Bildungsstätten

Besondere Berliner Schulen: Von Privat bis Internat

Fußball als Abiturfach? Das geht, wenn man bestimmte Voraussetzungen mitbringt. An diesen besonderen Berliner Schulen – auch „Schulen besonderer pädagogischer Prägung“ genannt – werden Talente besonders gefördert. Hier stellen wir einige dieser Bildungsstätten, die über ein besonderes pädagogisches oder organisatorisches Konzept verfügen, vor.


Die Berliner Bildungsstätte Schulfarm Insel Scharfenberg

Eine der besonderen Berliner Bildungsstätten: Die Schulfarm Insel Scharfenberg, dessen Gelände man nur mit der Fähre erreichen kann. Foto: Imago/Joko

Inmitten des Tegeler Sees liegt die Schulfarm Insel Scharfenberg. Sie ist ein staatliches Ganztagsgymnasium mit angeschlossenem Internat sowie externen Schüler:innen. Letztere kommen mit einer Fähre zum Unterricht.

Gegründet wurde die Schule 1922 durch den Reformpädagogen Wilhelm Blume. Gestartet als Sommerschule und Versuchsprojekt des Berliner Magistrats gehört seit 1923 auch ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Nutztieren und dem Anbau von Kartoffeln und Getreide dazu, in den die Schüler:innen eingebunden sind. Schon früh wurde auf die Mitbestimmung der Schüler, ab den 1930er-Jahren auch Schülerinnen, Wert gelegt.

Die Schulfarm offeriert neben den Schwerpunkten Sprache, Naturwissenschaften und Politik ebenfalls Angebote wie Segeln, Reiten und Golf. Circa 80 der rund 500 Schüler:innen leben im angeschlossenen Internat.

Zu den bekanntesten Alumni gehören der Schauspieler Jürgen Holtz und die spätere Bundesverfassungsgerichts-Präsidentin Jutta Limbach. 1995 war die Schulfarm Schauplatz der ZDF-Serie „Unser Lehrer Doktor Specht“. Seit knapp 50 Jahren findet im Sommer immer das traditionelle Langstreckenschwimmen „Rund um Scharfenberg” statt.

Sportschule im Olympiapark/Poelchau-Schule

Die Poelchau-Schule befindet sich auf dem Jahnplatz im Deutschen Sportforum, dem Olympiagelände Berlin. Foto: Imago/Raimund Müller
Die Poelchau-Schule befindet sich auf dem Jahnplatz im Deutschen Sportforum, dem Olympiagelände Berlin. Foto: Imago/Raimund Müller

Die Sportschule im Olympiapark – Poelchau-Schule ist eine Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe. Doch für die Aufnahme wird hier eine Empfehlung des Landessportbundes Berlin benötigt. Als 2006 vom Deutschen Olympischen Sportbund und 2008 vom DFB als „Eliteschule des Sports“ beziehungsweise „des Fußballs“ prämierte Einrichtung werden hier spätere Profis und potenzielle Olympioniken ausgebildet: in Fußball, Leichtathletik, Moderner Fünfkampf, Rudern, Schwimmen, Wasserball und Hockey.

In den Sportarten Rhythmische Sportgymnastik, Eiskunstlauf und Schwimmen wird bereits ab der Jahrgangsstufe Fünf eingeschult. Ziel ist es, eine gute schulische Ausbildung, die bis zum Abitur führen kann, mit Leistungssporttraining optimal zu verbinden. Viele Schüler:innen nehmen regelmäßig an internationalen Jugendsportwettbewerben teil.

Es wird in einem Verbundsystem mit Profi-Trainer:innen und leistungsbetonten Berliner Sportvereinen, Sportfachverbänden, dem Landessportbund Berlin und dem Olympiastützpunkt unterrichtet.

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Freie Schule Anne-Sophie

Die Freie Schule Anne-Sophie ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule in Zehlendorf. Sie bietet einen modernen Lernort, der Kinder und Jugendliche auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet.

Die FSAS ist eine bilinguale Ganztagsschule mit einer internationalen Community. Der Unterricht findet ab der ersten Klasse in kleinen Lerngruppen auf Deutsch und Englisch statt. Für Quereinsteiger:innen im Gymnasium gibt es die Möglichkeit einer zusätzlichen Englisch- und DaZ-Förderung.

Weitere Schwerpunkte liegen auf dem selbstregulierten Lernen sowie fächerverbindender Projektarbeit. Eine liebevoll gestaltete Lernumgebung sorgt dabei für eine angenehme und produktive Lernatmosphäre.

Zur Förderung des verantwortungsbewussten und kreativen Umgangs mit digitalen Medien verfügt die Schule über eine exzellente Medien- und IT-Ausstattung.

Das Schulgeld ist einkommensabhängig (ab 100 Euro).

  • Freie Schule Anne-Sophie Clayallee 328-334, Zehlendorf, www.fsas.net

Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach

Das Vorderhaus des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach. Foto: Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach Berlin
Das Vorderhaus des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach. Foto: Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach Berlin

Musikalisch hochbegabte Kinder und Jugendliche werden im Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach ab der 5. Klasse unterrichtet und gefördert. Aufgenommen wird nach einer Eignungsprüfung mit Vorspiel auf einem Streich-, Blas-, Schlag- oder Zupfinstrument, Gesang oder Klavier.

Als „Schule besonderer pädagogischer Prägung“ darf es im Lehrplan die künstlerischen Fächer stärker gewichten. So sind zum Beispiel musikalische Grundlagenfächer wie Tonsatz und Gehörbildung hier ganz reguläre Schulfächer, und auch Leistungen aus dem Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ können in die Abiturnote einfließen.

Dazu legen im Gegensatz zu regulären Gymnasien die Schüler:innen ihr Abitur erst nach 13 Jahren ab. Gleichzeitig sind sie Gasthörende an einer der Berliner Musikhochschulen, wo sie zusätzlichen Einzelunterricht in ihrem Hauptfach und im Pflichtfach Klavier erhalten sowie in Kleingruppen in Tonsatz und Gehörbildung unterrichtet werden.

Einstige Schüler:innen spielen heute in renommierten Orchestern wie der Staatskapelle oder den Münchner Philharmonikern.

Deutsch Skandinavische Gemeinschaftsschule

An der Deutsch Skandinavischen Gemeinschaftsschule hält eine Königliche Hoheit den Schirm über die rund 200 Schülerinnen und Schüler: Prinzessin Benedikte zu Dänemark. Vor zehn Jahren durch eine Elterninitiative gegründet, sind hier die skandinavischen Sprachen und die deutsche Sprache gleichgestellt, der Unterricht erfolgt bis zur 6. Klasse bilingual (deutsch-dänisch bzw. -schwedisch und -norwegisch), ab Klasse 7 werden die skandinavischen Sprachen als Kurse weitergeführt.

Rund 60 Prozent der Schüler:innen sprechen eine skandinavische Sprache muttersprachlich, 40 Prozent der Kinder haben die Erstsprache Deutsch. Träger der staatlich anerkannten Ersatzschule für die Klassen 1 bis 10 ist die Montessori Stiftung Berlin.

So folgt die Schule den Idealen der Montessori-Pädagogik, jedes Kind ist „Baumeister seines Selbst“ und bestimmt eigenständig Inhalt, Ablauf und Tempo des Lernens, die Lehrkräfte begleiten die Kinder dabei als Mentor:innen. Gekoppelt wird das Bildungskonzept hier mit der Lehre des dänischen Familientherapeuten Jesper Juul, nach der sich Lernende und Lehrende auf Augenhöhe begegnen sollen. Alle sind hier per „du“.

  • Deutsch Skandinavische Gemeinschaftsschule Machonstraße 54, Tempelhof, www.dsg-schule.de/

Französisches Gymnasium Berlin

Die älteste öffentliche Schule Berlins: Das Französische Gymnasium.Foto: Imago/Joko
Die älteste öffentliche Schule Berlins: Das Französische Gymnasium.Foto: Imago/Joko

Das Französische Gymnasium ist die älteste öffentliche Schule Berlins. Schließlich wurde das „Lycée Français de Berlin“ bereits 1689 vom Großen Kurfürst Friedrich Wilhelm für die Kinder der aus Frankreich geflüchteten Hugenotten gegründet. Die Schule ist stolz darauf, dass sie den Geist der Toleranz stets bewahren konnte, selbst während der Nazi-Zeit hielt man den Kontakt nach Frankreich lange aufrecht und Französisch als Unter- richtssprache bei.

Der Unterricht richtet sich nach französischen Lehrplänen, als Abschluss kann sowohl das Baccalauréat als auch das deutsche Abitur in französischer oder deutscher Sprache abgelegt werden. Unterrichtssprache ist auch im Fachunterricht ab der 7. Klasse vor allem Französisch.

Das Kollegium besteht aus 30 französischen Lehrkräften, deren Gehalt Frankreich bezahlt und 50 weiteren, die vom Land Berlin besoldet werden. Die rund 800 Schüler:innen sind sowohl deutsche als auch französische Muttersprachler:innen aus 25 Nationen.

Zu den berühmtesten Absolventen zählen der Naturforscher Adelbert von Chamisso, der Schriftsteller Kurt Tucholsky, der Liedermacher Reinhard Mey und der Hip-Hopper Peter Fox.

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Docemus Schulen: Bildung mit der Extraportion Leidenschaft

Lernen im grünen Klassenzimmer am Docemus Campus Neu Zittau. Foto: Docemus Schule Neu Zittau
Lernen im grünen Klassenzimmer am Docemus Campus Neu Zittau. Foto: Docemus Schule Neu Zittau

Bildung ist einiges mehr als die Vermittlung von Wissen. Auf dieser Überzeugung aufbauend haben die Docemus Privatschulen ein Schulkonzept entwickelt, in dem die Schülerinnen und Schüler stets an erster Stelle stehen.

Unsere drei Schulstandorte Blumberg, Grünheide und Neu Zittau gewähren durch die grüne Umgebung nicht nur eine friedliche Lernatmosphäre, sondern sind durch die Nähe zu Berlin bestens an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.

Um die individuelle Entwicklung unserer Schüler:innen entsprechend ihrer Fähigkeiten zu fördern, bieten wir die drei Schulformen Gymnasium, Oberschule und Fachoberschule an.

Neben der Vermittlung von Wissen und Kompetenzen liegt uns vor allem die Gesundheit aller Schüler:innen und Mitarbeiter:innen am Herzen. Mit unserer Initiative „Schule macht fit“ sorgen wir dafür, dass das körperliche und geistige Wohlbefinden im Schulalltag nicht zu kurz kommt.

  • Docemus Campus Blumberg Schlossstraße 7A, Ahrensfelde Ortsteil Blumberg, www.docemus.de
  • Docemus Campus Grünheide An der Löcknitz 10, Grünheide (Mark), www.docemus.de
  • Docemus Campus Neu Zittau Berliner Straße 35-36, Gosen-Neu Zittau, www.docemus.de

John F. Kennedy School Berlin

Die wohl bekannteste der Berliner Bildungsstätten ist die John F. Kennedy School Berlin. An der „Jay Eff Kay”, wie sich die nach dem 1963 ermordeten US-Präsidenten benannte Schule in Zehlendorf gern abkürzt, wird bilingual in deutscher und englischer Sprache unterrichtet. Sie gilt als größte Berliner Schule und ist eine Gemeinschaftsschule aus Grund- (Elementary) und Oberschule (High School), und kombiniert Teile des US- mit dem deutschen Bildungssystem.

Hier kann neben dem deutschen Abitur auch das High School Diploma der USA erworben werden. In die Eingangsklasse werden zu etwa gleichen Teilen Kinder mit deutscher und US-amerikanischer Staatsangehörigkeit aufgenommen, deutsche Schüler:innen, die ab Klasse 7 auf die JFKS wechseln möchten, müssen gute Englischkenntnisse durch einen Test nachweisen, der das Schreiben eines Essays beinhaltet.

Rund ein Drittel der Schüler:innen besitzen eine amerikanische Staatsbürgerschaft, knapp die Hälfte der Lehrkräfte auch. Es gibt für die Vergabe der Schulplätze je ein deutsches und ein amerikanisches Kontingent.

Wenn es mehr qualifizierte Bewerbungen als Plätze gibt, entscheidet das Los. Besondere Schwerpunkte legt die Schule auf „Fine Arts“ und „Sports“ wie Baseball, Cheerleading und Fußball.

  • John F. Kennedy School Berlin Teltower Damm 87-93, Dahlem, www.jfks.de

Demokratische Schule X Berlin

Der Lindenhof in der Ruppiner Chaussee 211 gehört nun auch zur Demokratischen Schule X. Foto: Demokratische Schule X
Der Lindenhof in der Ruppiner Chaussee 211 gehört seit dem Sommer 2021 auch zur Demokratischen Schule X. Foto: Demokratische Schule X

An dieser Schule der besonderen Berliner Bildungsstätten geschieht das Lernen völlig selbstbestimmt und freiwillig. Die Schüler:innen entscheiden, was, wann und wie sie lernen. Im Selbstverständnis der Demokratischen Schule X ist Lernen nämlich ein „aktiver Prozess, der aus der natürlichen Neugier jedes Menschen resultiert.“

Es gibt keine Noten, daher auch keine Tests oder Prüfungen, die Lehrkräfte verstehen sich als Lernbegleitende, sie machen Angebote. Der natürliche Lerndrang der Kinder bestimmt den Stundenplan. Mit Frontalunterricht sozialisierte Eltern mag so etwas irritieren, zumal es auch keine Aufteilung der Klassen nach Alter gibt. Die Kinder und Jugendlichen lernen jahrgangsübergreifend von der 1. bis 10. Klasse in wechselnden Zusammensetzungen gemeinsam, das gleiche Interesse bestimmt, nicht das gleiche Alter.

In der 10. Klasse kann der MSA (durch externe Prüfungen) erworben werden. Die Aufnahmegebühr beträgt 1.000 Euro, ermäßigt die Hälfte. Das Schulgeld richtet sich nach dem Einkommen der Eltern und der Anzahl ihrer Kinder und schwangt zwischen 45 und 309 Euro (Grundschule) und 75 und 540 Euro (ab 7. Klasse).

Heinrich-Hertz-Gymnasium

Klaus Lederer und auch Gregor Gysi besuchten das Heinrich-Hertz-Gymnasium in Friedrichshain. Foto: Imago/Manja Elsässer
Klaus Lederer und auch Gregor Gysi besuchten das Heinrich-Hertz-Gymnasium in Friedrichshain. Foto: Imago/Manja Elsässer

Gut möglich, dass diese Schule mal einen Nobelpreisträger hervorbringt, etliche heutige Mathematik- und Physikprofessoren zählen bereits zu den Absolventen der auf Mathe und Naturwissenschaften profilierten Oberschule.

Aber auch bekannte Politiker wie Gregor Gysi und Klaus Lederer sowie Autoren wie Jochen Schmidt und Jakob Hein zählen zu den Alumni der Schule, die schon in der DDR als EOS „Heinrich Hertz“ eine mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Spezialschule war.

Im Gegensatz zu allgemeinen Gymnasien erhalten die Schüler:innen hier viel mehr Unterrichtsstunden in Mathematik – dafür allerdings weniger Unterricht in Kunst, Musik und Sport. In der Abiturphase gibt es zusätzlich zu den umfangreichen Mathe-Leistungskursen einen weiteren für besonders begabte Schüler:innen, der schon studiums-relevanten Stoff behandelt und im Studium als gültiger Leistungsnachweis eingebracht werden kann.

Also an dieser Schule hätte Sheldon Cooper (der hochbegabte Nerd aus der Sitcom „The Big Bang Theory”) vermutlich seine helle Freude.

  • Heinrich-Hertz-Gymnasium Rigaer Straße 81/82, Friedrichshain, www.hhgym.de

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