• Kultur
  • Theater
  • „Angst essen Seele auf“ und das TraNET-Festival: Europaliebe

Theater

„Angst essen Seele auf“ und das TraNET-Festival: Europaliebe

Was kann Theater dem Zeitalter der internationalen Abschottung entgegensetzen? Die erste Ausgabe des TraNET-Festivals „Clashing Classics“ will eine „Feier des gemeinsamen kulturellen Erbes Europas“ werden – unter anderem mit einer Bühnen-Neuauflage von Fassbinders „Angst essen Seele auf“.

Fassbinders „Angst essen Seele auf“ wird im Theater im Delphi für die Bühne gezeigt. Das Stück ist Teil des Programms des TraNET-Festivals. Foto: Bernd Kumar

TraNET-Festival in Berlin, Avignon und Mailand

Auf drei Bühnen in drei Städten – Berlin, Avignon und Mailand – werden drei Theaterklassiker neu inszeniert und live in die jeweils anderen beiden Theater übertragen. Im Anschluss besteht für das Publikum die Möglichkeit, sich über eine Liveschalte im Gespräch auszutauschen. Bretter, die die Welt bedeuten, werden so zu einer Art Zoom-Calls, die die Welt vernetzen. Initiiert wird das Festival mit dem Beinamen TraNET – kurz für Trans-National European Theatre – vom Theaterkollektiv Multicultural City. Ins Leben gerufen wurde es von der in Berlin lebenden Regisseurin Monika Dobrowlanska. Gefördert wird das europäische Vernetzungsprojekt unter anderem von der Europäischen Union.

Monika Dobrowlanska inszeniert „Angst essen Seele auf“

In Berlin inszeniert Dobrowlanska im Theater im Delphi den Filmklassiker „Angst essen Seele auf“ von Rainer Werner Fassbinder. Auch wenn heutzutage der Titel als geflügelte Phrase wohl bekannter ist als der Film selbst, ist das Fassbinder’sche Melodram von 1974 auch im Jahr 2025 noch hochaktuell. Vordergründig geht es um die Beziehung zwischen Emmi und Ali. Sie ist eine als Putzfrau arbeitende Witwe über 60, er ein aus Marokko stammender „Gastarbeiter“, knapp 20 Jahre jünger. Anhand dieser Beziehung arbeitet sich Fassbinder an Ressentiments und Alltagsrassismen der 1970er-Jahre ab.

Dobrowlanska arbeitet mit Schauspieler:innen, die selbst Arbeitsmigrant:innen aus verschiedenen Ländern wie Chile, Marokko, Spanien oder Österreich sind.  Sie selbst versteht sich in erster Linie als „europäische“ Regisseurin. Ebenso wie ihre Kollegin Helen Landau in Avignon: Eigentlich Britin, arbeitet sie seit 1998 in Frankreich als Regisseurin mit Vorliebe für französische, englische und mehrsprachige Stücke. Für das TraNET-Festival bringt sie im Archipel Théatre in Avignon den Komödienklassiker „Die Sklaveninsel“ von Marivaux auf die Bühne – der am 6. März ins Delphi gestreamt wird. Der dritte Regisseur im Bunde ist der Italiener Paolo Bignamini. Er inszeniert Luigi Pirandellos „Seine Rolle spielen“ im PACTA Theater in Mailand – ebenfalls per Stream im Delphi erlebbar (3. März)

  • Theater im Delphi Gustav-Adolf-Str. 2, Weißensee, „Angst essen Seele auf“: Do 27.2. 19.30 Uhr (Premiere), Fr 28.2. 11 Uhr, Sa 1.3. 19.30 Uhr, So 2.3. 15 Uhr, 16/8 €, „Seine Rolle spielen” 3.3. 19.30 Uhr, 16/8€ „Die Sklaveninsel” 6.3. 19.30 Uhr, 16/8€, Website

Mehr zum Thema

Sie hat den Instinkt fürs Theaterglück: Wir stellen Schaubühnen-Schauspielerin Jule Böwe vor. „Die Welt ist eben nicht zugemauert“: Martin Wuttke im Gespräch. In unserer Übersicht findet ihr Theaterbühnen für jeden Geschmack. Manche von ihnen sind Geschichte: Historische Theater und Opernhäuser in Berlin, die es nicht mehr gibt. Was sonst noch so los ist auf Berlins Bühnen, findet ihr in unserer Übersicht über aktuelle Termine und Texte rund um Kultur und Theater.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad