Post-Punk 

Les Butcherettes spielen im frannz Club

Kunstblut? Herzblut! Auf ihrem neuen Album stellen sich Les Butcherettes ihren familiären Traumata

Foto: Lindsey Byrnes

Als Teresa Suárez Cosío alias Teri Gender Bender früher mit dem Bus zu Gigs ihrer Band Les Butcherettes anreiste, hatte sie streng riechende Taschen mit rohem Fleisch im Gepäck. Es diente als Requisite für die Live-Show, in der unter anderem auch Kunstblut oder gar ein Schweinskopf zum Einsatz kamen. Mit der Blutrünstigkeit von Auftritt und Namen ihrer Garagen-Noise-Band wollte Cosío die Behandlung von Frauen als Stück Fleisch anprangern – in der Machismo-Kultur ihrer damaligen Heimat Mexiko allgegenwärtig.

Heutzutage verzichtet die 29-Jährige auf dererlei Schockeffekte. Auch ist die kürzlich erschienene vierte Platte von Les Butcherettes, „bi/MENTAL“, mit ihren bluesigen Rock-Riffs, den New-Wave-Synthesizern und großen Refrains das bis dato eingängigste der im ständigen Besetzungswechsel befindlichen Formation.

In den Lyrics jedoch verhandelt Cosío harte Kost, speziell die ambivalente Beziehung zu ihrem gewalttätigen, früh verstorbenen Vater und ihrer bipolaren Mutter. Letztere hatte ihre Tochter im Vorfeld der Albumentstehung mit einem Messer attackiert und war in eine Klinik eingewiesen worden. Das traumatische Erlebnis veranlasste Cosío, über Familienbande, psychische Krankheit und eigene Schuldgefühle zu singen. „Always been loving you/ Yet there is only so much I can take“, heißt es in der Emanzipationshymne „strong/ENOUGH“. Da fließt kein Kunstblut, sondern Herzblut.

Frannz Club Schönhauser Allee 36, Prenzlauer Berg, Mi 27.3., 20 Uhr, VVK 21 € zzgl. Gebühren

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