Dreht sich Heiner Müller im Grabe um? Oder ist das Milan Fras, der Laibach-Sänger?
Hurra, die 1990er Jahre sind zurück. Heiner Müller lebte noch und Laibach galt als die Poststalinismus-Balkan-Variante der Residents. Laibach rief damals in der Volksbühne einen eigenen Staat mit einem lustigen Lacan-Hitchock-Lenin-Schnellnuschler-Irren als hauseigenen Philosophen aus. Aber Slavoj Žižek kannte damals noch keiner, ein großer Vorzug der 1990er Jahre. Goldene Tage.
Die nostalgiefreudige Heiner Müller-Gesellschaft bemüht sich nun im HAU mittels eines Müller-Laibach-Musicals um eine Zeitreise in die Ära der Jugend aller Beteiligten: Zurück in die 1990er. Weil es ein Ausrufezeichen braucht, heißt der Spaß „Wir sind das Volk“. Aha. Heiner Müller nannte Berlin die „Hauptstadt der alten und der neuen Witwen“, zum Beispiel der übrig gebliebenen 1968er, „die waren mit einem Jahr verheiratet“.
Heiner Müller-Witwen aller Art und Theaterwissenschaftler, die sonst nichts zu tun haben, suchen in der Müller-Gesellschaft nach Bedeutung, warum auch nicht. Jetzt kann man ihnen im HAU dabei zusehen. Um aus dem Pressetext der Veranstaltung zu zitieren: „Willkommen im Abgrund!“
HAU 1 Stresemannstr. 29., Kreuzberg, 8.–10.2., 20 Uhr, ggf. Restkarten an der Abendkasse