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Spannende Forschungsprojekte in Berlin: Von bodenständig bis (noch) Science-Fiction

Berlin hat alles und davon viel. Viele Museen, viele Restaurants, viele Clubs, viele Forschungseinrichtungen, besonders viele Forschungseinrichtungen. Mehr als 100 sind es, unabhängige und universitäre zusammengenommen. Es gibt Forschungsprojekte zu Medizin, Künstlicher Intelligenz, Welthunger. Und das ist nur ein Bruchteil der Gebiete. Ein paar besonders spannende Forschungsprojekte wollen wir euch vorstellen.

Auch wenn an den Unis, etwa hier der Freien Universität, in Berlin derzeit etwas weniger los ist: Spannende Forschungsprojekte laufen weiter. Foto: Imago/serienlicht

Via App lernen, mit Ängsten umzugehen

Ängste betreffen Kinder heute stärker denn je, ein Berliner Forschungsprojekt soll helfen. Foto: Imago/Chromorange

Erwachsene haben häufig Probleme, in sich hineinzuhorchen. Sind sie gestresst, kontrolliert sie das Gefühl. Sie werden unaufmerksam, gereizt, reagieren mitunter bei Kleinigkeiten über. Wenn sich bereits Menschen mit viel Lebenserfahrung diesbezüglich schwer tun, wie sieht es dann erst mit Kindern aus, besonders mit solchen, die ADHS oder eine Angststörung haben? Lernen sie früh, was bestimmte Gefühle für Ursachen haben, können sie sich eventuell helfen. Das Startup Aumio hat dafür eine App entwickelt, die die Freie Universität Berlin nun in einer Studie testen will.

Unter den Proband:innen befinden sich ausschließlich Kinder zwischen acht und zwölf Jahren mit ADHS oder einer Angststörung. Mit der App sollen Kinder unter anderem lernen, was Angst ist und wie sie mit ihr umgehen können. Auch soll sie Tricks vermitteln, wie Kinder mit Unaufmerksamkeit und Stress zurechtkommen. Anschließend gibt es Fragebögen zum Empfinden und Lernerfolg.

Warum ist das wichtig? Lernen Kinder schon früh, mit Ängsten und Stress umzugehen, können sie im Erwachsenenalter deutlich besser zurechtkommen. Außerdem kann so das Risiko für psychische Erkrankungen sinken. Weitere Forschungsprojekte können das Thema vertiefen.

Website: www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2021/fup_21_072-aumio-studie/index.html


Künstliche Intelligenz gegen Cyberkriminalität

Nach einem Internetbetrug bleiben den Opfern meist die Hände gebunden. Foto: Imago/Westend61

Ein falscher Klick und das Konto ist leer. Ganz so einfach ist es zwar nicht, trotzdem stellt Cyberkriminalität eine Gefahr dar. Besonders schlimm: Die Polizei kann häufig nichts machen. Es ist schlicht zu schwierig, Drahtzieher:innen ausfindig zu machen. Deshalb startete das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (KI) ein Forschungsprojekt zusammen mit LKA und BKA.

Ziel ist, herauszufinden, wo KI helfen kann, Beweismaterial schnell und gezielt auszuwerten. Das gilt auch für Rohdaten. Diese bleiben meist in Fragmenten zurück, wenn Daten gelöscht werden. Vor einer Hausdurchsuchung nicht unüblich.

Warum ist das wichtig? Betrugsfälle können so schneller aufgeklärt werden, was gerade Verbraucher:innen zugute kommen könnte. Übrigens: Bei der Auswertung der Panama Papers nutzte das BKA ebenfalls KI. Es wäre also sinnvoll, sie auch in anderen Bereichen einzusetzen.

Website: https://www.dfki.de/web/news/forschungskooperation-bka-lka/


Wie sich Licht und Farben auf die Lebensqualität auswirken

Der gläserne Berliner Hauptbahnhof ist besonders hell – wie gut das tut, erforscht ein Berliner Projekt. Foto: Imago/Chromorange

Leben in der Stadt heißt häufig leben im Schatten. Vielerorts verdecken graue Häuser die Sonne, schlucken jeden Strahl. Die Umgebung weder hell noch bunt, die Stimmung deprimierend. Wie sehr, ist jedoch unklar. Hier knüpft das Forschungsprojekt „Tageslichtfarbe und -muster auf Gebäuden“ der Technischen Universität Berlin an. Mittels Simulationen will ein Forschungsteam um Martine Koop, Leiterin des Fachgebiets Lichttechnik der TU-Berlin, herausfinden, wie sich die Reflexion von Tageslicht auf städtischen Gebäuden auf die gefühlte Lebensqualität auswirkt.

Dabei führen sie unter anderem Simulationen durch, in denen sie prüfen, wie sich die Tageslicht-Dynamik in verschiedenen Umgebungen verhält, etwa Ziegel- und Gipshäuser, reflektierende Glasfassaden, Räume mit Vegetation. Auch die Breitengrade wollen sie dabei berücksichtigen, also polar, gemäßigt und äquatorial. Anschließend wollen sie Bürger:innen fragen, wie sie Lichtphänomene in ihrer Stadt wahrnehmen, was diese für sie bedeuten.

Warum ist das wichtig? Lichtmangel kann die Stimmung drücken, das ist kein Geheimnis. Je weniger Tageslicht ins Auge fällt, desto stärker produzieren wir das Schlafhormon Melatonin, das wiederum die Laune senkt. Wir werden müde und träge. Im Winter ein häufig auftretendes Phänomen. Dichte Bebauung und wenig Lichtreflexion könnten einen ähnlichen Effekt haben. Mit den Ergebnissen aus der Studie könnten Stadtplaner:innen also bessere Umgebungen schaffen, sofern nicht noch weitere Forschungsprojekte nötig sind.

Website: www.li.tu-berlin.de


Forschungsprojekt zu weniger Besitz

Minimalismus ist schön anzusehen, aber eher eine Seltenheit. Foto: Imago/agefotostock

Konsum bestimmt unseren Alltag. Überall schreit es „Mehr, mehr, mehr!“ Also kaufen wir, was wir kriegen können. Zuhause stapelt sich das Gerümpel, doch das Geschrei klingt nicht ab. Es bleibt, wird schriller. Natürlich ist das überspitzt, doch dass manche Wohnungen mehr einer Rümpelkammer gleichen, dürften wohl einige unterschreiben können. Das Forschungsprojekt mit nettem Titel „Mein Ding – Ich bin, was ich (nicht) habe!“ der TU Berlin will Menschen dazu bringen, mehr über Besitz zu reflektieren.

Wissenschaftler:innen wie auch Proband:innen sollen dabei prüfen, wie sie ihren Besitz am besten reduzieren, etwa weniger kaufen, sich auf das Nötigste beschränken. Ziel ist, Überkonsum künftig zu vermeiden.

Warum ist das wichtig? Maßlosigkeit mag uns Menschen irgendwie gefallen, der Umwelt aber nicht. Sie wird beispielsweise mit Verpackungen zugemüllt. In Zeiten, in denen jede Kleinigkeit nur einen Klick entfernt ist, verschärft sich das Problem. Vielleicht sollten wir wieder lernen, uns zu mäßigen. Das Forschungsprojekt könnte zeigen, wie das geht.

Website: www.aloenk.tu-berlin.de


Klimawandel und seine Auswirkungen auf Pflanzen

Berliner Co-Forschungsprojekt: Blüht im Frühling weiterhin, was blühen soll? Foto: Imago/imagebroker

Dass sich der Klimawandel auf alle erdenklichen Lebensbereiche auswirkt, ist klar – seien es nun Menschen oder Tiere. Pflanzen sind natürlich auch betroffen. Hier setzt das Verbundprojekt „Pflanze Klimakultur“ der Freien Universität Berlin mit dem Deutschen Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung an.

Sie wollen in Berlin, Halle, Jena und Leipzig zusammen mit Bürger:innen untersuchen, wie der Klimawandel die Wachstumsphasen von Pflanzen beeinflussen kann. Wachsen sie langsamer oder schneller? Welche Pflanzen vertragen Klimaveränderungen, welche werden zerstört? Spannend ist, dass dabei nicht nur Wissenschaftler:innen forschen, sondern auch Außenstehende. Ein anschließender Dialog soll den gesellschaftlichen Diskurs vertiefen, das Thema zusätzlich greifbar machen.

Warum ist das wichtig? Gerade für Ökosysteme sind die Wachstumsphasen von Pflanzen wichtig, sei es auch nur als Futter für die Bewohner:innen. Doch auch wir Menschen müssen wissen, wie genau sie ablaufen, zum Beispiel für die Landwirtschaft. Anhand der Daten könnten Prognosen geschlossen werden, um letztlich nicht überrumpelt zu werden.

Website: www.bmbf.de/de/buergerforschung-225.html


Wohnqualität in Großwohnsiedlungen

Neu-Hohenschönhausen strotzt vor Großwohnsiedlungen. Foto: Imago/Panthermedia

Sie sind tief in der DNA Berlins verankert, die Großwohnsiedlungen. Gewaltige Häuserblocks dicht an dicht, Wohnung an Wohnung. In der Großstadt eine Selbstverständlichkeit. Klar, es ist kaum möglich, die vielen Einwohner:innen in Doppelhaushälften unterzubringen. Nur haben selbstverständliche Dinge häufig ein Problem: Sie werden selten hinterfragt.

Dabei wäre es doch interessant zu erfahren, wie die Wohnqualität in den Siedlungen aussieht. Nun, die TU Berlin widmet sich zusammen mit einer Gruppe Jugendlicher und Kinder dieser Frage. In dem Forschungsprojekt erkunden sie zusammen eine Großwohnsiedlung in Neu-Hohenschönhausen, befragen die Anwohner:innen zu den erlebten Qualitäten.

Warum ist das wichtig? Das Gebiet Wohnqualität ist schlicht unerforscht, es handelt sich also um ein Pionierprojekt, weitere Forschungsprojekte könnten folgen. Außerdem bekommen die Menschen aus einer Großwohnsiedlung eine Stimme, Vermieter könnten zuhören, eventuell Anpassungen vornehmen. Natürlich optimistisch gedacht.

Website: www.immobilienwirtschaft.tu-berlin.de/menue/forschung/wohnqualitaet/


Forschungsprojekt für weniger Elektroschrott

Um den Elektromüll zu reduzieren, müsste die Industrie langlebigere Geräte entwickeln. Foto: Imago/Shotshop

Elektroschrott ist ein Problem, ein großes. Laut Global E-Waste Monitor 2020 kamen weltweit 53,6 Millionen Tonnen allein 2019 zusammen. In Deutschland waren es knapp zwei Millionen Tonnen. Einer der Gründe für den Müll soll auch die steigende Kurzlebigkeit elektronischer Geräte sein. Immerhin sind etwa Smartphones trotz einwandfreiem Zustand irgendwann kaum zu gebrauchen, da sie keine Updates mehr bekommen. So gesehen eine Sollbruchstelle.

Die TU Berlin startete ein Forschungsprojekt, um zu prüfen, warum Geräte so schnell unbrauchbar werden. Ziel soll sein, Gegenstrategien zu entwickeln, die einen nachhaltigeren Konsum ermöglich und gleichzeitig der Wirtschaft nicht schaden.

Warum ist das wichtig? Um den Elektroschrott zu reduzieren, der wiederum die Umwelt belastet. Anhand der Ergebnisse können weitere Forschungsprojekte durchgeführt werden. Vielleicht denkt die Industrie irgendwann um und baut wieder langlebigere Geräte.

Website: https://www.tu-berlin.de/ztg/menue/projekte_und_kompetenzen/projekte_laufend/oha/


Mehr Lesestoff

Berlin hat nicht nur viele Forschungseinrichtungen, sondern an jeder Ecke auch beeindruckende Geschichten. Rebellen prägten die Stadt mit, wie ihr hier nachlesen könnt. Wollt ihr euch mit euren Freund:innen über die Forschungsprojekte austauschen, braucht dafür aber Kontakte? Dann schaut euch doch diese Freundschaftsapps an. Solltet ihr keine Lust auf Austausch haben und euch einfach fortbilden wollen, sind hier Buchhandlungen, in denen wir immer fündig werden.

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