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Billig durch die Stadt

Zehn Dinge, die man in Berlin für einen Euro bekommt

Das Märchen vom letzten Taler: Mit einem Euro kommt man nicht weit? – Von wegen!
Weihnachten hat deine Geldbörse verprügelt, Nachzahlungen lassen gefühlt seit 2016 auf sich warten, du hast deinem besten Freund ein kleines Vermögen geliehen und plötzlich hat er dich bei Whatsapp „geghosted“? Fast jeder wird es schon erlebt haben: am Ende des Monats ist bis auf das Foto des geliebten Haustieres plötzlich nichts mehr im Portemonnaie. Sich zuhause verbarrikadieren? Sicher eine Lösung, aber keine gute. Wir bieten Alternativen und zeigen dir Dinge, die du in Berlin für nicht mehr als einen mageren Euro bekommst!

www.cafe-tasso.de

1. Kleidung
Eine Lederjacke, auf die Udo Lindenberg neidisch wäre, ein Hipsterpullover mit Opas Lieblingsmuster, ein Kleid aus der letzten Saison oder einfach geile Jeans, die nie aus der Mode kommen? Es ist wahr, all das bekommst du (mit etwas Glück) für einen Euro. „Wo?!“, schreit und fleht das Vintagevolk. Pssst, denn es ist ein absoluter Geheimtipp. Am Stadtrand ganz versteckt finden sich zwei Sozialläden, die einmal im Monat einen Ausverkauf starten: Alle Secondhand-Kleidungsstücke für einen Euro! Das Personal wird nicht müde zu betonen, dass jeder Käufer willkommen ist, nicht bloß bedürftige. Durch die regelmäßigen Ausverkäufe können sie das Lager leeren und ihre wichtige Arbeit finanzieren, die eine entgeltfreie Weitergabe von Haushaltsartikeln, Klamotten und Möbeln an mittellose Menschen ermöglicht. Du wirst beides finden: Schrott und Schätze.
Sozialladen Neukölln, Neuköllnische Allee 132, Neukölln und Sozialladen Niederschöneweide (Treptow / Köpenick), Oberspreestr.37, Schöneweide, www.socialladen.de


2. Bücher
Mehr Potenzial, mehr Weltenbummel und mehr Emotionen bietet wohl kein anderer Tipp: Krimis, Schmonzetten, Ratgeber, Historienromane, abgeliebnutzt oder brandneu – neben anderen Antiquariaten und Flohmarktständen bietet beispielshalber die Volksbuchhandlung in Hohenschönhausen viele Bücher zu diesem Preis an. Auch erwähnt sei an dieser Stelle mein heißgeliebtes Café Tasso, das vor einiger Zeit seine Buchpreise auf immer noch angemessene 1,50€ anhob. Dafür bekommt man neben antiquarischen Schätzen im Keller und aktuellen Bestsellern auch wunderbare Stunden in dem verwinkelten Lädchen mit den knarrenen Holzdielen. Und das Wort Café ist Programm: Neben Kuchen, Kaffee und Kräuterlimonade gibt es sogar kleine Mahlzeiten, liebevoll zubereitet von Menschen mit oder ohne Handicap. Am Abend werden oft Lesungen und Konzerte veranstaltet – Eintritt auf Spendenbasis.
V€B Volksbuchhandlung, Hohenschönhausen, Warnitzer Str. 8-10, Öffnungszeiten Mo-Fr., 10-18 Uhr oder Café Tasso, Friedrichshain, Frankfurter Allee 11, Öffnungszeiten Mo-Sa 9.30-20 Uhr, So 9.30-17.00 Uhr


3. Döner
Jeder, der regelmäßig durch Neukölln und Kreuzberg streift, hat sie wohl schon gesehen: Von bunten Ballons geschmückte Banner, die grellstark Döner für einen unfassbaren Euro verheißen. Was manche an Gammelfleisch denken lässt, ist im Grunde nur eine erfolgreiche Marketingstrategie bei Neueröffnungen. Frei nach dem Motto „Lernt uns kennen, lasst’s euch schmecken und kommt dann nächste Woche wieder“ werden die Hungrigen angelockt. Trau dich, denn der einzige, der da beißt, bist du – und zwar in den Döner.


4. Ein gutes Gefühl
Nach der Devise „Jeder kann helfen“ sammelt der Verein Tausend Mal 1 Euro viele Kleinspenden und führt sie der Jenny de la Torre-Stiftung und deren Gesundheitszentrum für Obdachlose in Berlin Mitte zu. Egal ob Dauerauftrag oder einmalige Spende: Ein Euro ist unendlich mal besser als kein Euro.
www.1000mal1euro.de


5. Orgelmusik
Zu den Mittags- und Abendandachten ist der Eintritt im Berliner Dom immer frei (den Euro einfach in den Klingelbeutel werfen), von respektloser Besichtigungsgier ist aber abzusehen. Schöpft stattdessen neue Kraft in einem der eindrucksvollsten Gebäude der Stadt und lauscht der imposanten Orgelmusik. Übrigens: Die Orgel stammt aus der Zeit des antiken Griechenlands, ist also kein kirchliches Instrument. Trotzdem kann man sie noch immer fast ausschließlich in Kirchen genießen.


6. Unnützes Wissen
…bietet die Kastanie in Charlottenburg beim Kneipenquiz! Regelmäßig kommen hier Neulinge, Quizfreaks und Menschen, die eigentlich nur ein Bier trinken wollten, zum fröhlichen Raten zusammen. Wagt es, schult Euren Verstand und stärkt den Teamgeist. Teilnahmegebühr? Richtige Antwort, ein magischer Euro! Der wandert in den Pott, den der Sieger am Ende gewinnt.
Charlottenburg, Schloßstr.22 Anmeldung unter: Tel. 030 3215034 oder www.kastanie-berlin.de


7. Süßes aus dem Orient
Sind wir nicht alle schon an dem versteckten Lädchen vorbeigegangen, das Frankfurter Tor im Rücken und die Warschauer Straße im Blick, überrascht von dem plötzlich köstlichen Geruch? Bleibt man eine kleine Weile stehen, hört man tatsächlich von jedem zweiten Passanten „Was riecht hier so gut?“ – Schuld ist der Laden mit dem minimalistischen Namen Nuts & Co, der wie das orientalische Schlaraffenland anmutet. Für einen Euro findest du hier Baklava, Dattelbällchen und Pistazienkugeln. Die anderen Preise variieren, pro 100 Gramm zahlt man zwischen einem und drei Euro. Neben karamellisierten Nüssen in allen Variationen (wer hatte noch nie im Hochsommer plötzlich Sehnsucht nach gebrannten Mandeln?) und türkischem Honig mit Granatapfel und Safran, gibt es auch exotische kandierte Früchte, zum Beispiel Wassermelone. Wie die wohl getrocknet schmeckt? Wir stellen fest: Nach Aprikose und Apfel!
Achtung, Suchtgefahr.
Nuts&Co, Friedrichshain, Warschauer Str.67


8. Theater
Voraussetzung: man muss Student sein. Aber wer hat häufiger nur noch einen Euro im Täschchen als Studenten? Im Renaissance-Theater bekommt ihr für ebensolchen Restkarten an der Abendkasse. Dazu müsst ihr Besitzer eines Studi-Flät-Tickets sein, das im halben Jahr 10€ Verwaltungsgebühr kostet. Eine Investition, die sich lohnt.
Renaissance-Theater, Knesebeckstr. 100, Charlottenburg


9. Feinste elektronische Musik
…und einen charmant-verstörenden Panoramablick aufs Kottbusser Tor und damit mitten in die Hauptstadtseele bekommt ihr in der verwinkelten Palomabar. Oft legen namhafte DJs auf – das wird mit dem ersten Drink verrechnet, der dann einen schmalen Taler mehr kostet.
Palomabar Skalitzer Str. 135, Kreuzberg


10. Hoffnung
Was ist mehr wert als Hoffnung? Geh in den nächsten Kiosk und investier deine letzten 100 Cent in ein Rubbellos deiner Wahl. Wenn du nichts gewonnen hast, kannst du die feste Pappe später zumindest noch als Filter benutzen. Aber Vorsicht: Glückspiel kann süchtig machen.

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