Bildung

Zum Black History Month: Schwarze deutsche Geschichte in Berlin

Der Februar ist der Black History Month. Ein guter Anlass also, um etwas mehr über die Schwarze deutsche Geschichte in Berlin zu erfahren. Der Monat wird den Errungenschaften Schwarzer Menschen gewidmet und hat seinen Ursprung in den USA. Doch auch Deutschland blickt auf eine lange Geschichte von BIPoC zurück, die aber oft vergessen wird. Deswegen haben wir euch hier ein paar Empfehlungen zusammengetragen, mit denen ihr mehr über diesen wichtigen Teil der deutschen Geschichte erfahren könnt.


Bibliothek Each One Teach One e.V. (EOTO)

In der Bibliothek gibt es eine Fülle an Literatur von Afrikanischen, Afrodiasporischen und Schwarzen Autor:innen. Foto: EOTO e.V.

Das communitybasierte Bildungs- und Empowerment-Projekt Each One Teach One (EOTO) betreibt seit 2014 eine Kiez-Bibliothek und damit einen Ort des Lernens und der Begegnung. Dort findet man eine große Auswahl an zumeist deutschsprachiger Literatur von Menschen afrikanischer Herkunft, die in gängigen Bibliotheken in der Fülle noch immer schwer zu finden ist. Die Bibliothek wuchs aus der privaten Sammlung der Afro-Deutschen Aktivistin Vera Heyer, die in den 1970er-Jahren damit begann, Werke Afrikanischer, Afrodiasporischer und Schwarzer Autor:innen zu sammeln. Seitdem ist der Bestand dank Spenden auf etwa 7000 Bücher angewachsen. Darunter die Dokumentensammlung des Projekts Sankofa BRD/Sankofa DDR, das ein einmaliges Archiv von Primärquellen zu Schwarzer deutscher Geschichte in Berlin zur Wendezeit bereitstellt.

  • Bibliothek EOTO Togostraße 76, Wedding, Di & Do 14–18 Uhr, Tel. 030/51 30 41 63, mehr Informationen hier

zurückgeschaut | looking back – Die Erste Deutsche Kolonialausstellung von 1896 in Berlin-Treptow

Die Dauerausstellung wurde 2021 nochmals grundlegend überarbeitet. Foto: Daniela Incoronato

Die Dauerausstellung widmet sich der ersten Deutschen Kolonialausstellung von 1896 in Berlin-Treptow. Die sogenannten Völkerschauen, die vor allem zwischen 1870 und 1940 in Europa mit großem Erfolg veranstaltet wurden, stellten BIPoC in rassistischen Wanderausstellungen zur Schau. Viele Teilnehmer:innen, die bei der ersten Ausstellung 1896 ausgestellt werden sollten, wehrten sich als sie erfuhren, welche Rolle sie dabei spielen sollten. Die Ausstellung „zurückgeschaut | looking back“ widmet sich der Geschichte und Nachwirkungen dieser ersten deutschen Kolonialausstellung, die ein bedeutender Teil Schwarzer deutscher Geschichte ist. Dabei geht es um die 106 Kinder, Frauen und Männer aus Afrika und Ozeanien mit ihren Biografien und ihrem Widerstand. Die Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit zwischen den Museen Treptow-Köpenick und dem Projekt „Dekoloniale Erinnerungskultur“ in der Stadt entstanden ist, ist die erste Dauerausstellung zu Kolonialismus, Rassismus und Schwarzem Widerstand in Berlin.

  • Museum Treptow Sterndamm 102, Treptow-Köpenick, Mo & Do 10–18 Uhr, Di 10–16 Uhr, So 14–18 Uhr, kostenfrei, 030/9 02 97 33 51, mehr Informationen hier

TROTZ ALLEM: Migration in die Kolonialmetropole Berlin

Die Freundinnen Ejanga Egiomue und Magdalene „Leni“ Garber, Töchter der Kolonialmigranten Anton Egiomue und Joseph Garber, um 1939. Foto: Sammlung J. White/Robbie Aitken.

Zur Zeit des Deutschen Reichs war eine Einwanderung aus den kolonialisierten Gebieten in die Kolonialmetropole Berlin nie vorgesehen. Dennoch kamen einige und bauten sich hier ein Leben auf. Das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum, eines der viele guten Kreuzberger Museen, und das Projekt „Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt“ zeigen in ihrer gemeinsam geschaffenen Ausstellung die komplexen Lebensrealitäten und Widerständigkeiten von Kolonialmigrant:innen, die im Zuge des Kolonialismus trotz rassistischer Benachteiligung und Ausgrenzung in die Stadt kamen und so mitunter Schwarze deutsche Geschichte in Berlin begründeten. Die Ausstellung könnt ihr noch bis zum 30. April 2023 besuchen.

  • FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum Adalbertstraße 95A, Kreuzberg, Di–Do 12–18 Uhr, Fr–So 10–20 Uhr, kostenfrei, weitere Informationen hier

Auf (post-)kolonialen Spuren – Miteinander leben früher und heute

Die Ausstellung setzt sich mit den (post-)kolonialen Spuren in Berlin auseinander. Dabei behandelt sie Fragen, wie die koloniale Vergangenheit unser Miteinander noch heute prägt und was dabei sowohl unsere eigene als auch die Rolle Berlins ist. Bis Ende Februar könnt ihr sie euch noch anschauen.

  • Afrika Haus Berlin Bochumer Straße 25, Moabit, Mo-Fr 15-19.30 Uhr, weitere Informationen hier

Dekoloniale Stadtführung im Afrikanischen Viertel

Adolf Lüderitz, der einstige Namensgeber einer Straße im Afrikanischen Viertel, hatte im 19. Jahrhundert den Volksstamm der Nama durch eine Täuschung um viel Land betrogen. Nach langen Protesten wurde sie im Dezember 2022 in die Cornelius-Fredericks-Straße umbenannt. Die Foto: Imago/Müller-Stauffenberg

Durch eine zweistündige Stadtführung durch das Afrikanische Viertel im Wedding hat man die Gelegenheit, viel über die oft vernachlässigte deutsche Kolonialgeschichte zu lernen, die Teil Schwarzer deutscher Geschichte ist. Denn das Afrikanische Viertel ist eng mit ihr verbunden, wie man zum Beispiel deutlich an der Togostraße, Sansibarstraße oder Kongostraße sieht. An einigen Benennungen gab es auch immer wieder starke Kritik, die letztendlich zu Umbenennungen führten, wie der Lüderitzstraße, Petersallee und dem Nachtigalplatz, die alle Namen ehemaliger Kolonialherren trugen. Jeweils samstags und sonntags werden Touren auf Deutsch und Englisch angeboten. Die Stadtführung kann man auch als private Gruppe buchen. Neben der Tour im Wedding bietet die Organisation auch eine dekoloniale Führung im Humboldt-Forum an, bei der man einiges über die Geschichte rund um das Schloss und das Museum erfährt. Ab April 2023 wird es außerdem eine weitere Führung in Mitte geben.

  • Dekoloniale Stadtführung U-Bahnhof Afrikanische Straße, Wedding, Sa+So ab 11 Uhr auf Deutsch, ab 14 Uhr auf Englisch, 25 Euro, Buchungen hier

Buchhandlung InterKontinental

Foto: InterKontinental

Die seit 2018 existierende Buchhandlung ist ausschließlich auf afrikanische und afrodiasporische Literatur spezialisiert und damit die erste ihrer Art. Der Bestand umfasst die neueste Auswahl an Belletristik, Sachbüchern zu Politik und Kultur, Kinder- und Jugendbüchern sowie Klassikern der Weltliteratur. Wenn man es nicht in die Buchhandlung vor Ort schafft, kann man sich die gewünschten Bücher auch online bestellen. Die Buchhandlung organisiert zudem jährlich das African Book Festival.

  • InterKontinental Sonntagstr. 26, Friedrichshain, Di–Sa 12–19 Uhr, Tel. 030/ 58 73 94 61, weitere Informationen hier

Mehr zu Geschichte und Bildung

Wenn ihr Gefallen an alternativen Stadttouren gefunden habt, dann sind bestimmt auch diese besonderen Stadtführungen durch Berlin etwas für euch oder diese historischen Stadtführungen abseits der typischen Touri-Touren. Für alle, die lieber in der Bibliothek lernen und in Büchern versinken wollen, haben wir die schönsten Orte zum Lesen zusammengetragen. Die neusten Artikel zur Berliner Geschichte findet ihr stets in der Geschichts-Rubrik.

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