten, was hier so passierte. Und ich war auch einer von denen, die dann denen lange an der Bar erklärten: Was ist ein Darkroom und warum? Wo kann man wann reinkommen und wie? Welche Uhrzeiten gelten in Berlin? 

tipBerlin In England schließen viele Pubs ja heute noch eine Stunde vor Mitternacht.

Thomas Hermanns Die denken, die gehen hier um zehn in eine Bar. Und dann stehen sie rum, da ist nichts los, jemand putzt noch irgendwie schlecht gelaunt die Bar. Und bis die dann mal kapiert haben, dass man da vor eins nirgendwo sein muss… Man musste viel erklären! Aber es war ein Energiezufluss, der die Stadt extrem belebt hat. Und 2010 ist auch noch die Tegel-Zeit. Ich glaube, die Tegel-Zeit und die BER-Zeit sind zwei unterschiedliche Zeitzonen in Berlin.

tipBerlin Ist das Jahr 2010 schon lange genug her, um ein nostalgisches Gefühl zu bewirken?

Thomas Hermanns Für mich ja. Seitdem ist viel passiert. Nach Klaus kamen noch mehrere Bürgermeister, die man teilweise schon komplett vergessen hat

tipBerlin Michael Müller würde jetzt betroffen gucken…

Thomas Hermanns Dann kam die Pandemie, das ganze Elend, und dann die Wiederentdeckung des Nachtlebens. Die Show ist auch so eine Ode an die Leute, die im Nachtleben arbeiten oder ausgehen. Die die Stadt ausmachen. Und auch da hat sich zum Beispiel die Einstellung zu den Touristen geändert. Damals freute man sich noch, wenn Easyjet die alle anlieferte. Heute sieht man das auch nicht mehr so positiv. Man freut sich, dass sie Umsatz machen, aber man guckt natürlich auch kritischer. Was machen die mit der Stadt? Wo wohnen die überhaupt? 

Thomas Hermanns: „Ist Berlin überhaupt eine Stadt, wo man Liebe finden kann?“

tipBerlin 2010 waren es nur noch ein, zwei Jahre, bis die ersten „Touristen fisten”-Graffiti an Kreuzberger Hauswänden auftauchten.

Thomas Hermanns Genau, da ist es irgendwann gekippt. In unserem Stück müssen sich drei Ur-Berliner, die hier wirklich leben und diesen Durchlauferhitzer jedes Wochenende haben, überlegen: Wie verliebt man sich in einen Touristen? Geht das überhaupt? Die haben alle auf der Stirn tättowiert: Sex, ja, aber Verlieben auf keinen Fall. Die Touristen sind ja danach alle wieder weg. Dass die alle aufblühen, in dieser einen Nacht alles erleben, das fanden die Berliner, die das jede Woche hatten, belebend, aber auch anstrengend.

Ist Berlin überhaupt eine Stadt, wo man Liebe finden kann? Oder ist es nur eine Stadt, damals wie heute, wo man sich ausprobiert? Was heißt das für langfristige Beziehungen? Kann man in der Bar in Kreuzberg arbeiten und eine Familie großziehen? Es ist nicht einfach. Berlin ist eine romantische Stadt, aber auf eine sehr eigene Art. Nicht die Pariser Romantik oder die Romantik, wenn man in Rom nachts durch die Stadt geht. 

tipBerlin Eine rubbelige Romantik?

Thomas Hermanns Es ist rubbeliger, es ist voller Brüche, es ist voller Sachen, die auch nicht funktionieren. Was natürlich auch seinen gewissen Charme hat, aber da unterscheiden sich unsere Hauptfiguren. Die drei Berliner kennen das sehr gut, leben trotzdem noch hier, lieben es auch. Aber die anderen drei, die mit großen Augen da am Flughafen ankommen, sind ja auch eigentlich immer eine Art Bestätigung für die Berliner, die hier leben. 

tipBerlin Wie meinen Sie das?

Thomas Hermanns Man hat sich damals auch in den Augen der Touristen so ein bisschen gesehen. Okay, ich finde es gerade auch ein bisschen vermüllt hier, aber wenn die es jetzt lieben, dann finde ich es auch nicht so schlimm.

„Non Stop Berlin“-Cast bei den Proben: „Wenn ich es schaffte, war ich nicht vor sechs Uhr zuhause.“ Foto:  TH Entertainment

tipBerlin Was für ein Ausgehtyp waren Sie damals: Theater oder Tresen? 

Thomas Hermanns Alles hintereinander weg. Ich fing um acht mit dem Theater an, danach ging ich ins Restaurant zum essen, dann in Bar eins, Bar zwei, Bar drei, und wenn ich es schaffte, war ich sicher noch nicht vor sechs zu Hause. 

tipBerlin Sportlich.

Thomas Hermanns Man musste sich einen Parcours schaffen. Und man musste in Berlin schnell wechseln können. Wenn man sich zu sehr auch in einem Stadtviertel festsetzte, dann verpasste man woanders was. Ich habe eine wilde Mischung absolviert. Ich war in den coolen Läden, aber ich war auch in der Busche. Ich war unterwegs zwischen Kreuzberg, Neukölln, Mitte. Auch mal am Ku’damm, im Big Eden, da gab es eine schwule Rocksause, die SqueezeBOX-Party. Und man musste mobil sein. Also entweder viel Taxi, oder man hatte jemanden, der einen nüchtern durch die Stadt fuhr. Deshalb ist unsere Hauptfigur auch Taxifahrerin. Wenn man eine Taxifahrerin kannte, dann war man schon gut dabei. 

Wie erklärt man in New York bloß das Möbel Olfe?

tipBerlin Welche realen Locations kommen in „Berlin Non Stop“ vor?

Thomas Hermanns Das Möbel Olfe zum Beispiel. Wir haben ja schon überlegt, ob wir das Musical nicht an den ganzen Orten aufführen sollten, wo es spielt, und mit dem Bus rumfahren. Das Rauschgold ist drin, das Berghain natürlich, besonders der Garten vom Berghain als das Ziel, wo alle hinwollen. Aber auch die Charité-Notaufnahme, das Apartment von Christopher Isherwood am Nollendorfplatz. Ich glaube, im Rauschgold sind wir am längsten. Also in der plüschigen, pinken Pop-Parade.

tipBerlin Wie muss man sich Ihre Zusammenarbeit mit Thomas Zaufke vorstellen? Diese geht ja auf Ihr allererstes Musical „Kein Pardon“ von 2011 zurück, das auf Hape Kerkelings Film basiert. 

Thomas Hermanns Das war Liebe auf den ersten Blick. Wir arbeiten schnell. Wir inspirieren uns fortlaufend. Und ich glaube, das merkt man auch. Man merkt manchmal, ob an Stücken so viele rumgedoktert sind und viele teure Leute viele Workshops gemacht haben. Wir haben das sehr schnell geschrieben. Und ich glaube, dieses Stück ist aus einem Guss, auch vom Humor her. Er versteht meine Texte. Ich liebe seine Melodien. Und es gab viel abzubilden. Wenn man zum Beispiel die Trash-Ebene vom Rauschgold hat, dann haben wir die politisch korrekte Ebene vom Möbel Olfe. Es gibt ein Lied, wo Judith Butler und Oscar Wilde drin sind. 

tipBerlin Oh ha!

Thomas Hermanns Und was wäre Herr Zaufke ohne seine Balladen? Dann haben wir eine non-binäre Hauptrolle, die kommt aus Island. Was singt die eigentlich? Die channelt dann alles zwischen Nina Hagen und Lady Gaga. Jedes Lied ist eigentlich eine andere Welt – genauso wie Berlin, genauso wie die Lokale, durch die wir uns in diesen 24 Stunden bewegen.

tipBerlin Wann haben Sie beide mit „Berlin Non Stop“ angefangen?

Thomas Hermanns Vor acht Jahren. Dieses Projekt ist das einzige, das wir ohne Auftrag angegangen sind. Ohne Produzent, ohne Theater. 

tipBerlin Sie haben einfach mal so losgelegt?

Thomas Hermanns Ja, einfach aus Spaß. Und wie immer sind diese Dinge die schwersten. Aber die dann auf an einem Spielort unterzubringen, das hat jetzt wirklich lange gedauert. Wir haben dazu in London einen Workshop gemacht, und in New York. Wir haben uns auch angeguckt: Eignet sich Berlin für den internationalen Markt? Es war auch lustig, jemandem in New York das Möbel Olfe zu erklären. Oder das Rauschgold in London. Das war sehr pädagogisch wertvoll! Aber jetzt verstehen die Zuschauer wenigstens, worüber wir reden. 

Thomas Hermanns: Erst ein München-, dann ein Berlin-Musical. Und New York?

tipBerlin Es ist Ihr erstes Berlin-Musical. Warum hat München schon 2015 „Bussi – Das Munical“ bekommen?

Thomas Hermanns Ich mache das biografisch, weil ich in München studiert habe. Hamburg hat noch keins bekommen. Vielleicht liegt es aber auch an Hamburg. 

tipBerlin Sie haben auch mal in New York gelebt…

Thomas Hermanns New York ist immer auf dem Plan! Thomas hat es ja schon geschafft, der hatte für „Shooting Star” die Musik gemacht, was wirklich dann in Brooklyn aufgeführt wurde. Als erster deutscher Komponist seit Kurt Weill! Und natürlich würden wir auch gerne dieses Stück dann weiter international machen. Wir haben es ja damals erlebt. Die kamen alle nach Berlin. Auch die Amerikaner. Und jetzt wollen wir es ihnen vielleicht auch wieder eine Berliner Nacht schenken, ohne dass sie Manhattan verlassen müssen. 



tipBerlin Haben Sie mit dem Gedanken gespielt, selbst eine Rolle zu spielen? Vor einem Jahr gaben Sie im Musical „It’s Hairspray“ in Nürnberg Ihr Debüt.

Thomas Hermanns Nein, da ist nichts dabei. Ich könnte die Drag Queen im Rauschgold geben, aber dann müssten wir sie im Voll-Playback anlegen, singen kann ich das Lied nicht. Das ist zu hoch und zu balladig für mich. Das würde ich nicht schaffen. 

tipBerlin 2010 war übrigens auch das Jahr, in dem Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest gewann, wie Sie als ESC-Fanboy natürlich wissen.

Thomas Hermanns Ja, mein Jahr der Schande! Zum Thema schlechtes Timing. Zwei Jahre vorher hatte ich damit aufgehört und gesagt, das werden wir nie schaffen. Wupps, saß ich da. Das war ärgerlich. Aber es hatte natürlich damit zu tun, dass Stefan Raab das übernommen hat, was wir vorher gemacht haben bei der ARD. Ohne ihn hätte sie ja auch nicht gewonnen. 

Deutscher Comedy Preis fürs Lebenswerk: „Ales hätte ich’s mir selber bestellt“

tipBerlin Vor zwei Jahren erhielten Sie den Deutschen Comedy Preis für Ihr Lebenswerk. Sie waren damals noch keine 60. Wie fühlt sich sowas an?

Thomas Hermanns Ach, in dem Moment sehr gut, weil ich ja auch da mit der Fernsehmoderation vom „Quatsch Comedy Club” abgeschlossen hatte. 

tipBerlin Ende 2022 haben Sie die Moderation nach 30 Jahren abgegeben.

Thomas Hermanns Manchmal kriegt man den Preis für sein Lebenswerk zu früh und fragt: Wieso, ich will das ja noch weitermachen? Oder er kommt nie und man ist immer noch am Arbeiten. Und hier hat es zeitlich gepasst, als hätte ich’s mir selber bestellt.

tipBerlin Apropos Arbeit: Sie sind Ende Juni in Regensburg in der „Rocky Horror Show” als  Erzähler dabei…

Thomas Hermanns Leider! Ich möchte an dieser Stelle wieder mal sagen, dass ich mich in Rocky-Kosmos als Janet sah, aber keiner hat mir zugehört! Und deshalb muss ich den Erzähler machen. Aber ich darf wenigstens die ikonischen „Time Warp“-Sätze sagen.

tipBerlin … Mitte Juli startet dann „Berlin Non Stop” in Berlin, und Ende des Jahres hat in Leipzig Ihr Howard-Carpendale-Musical, „Hello! Again?“ Premiere. Kürzertreten ist nicht so Ihr Ding, oder?

Thomas Hermanns Ich hatte den Plan, in diesem Jahr weniger zu machen. Dann kam unsere „Quatsch Comedy Show“ (läuft seit April bei Pro Sieben, Anm. d. Red). Von den Musikshows war der Carpendale sicher. „Berlin Non Stop“ ist wirklich kurzfristig reingekommen. Gott sei Dank, weil wir es jetzt hier auf die Bühne kriegen. 

tipBerlin Hilfreich, dass Sie keine Lebenszeit nicht mit Social Media vergeuden? Sie haben einmal einen ESC lang durchgetwittert, das war’s dann.

Thomas Hermanns Ja, ich bin heilfroh. Aber nicht nur wegen Lebenszeit, auch wegen Emotionalität. Jeder, der heute anfängt, braucht das fürs Marketing. Ich konnte mich noch entscheiden. Kurz vor „Let’s Dance“…

tipBerlin …2018 sind Sie mit der Tänzerin Regina Luca in der neunten Show rausgeflogen…

Thomas Hermanns … habe ich überlegt, damit anzufangen. Aber diese Vorstellung, die ganze Zeit auf Sendung zu gehen! Dann war ich mit den Lochis in einer Staffel und habe gesehen, was die als Social-Media-Stars alles machen. Ich bin gerne auf Sendung gegangen. Aber das fing hier an und hörte da auf. Aber wenn du Social Media wirklich gut machen willst, sind das ja 24 Stunden.   Vielleicht mit 80 noch mal! Dann komme ich wie Dionne Warwick nochmal um die Ecke. 

Thomas Hermanns: „Ich bin in Berlin hauptsächlich wegen der vielen Ausländer“

tipBerlin Warum sind Sie dauerhaft gerade in Berlin hängen geblieben? Und eben nicht wieder nach München, New York, Hamburg gegangen?

Thomas Hermanns Berlin ist die einzige Stadt  in Deutschland, die eine Internationalität, nicht nur behauptet, sondern wirklich lebt. Als ich in meinem Viertel den ersten Franzosen sah, der aus Paris nach Berlin zog, habe ich gedacht: Das hätte ich von keiner anderen Stadt in Deutschland geträumt, dass das jemand tut. Oder ein New Yorker, ein Londoner. Ich bin in Berlin hauptsächlich wegen der vielen Ausländer, die hier wirklich mal auch das Deutsche an und für sich aufmischen, variieren, anders sehen. Ich fühle mich ja immer so ein bisschen undeutsch. Deshalb mache ich ja auch immer Sachen, die in Deutschland nicht auf der obersten Kante stehen: Karaoke, Comedy, Musical. Ich bin auch deshalb gern in Berlin, weil hier viele Menschen aus anderen Städten leben, wo ich diese Städte auch sehr mag. 

tipBerlin Am ausnehmend guten Berliner Benehmen kann es ja wohl nicht liegen.

Thomas Hermanns Bestimmt nicht! Auch das wird in der Show ausgiebig persifliert, natürlich. Berlin ist ja ein bisschen wie so ein Gefäß. Damals war es noch dieses Illusionsinsel der Freiheit, auch der sexuellen Freiheit, und der billigen Mieten. Das ist jetzt alles weg. Berlin muss sich ja jetzt mal vom Ex-negativo, ins Positive drehen. Wir müssen jetzt, wenn wir die Mieten von Paris und New York verlangen, auch mit Paris und London und New York mithalten. 

tipBerlin Das funktioniert so semi, oder? 

Thomas Hermanns Die Sachen müssen besser klappen, die Parks müssen ein bisschen hübscher sein, weil sonst ist das auch wieder vorbei. Aber es ist eine spannende Zeit. Damals war es noch eine sehr naive und gleichzeitig sehr aufregende Zeit. Das will die Show auch wiedergeben. 

tipBerlin An wieviele Sachen konnten Sie sich erinnern, wie viel mussten Sie recherchieren?

Thomas Hermanns Es ist natürlich meine Version der Berliner Nacht damals. Aber da ich wirklich viel ausgegangen bin und wirklich auch Leute, die im Nachtleben arbeiten, sehr schätze, also auch die, sowohl an der Bar, aber auch die Taxifahrer. Auf dem Friedhof möchte ich eines Tages einen Grabstein von der Taxi-Innung haben. Ohne Taxis wären wir ja nirgendwo hingekommen! So ein Stück ist ja auch immer eine Hommage. Ich finde Nachtleben toll. Ich fand das Berliner Nachtleben damals wirklich aufregend. Es gab dauernd etwas Neues. Es war sehr offen, alle kamen vorbei. Auch meine Idole. Wenn Neil Tennant von den Pet Shop Boys sagt, er stehe da immer im Berghain. Das wäre einem in Bad Bevensen nicht passiert.

Die 90er oder die „Klaus-Zeit“: Welche Berlin-Version ist die beste?

tipBerlin Welche Berlin-Version ist Ihnen die liebste? Die 90er sind ja auch ein heißer Kandidat.

Thomas Hermanns Da hatte ich noch ein bisschen Schiss vor Berlin, das war mir noch zu rough. Die Klaus-Zeit war wirklich Lieblingszeit. Auch, mit einem schwulen Bürgermeister auf der ganzen Welt angeben zu können. Die Aufbruchsstimmung, der Glamour, der damals wichtig wurde. Da müssen wir wieder hin.

tipBerlin Immerhin flaggt Kai Wegner auch die Regenbogenfahne am Roten Rathaus.

Thomas Hermanns Ja, aber er muss sie auch mit Leben befüllen.

tipBerlin Gehen Sie immer noch viel aus oder ist Ihnen jetzt das Trampolin-Training am Morgen wichtiger? 

Thomas Hermanns Trampolin ist bei meinem Mann das Wichtigste. Ich sage immer, man muss sich in meinem Alter zum Ausgehen zwingen, aber man muss es machen. Und es braucht eine sehr genaue Planung. Vor allem die Tage danach müssen freigeräumt werden. Früher dauerte der Kater einen Tag lang. Jetzt ist sind es drei. Du brauchst auch gute Ausgehfreunde, die dich um zehn von der Netflix-Couch ziehen, sonst bleibst du da sitzen. Und dann muss man sich an die alten Regeln erinnern. Nicht zu lange hocken bleiben, schneller wechseln, wenn es langweilig ist, woanders hin. Und im besten Falle die Taxifahrer entweder gut tippen – oder mit einem befreundet sein.

  • Berlin Non Stop im Pfefferberg Theater Schönhauser Allee 176, Prenzlauer Berg, Premiere: Di 16.7., 20 Uhr, 15 weitere Termine 17.7.–3.8., ab 31,50 €, weitere Infos und Tickets hier

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