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Woche der Kommunalen Galerien Berlin: Hunger auf Kunst

Die Woche der Kommunalen Galerien ist Deutschland- und europaweit einmalig. Ab 2. September 2022 könnt ihr die Vielfalt öffentlicher Ausstellungsorte in Stadtteilen und Bezirken erleben – und das umsonst. Was euch erwartet und was wir besonders empfehlen, lest ihr hier.

Während der Woche der Kommunalen Galerien kann man viel entdecken:Die polnische Fotografin Zuza Krajewska, „Urodziny wychowawcy (Tudors birthday)“ aus der Serie IMAGO, 2019. Foto: Zuza Krajewska
Während der Woche der Kommunalen Galerien kann man viel entdecken:Die polnische Fotografin Zuza Krajewska, „Urodziny wychowawcy (Tudors birthday)“ aus der Serie IMAGO, 2019. Foto: Zuza Krajewska

Woche der Kommunalen Galerien: Programm vom 2. bis 11. September

Mit einem prallvollen Programm geben die 34 kommunalen Berliner Ausstellungsorte ein kräftiges Lebenszeichen. Von 2. bis 11. September findet zum neunten Mal die Woche der Kommunalen Galerien Berlin (KGB) statt: mit jeder Menge Eröffnungen, Führungen sowie Workshops für Kinder und Jugendliche. Die Palette reicht von Soloausstellungen (etwa zu York der Knöfel in der Galerie Pankow und von Christine Falk in der Galerie 100, Lichtenberg) bis zu kunsthistorischen Übersichtsausstellungen wie dem umfassenden Rückblick auf „Fluxus New York and Elsewhere“ im Gutshaus Steglitz. Die Orte werden erneut von den beliebten Fahrradtouren verbunden. Außerdem rundet ein Konzert im Körnerpark am 11. September die Kunstwoche ab.

„Nachdem die Besucher:innen im Winter und Frühling noch zögerlich kamen, spüren wir jetzt wieder echten Hunger auf die Kunst“, sagt Stéphane Bauer, Leiter des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien und einer der Sprecher:innen für die Kommunalen Galerien Berlin. „Auch die Lust darauf, einander bei Vernissagen oder in der Galerie zu begegnen, ist wieder da. Zudem sind auch wieder viele Tourist:innen in der Stadt.“

Woche der Kommunalen Galerien zeigt künstlerische Vielfalt

Die Formate der Ausstellungen haben sich gegenüber der Vor-Corona-Zeit nicht verändert. Einzig beginnen die Eröffnungen mancherorts schon um 17 Uhr, um sie zu entzerren, Getränke werden im Freien gereicht.

Die Vielfalt der kommunal betriebenen Ausstellungsorte in Berlin ist bundes- und europaweit einmalig. Alle zwölf Bezirke betreiben Galerien und bieten dabei vor allem (aber nicht nur) Künstler:innen aus der Stadt Präsentationsflächen. Dass der kommunalen Kunstarbeit angesichts der explodierenden Energiekosten und der Folgen der Pandemie wie in den Nuller-Jahren eine Sparwelle drohen könnte, sieht Stéphane Bauer als reale Gefahr. „Das betrifft aber alle – die Kultur sollte dabei keine Sonderrolle für sich beanspruchen“, sagt er. Doch bislang hat der Rotstift keine Spuren hinterlassen. Im Gegenteil: Die KGB-Woche zeigt nicht zuletzt, wie kreative Konzepte trotz begrenzter Mittel großartige Ausstellungen ermöglichen.

  • Verschiedene Orte Infos und Veranstaltungen hier 2.–11.9.

Im Folgenden einige Highlights der Woche der Kommunalen Galerien Berlin, die ihr nicht verpassen solltet.

Wurzeln im Osten

Ein Highlight zur Woche der kommunalen Galerien: Tina Bara, aus der Serie: „Lange Weile, 1983-1989 “. Foto:Tina Bara/kunstraumkreuzberg

Der Kunst in der DDR waren im wiedervereinigten Deutschland mehrfach Überblicksausstellungen gewidmet, die – wie 1999 in Weimar – durchaus etwas Denunziatorisches haben konnten. Dass auch bei den gelungeneren Versuchen überwiegend nur Kunst von Männern zu sehen war, möchte die Ausstellung „Worin unsere Stärke besteht“ korrigieren. Sie zeigt Arbeiten von 50 Künstlerinnen, die Wurzeln im Osten Deutschlands haben, von Henrike Naumann über Wiebke Loeper bis Ruth Wolf-Rehfeldt, von Sophie Reinhold über Ricarda Roggan bis Erika Stürmer-Alex und Helga Paris. Die Schau wird von der Künstlerin Andrea Pichl kuratiert.

  • Kunstraum Kreuzberg Mariannenplatz 2, So–Mi 10–20 , Do–Sa 10–22 Uhr, 3.9.–30.10., Eröffnung: 2.9., 17–23 Uhr

Aus und über Sibiu

Loredana Nemes „Jungen beim Kartenspiel, 2004“ aus „beautiful“ 2002 – 2013  Foto: Loredana Nemes
Loredana Nemes „Jungen beim Kartenspiel, 2004“ aus „beautiful“ 2002–2013 Foto: Loredana Nemes

​Die Fotografin Loredana Nemes wurde vor 50 Jahren im rumänischen Sibiu geboren und kam 1986 nach Deutschland. Zwischen 2002 und 2013 kehrte sie jedes Jahr an den Ort ihrer Kindheit zurück. Dort versuchte sie, mit der Kamera den Kinderblick auf die dort lebenden Menschen und ihre Lebensumgebung zu rekonstruieren. In einem poetischen Schwarzweiß zeigt die Serie „beautiful“ Bilder vom kleinstädtischen Leben, die oft etwas unerwartet Idyllisches haben.

  • Kommunale Galerie Berlin Hohenzollerndamm 176, Wilmersdorf, Di–Fr 10–17, Mi 10–19, Sa/ So 11–17 Uhr, 10.9.–30.10., Eröffnung: 4.9., 12 Uhr

Wohnraum für Tausende

Einst Wohntraum: Das Wohnquartier Anton-Saefkow-Platz in Berlin Lichtenberg. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Einst Wohntraum: Das Wohnquartier Anton-Saefkow-Platz in Berlin Lichtenberg. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Vor genau 50 Jahren begann der Bau der Großsiedlung Fennpfuhl in Lichtenberg, die bis 1986 Wohnraum für 50.000 Menschen bieten sollte. Aus diesem Anlass veranstaltet der Bezirk an mehreren Orten das künstlerische Projekt „Stadt(T)raum Fennpfuhl 50“. Im Studio setzen sich fünf Künstler:innen mit den Hoffnungen und Träumen auseinander, die zu DDR-Zeiten mit dem modernen Siedlungsbau verbunden waren – Motto: „50 Jahre Utopie“.

  • Studio im Hochhaus Zingster Str. 25, Lichtenberg, Mo–Do 11–19, Fr 11–18, So 14–18 Uhr, bis 23.11.

Bitterer Kuchen

Zhenia Stepanenko, 2022, „PALYANИЦЯ„  Foto: SomoS Art Center/Zhenia Stepanenko
Zhenia Stepanenko, 2022, „PALYANИЦЯ„ Foto: SomoS Art Center/Zhenia Stepanenko

Ein süßer Hochzeitskuchen kann bitter schmecken, wenn er zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort serviert wird, etwa während des Kriegs in der Ukraine fernab in einem fremden Exilland. Dieser Erfahrung setzt die Künstlerin Zhenia Stepanenko Besucher:innen der Ausstellung „Battle Cry“ aus, die Arbeiten ukrainischer Künstler:innen zeigt. Trotz der brutalen Alltagsrealität lassen sich die Künstler:innen den eigenen Blick auf die Wirklichkeit nicht nehmen.

  • Galerie Nord Turmstr. 75, Moabit, Di–Sa 12–19 Uhr, bis 22.10.

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