In ihrer Debütinszenierung versetzen Amalia Starikow und Marilena Pütt im Studio der Schaubühne das Sowjetstück „Zwei auf einer Bank“ in eine dystopische Berliner Zukunft. Für die Regie gibt es angesichts der Geschlechterklischees hier viel zu sprengen
Das mit dem Titel fuchst die Regisseurin Amalia Starikow und die Dramaturin Marilena Pütt schon sehr. Schließlich erinnert „Zwei auf einer Bank“ Berliner Theatergänger an die gleichnamige Musikshow von Katharina Thalbach und Andreja Schneider in der Bar jeder Vernunft. „Auch auf den gleichlautenden Schlagertitel von Gitte und Rex Gildo wurden wir schon angesprochen“, sagt Starikow seufzend. „Wir haben dem Verlag viele Vorschläge gemacht, wie man es umbenennen könnte, schließlich heißt Alexander Gelmans Stück im russischen Original schlicht ,Bank‘. Doch er hat sich quergestellt.“
Er ist ein Aufreißer, sie auf der Suche nach etwas Festem. Einsam sind sie beide
Nun nehmen Starikow und Pütt es halt als Herausforderung: „Man hat diesen Titel, den man sprengen muss, man hat diese oberflächlich klischeehaft erscheinende Liebesgeschichte, die man sprengen muss – dann muss man einfach viel Dynamit drunter legen“, meint Starikow. Denn in dem 1983 geschriebenen Stück geht es wie im Schlager zwar um eine Liebesgeschichte, doch ist diese komplexer angelegt als es auf den ersten Blick erscheint. Das Boy-meets-Girl-Szenario – auf einer Parkbank entfliehen ein unglücklich verheirateter Aufreißer und eine geschiedene Frau für einen Abend ihrer seelischen Einsamkeit – findet bei Gelman vor dem Hintergrund der stagnierenden sowjetischen Prä-Gorbatschow-Gesellschaft statt, deren totalitäre Führung keine überzeugende Identität mehr vermittelt.
Doch dass das Private politisch ist und das Politische privat, verkündeten schon die 68er und Gelmann spiegelt diese Ambivalenz in dem Paar. „Das ist das Besondere an diesem Stück, dass der politische Kontext gar nicht benannt wird, sondern in der Beziehung und im Umgang dieser beiden Menschen eingeschrieben ist“, meint Dramaturgin Marilena Pütt. „Das summiert sich zu einem Lebensgefühl, das uns heute sehr vertraut ist. Denn in Zeiten der Klimakrise spüren wir immer mehr, was die Menschheit mit dem Planeten gemacht hat, was gesellschaftlich und wirtschaftlich nicht funktioniert. Gleichzeitig werden vielerorts die Ideale und Ideen, auf denen unsere Gesellschaft aufgebaut ist, in Frage gestellt.“
Das junge Theaterduo verlegt das Szenario in eine nahe Zukunft, wo die Folgen des Klimawandels längst Realität sind: Der Park ist eine Wüste im Nirgendwo – und die Zwei sitzen auf keiner Bank.
Schaubühne Studio am Lehniner Platz, Wilmersdorf, 15., 17., 18., 20.-22., 24., 25.+28.2., 19.30 Uhr, 15, erm. 9 € (nur noch Restkarten an der AK), www.schaubuehne.de
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