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Duale Berufsausbildung im Ausland: AHKs fördern Lehren rund um den Globus

Weltweit bilden Auslandshandelskammern (AHKs) nach deutschem, dualem Vorbild aus. Die deutsche Ausbildungsmethode ist global gesehen nahezu einzigartig und eine duale Berufsausbildung nach deutschen Vorgaben gilt in vielen Ländern als ein Gütesiegel für wirtschaftlichen Erfolg. In einigen Ländern bestehen auch Kooperationen mit deutschen Berufsschulen. Alle Teilnehmer:innen erhalten zum Ende der erfolgreichen Ausbildung ein AHK-Zertifikat, das als wertvoller Karrierebaustein gilt.

In der chinesischen Megastadt Hongkong können sich junge Menschen nach deutschem, dualen System ausbilden lassen. Foto: Imago/

Duale Berufsausbildung im Ausland: Enge Betreuung durch die AHK

Wenn Emil Rischke aus dem Fenster seiner WG in Wan Chai blickt, sieht er leuchtende Häuserschluchten. In der chinesichen Megametropole Hongkong absolviert der 19-jährige die duale Ausbildung der Auslandshandelskammer (AHK) der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) im Bereich Digitalisierungsmanagement. Die Lehre ist in die Sparten Digitalisierung, Logistik und Handel unterteilt. Sie bietet jungen Menschen eine spannende Einstiegsmöglichkeit in die Berufswelt, eine, die den persönlichen Horizont erweitert und echte Selbstsicherheit schenkt.

Die Teilnehmer:innen der dualen Berufsausbildung, die von der Delegation der deutschen Wirtschaft, teilweise von Deutschland aus, teilweise vor Ort gesteuert und betreut wird, müssen mindestens 18 Jahre alt sein, gute Deutsch- und Englischkenntnisse haben sowie eine Hochschulzugangsberechtigung oder eine vergleichbare Ausbildung vorweisen können. Die Bewerbungsprozesse bei Firmen im Ausland werden von der AHK und DIHK begleitet. Die Institutionen sind Ansprechpartner, stellen Kontakte her, vermitteln, beraten und bereiten die Partnerfirmen im Ausland für die Zusammenarbeit mit den Teilnehmer:innen vor.

Kooperationen weltweit: Das deutsche, duale System hat einen sehr guten Ruf

Die deutsche, duale Berufsausbildung gilt in vielen Ländern als Gütesiegel für den wirtschaftlichen Erfolg. Ursula Klingenberg betreut und unterstützt Auszubildende wie Emil Rischke in Hongkong. Sie arbeitet für die Delegation der Deutschen Wirtschaft und weiß, dass der duale Charakter des deutschen Ausbildungssystems von den ausländischen Arbeitgeber:innen, auch in China, sehr geschätzt wird. „Hier gibt es keine vergleichbare, duale Ausbildung dieser Qualität”, sagt Klingenberg mit Blick auf den Bildungsweg in Hongkong.

Deutsche Auszubildende in China: Einheimische Berufsschulen und die AHK arbeiten eng zusammen, um jungen Menschen eine gute Mischung aus Theorie und Praxis zu bieten.
Deutsche Auszubildende in China: Die Berufsschulen und die AHK arbeiten eng zusammen, um jungen Menschen eine gute Mischung aus Theorie und Praxis zu bieten. Foto: GICHK

Andere Länder, in denen duale Ausbildungen in Kooperation mit deutschen Berufsschulen und der AHK beziehungsweise DIHK umgesetzt werden, sind neben China beispielsweise Spanien und Chile. Insgesamt 46 AHKs rund um den Globus bieten Berufsdienstleistungen mit deutschen, dualen Elementen an. In der Berufsschule verbringen Auszubildende einen maßgeblichen Teil ihrer Woche, sie gewinnen theoretische Kenntnisse und lernen, sich in der Sprache des jeweiligen Landes zu verständigen. Zwar besteht in den wenigsten Ländern die Möglichkeit, das deutsche, duale Ausbildungssystem eins zu eins nach Vorbild umzusetzen, die AHKs suchen jedoch vor Ort nach geeigneten Wegen, um gewinnbringende Elemente des deutschen Verfahrens bei und mit Partner:innen zu etablieren.

Wachsen in einem unbekannten Umfeld, auch das bewirkt die duale Berufsausbildung im Ausland

Wenn Emil Rischke an einem typischen Dezembermorgen gegen 7.30 Uhr die Augen öffnet, ist es bereits hell. Die Luft ist feucht und zu dieser Zeit des Tages schon um die 15 Grad warm. Um 9 Uhr beginnt seine Schicht bei STARTEAM Global, einer Firma mit Sitz in Hung Hom auf Hongkong Island, die Platinen für die Industrie herstellt. Er nimmt den Bus um 8.30 Uhr, vorher holt er sich bei der Ladenkette 7 Eleven einen Iced Cappucino. Und schon ist er wieder mittendrin, im Trubel der Acht-Millionenstadt. Dreieinhalb Tage die Woche verbringt Emil im Büro oder Homeoffice, die restliche Zeit mit 32 anderen Schüler:innen seines Jahrgangs in der Berufsschule.

Oder auf Ausflügen, die vom Bildungsinstitut und von der AHK organisiert werden. Gemeinsam mit seiner Schülergruppe besuchte er beispielsweise die „Xceleration Days 2024” in Peking, einer Veranstaltung der AHK Greater China für die deutsch-chinesischen Business-Community. Danach ging es weiter zur chinesischen Mauer und in die verbotene Stadt.

Eine Ausbildung im Ausland ist in vielerlei Hinsicht aufregend. Die Erfahrung stellt nicht nur die Weichen für eine Karriere mit internationaler Ausrichtung, sondern bereichert auch den persönlichen Erfahrungsschatz.

Berufsschule in Hongkong: Auch in der Freizeit machen die Azubis einer dualen Berufsausbildung im Ausland viel gemeinsam. Foto: privat

Gute Karrierechancen in den Bereichen Informatik und Logistik

Die meisten Berufe, die DIHK und AHK fördern, sind im gewerblich-technischen Bereich angesiedelt. In den letzten Jahren zeichnet sich ein erhöhter Bedarf an Fachkräften in der IT- und Logistikbranche ab. Die Prüfungen am Ende einer jeden Ausbildungszeit werden handlungs- und praxisorientiert durchgeführt. Bei bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmer:innen ein Zertifikat der jeweiligen AHK, das gemeinhin als Qualitätssicherung gilt.

Mancherorts muss das deutsche, duale System im Ausland auch Hürden überwinden: Wer beispielsweise in Hongkong arbeiten möchte, benötigt in der Regel einen Bachelor-Abschluss. Für die einheimischen Unternehmen ist der Umgang mit teilweise noch sehr „unerfahrenen” Berufseinsteiger:innen häufig eine Umstellung, sagt Donna Otten, Direktorin für Organisationsentwicklung bei der Firma STARTEAM Global, die den 19-jährigen Emil Rischke in Hongkong ausbildet.

Die Mischung aus praktischen und theoretischen Fähigkeiten sei jedoch wertvoll, so Otten. Mit praxisnahen Übungen wird Emil Rischke an der Berufsschule auf den Alltag in der Firma vorbereitet. Und die Firmen können sich in Fragen, die die Zusammenarbeit mit den Trainees betreffen, an die AHK wenden.

Emil Rischke erinnert sich an die ersten Momente seiner Auslandserfahrung: „Die Ankunft hier war überwältigend”, erzählt er. Nach einem knappen halben Jahr jedoch ist er angekommen. Er findet sich zurecht, genießt den strukturierten Alltag sogar. Die Welt um ihn herum scheint vereinfacht, geordnet und doch so viel komplexer als das Leben, das er kennt. Eine große Starthilfe sei für ihn die enge Betreuung seitens der AHK gewesen, die für ihn den Kontakt zu Firmen herstellte, seine Bewerbung abwickelte, das Visum mit organisierte, die Ankunft begleitete, sagt er.

„Das Tempo in Hongkong verlangt den jungen Menschen allerdings einiges ab”, erzählt Thorsten Rauhut, der die deutsche Berufsschule in Hongkong leitet. Die duale Lehre dauert im Unterschied zu Deutschland in Hongkong nur zwei Jahre. Für ihr Engagement erhalten die Lernenden vom Unternehmen ein kleines Gehalt, das ihnen ein unabhängiges Leben in der Metropole Hongkong ermöglicht.

Die Ausbildung im Ausland ist eine Erfahrung, die herausfordert, sich aber auszahlt: Laut Donna Otten werden die meisten Trainees bei STARTEAM Global im Anschluss an die Lehrzeit übernommen. Teilweise schon in einem sehr jungen Alter. Das lässt auf einen langen und steilen Karriereweg hoffen.

  • In Kürze Bewerben für die duale Berufsausbildung in Hongkong können sich Personen ab 18 Jahren mit guten Deutsch- und Englischkenntnisse sowie einer allgemeinen Hochschulzugangsberechtigung (oder einer gleichwertigen Qualifikation). Die Schulgebühren betragen derzeit 46.000 HKD. Stipendien gibt es bislang keine. Weltweit kooperieren DIHK und AHK an insgesamt 10 Standorten mit deutschen Berufsschulen, die in die Ausbildung involviert sind. Darunter sind Städte wie Barcelona und Madrid (Spanien), Györ (Ungarn) und Guatemala City (Guatemala). Die Liste der AHKs, die rund um den Globus nach dem deutschen, duaIen Vorbild ausbilden, ist jedoch deutlich länger (s. Grafik unten). In Hongkong wird nach den Rahmenbedingungen für „A-Zertifikate“ für Deutsche, duale Berufsausbildungen im Ausland ausgebildet. Das Zertifikat, das alle Teilnehmenden bei bestandener Abschlussprüfung erhalten, wird von der DIHK und AHK ausgestellt. Die Institutionen orientieren sich hierbei an den zentralen Qualitätsstandards, die im Berufsbildungsgesetz (BBiG) enthalten sind. 
Quelle: DIHK / POSITION. Das IHK-Magazin für Berufsbildung – II/2023

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