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Hype um Clubhouse: Was an der Audio-App gut ist – und was nicht

Es gibt ein neues heißes Netzwerk in der Welt der Sozialen Medien: Clubhouse ist erst seit kurzer Zeit am Start, komplett sprachbasiert – und derzeit noch ein wenig elitär: Nur über Einladung darf man dazustoßen, die zwingend notwendige App gibt es derzeit nur für iPhones. Von Kevin Kühnert (SPD) bis Sascha Lobo, vom ehemaligen Bürgermeister Hannovers bis zur Menschenrechtsaktivistin: Das Publikum ist bereits vielseitig. Wir erklären das Phänomen.

Bei Clubhouse könnt ihr Kontakte finden, Räume eröffnen, zuhören und mitdiskutieren. Foto: tipBerlin

Was ist eigentlich Clubhouse?

Ein Soziales Netzwerk, allerdings ein sprachbasiertes: Menschen können miteinander reden – und zwar im wortwörtlichen Sinne, also per Sprache. Wer dabei ist, kann Menschen folgen, virtuelle Räume betreten und auch selbst eröffnen und mit ihnen dort dann quatschen. Über sich, die Welt, über Politik, Sport, Religion. Worauf man eben Lust hat. Eine Video-Funktion gibt es dabei explizit nicht. Auch keine Pinnwände oder Timelines für literarische Ergüsse.

Wie kann ich mich bei Clubhouse anmelden?

Die App kann jeder mit einem iPhone laden, allerdings braucht es eine Einladung, um mitmachen zu können. Wer die App lädt und sich mit seiner Telefonnummer anmeldet, steht auf einer Warteliste. Sehen einen dort bereits angemeldete Mitglieder*innen, die einen kennen, können diese die Anwärter*innen dazuholen. Allerdings hat jede*r, der zum Kreis gehört, selbst nur zwei Einladungen, die er oder sie verschicken darf – entsprechend behutsam gehen viele damit um.

Was erwartet mich bei Clubhouse?

Das ist derzeit noch nicht so spezifisch zu sagen. Ehemaligentreffen als lockere Plauderrunde, Diskussionen über Black Lives Matter zwischen Aktivist*innen, denen man vor allem zuhören kann, ganz oft auch derzeit einfach Gespräche zur Frage: Wozu ist das hier gut? Was kann der Wert sein?

Und was ist der Wert von Clubhouse?

Inhaltlich: Dass es eine Art Portal für Live-Podcasts werden könnte, zum Beispiel. Es können Termine eingestellt werden. Wären zum Beispiel Angela Merkel und Friedrich Merz Mitglieder, könnten sie beide immer donnerstags live gehen und politische Themen auf Augenhöhe (zumindest würde Merz das glauben) diskutieren. Alle, die den beiden folgen, würden eine Benachrichtigung bekommen und könnten zuhören. Möglich wären also zum Beispiel:

  • Lesungen
  • Talkshows
  • Debatten
  • Podcasts live
  • Audio-Tagebücher für Fans

Im Prinzip könnten auch Workshops abgehalten werden oder Konferenzen – ganz im Ernst: Oft brauchen wir gar kein Bild bei Videocalls.

Die App Clubhouse ist bisher nur im App Store von Apple zu bekommen – Android-User bleiben außen vor. Screenshot: App Store

Was sind die Gefahren von Clubhouse?

Manch eine*r glaubt noch, dass bei Clubhouse durch die Einladungskultur gesichert sei, eine Debatte auf einem bestimmten Niveau zu führen. Schließlich würden die Einladenden für diejenigen mehr oder weniger bürgen, die sie holen (steht dann auch im Profil, von wem man eingeladen wurde). Machen wir uns da aber nichts vor: Das funktioniert natürlich nicht. Schon längst gibt es erste Berichte über Gesprächsgruppen mit rassistischen, homophoben, antisemitischen und anderen diskriminierenden Inhalten – Nutzer berichten das bei Twitter, auch die Zeitungen wie die New York Times thematisierten dies bereits.

Immerhin: Dank des Einladungssystem müssten sich Einladungsketten nachvollziehen lassen, was zumindest ein Stück weit abschreckend für die Verbreitung verbotener Inhalte sein dürfte. Wer das alles aber in irgendeiner Form kontrollieren will – außerordentlich fraglich.

Wie kann ich gegen problematische Inhalte bei Clubhouse vorgehen?

Derzeit? Nicht viel. Moderator*innen von Rooms können zwar Leute blocken. Aber im Ernst: Wenn der Moderator problematische Ansichten hat, wird er kein Problem mit problematischen Gästen haben.

Wer ist denn schon bei Clubhouse?

In den USA sind zum auch Prominente vom Kaliber Oprah Winfrey und Drake dabei. In Deutschland kommt Clubhouse gerade erst so richtig in Fahrt. Die meisten, die bei Twitter und Instagram was auf sich halten, sind auch schon in der Audio-App angekommen. Und folgen sich da nun eben auch alle wieder.

Mitglieder von Clubhouse können Audio-Chats zu den verschiedensten Themen betreten. Foto: tipBerlin

Also soll ich Clubhouse nun mitmachen oder nicht?

Gute Frage. Neue Netzwerke vermitteln ja immer eine Aufbruchstimmung, etwas Neues ist aufregend, alles könnte besser werden. Dass sich derzeit so viele darum reißen, mitzumachen, und die Nutzerzahlen innerhalb kürzester Zeit extrem ansteigen, hängt natürlich auch damit zusammen, dass die digitale Karawane heute auf Likes und Popularität konditioniert ist: Startet etwas neues, will niemand den Anschluss verpassen und die Aufmerksamkeit anderen überlassen.

Inwiefern die Menschheit einen weiteren Kommunikationskanal braucht, ist eine regelrecht philosophische Frage. Spannender ist da eine ganz weltliche: Wer kontrolliert, was da passiert? Wer moderiert? Derzeit könne alle machen, was sie wollen. Das birgt offensichtliche Gefahren, auf die die Macher bisher keine Antworten geben.

Wer steckt hinter all dem?

Die App kommt aus dem Silicon Valley in Kalifornien. Hauptverantwortlich sind Unternehmer Paul Davison sowie der Ex-Google-Mitarbeiter Rohan Seth.

Wie erfolgreich ist Clubhouse?

Im April 2020 an den Start gegangen, wurde Clubhouse nur wenige Wochen später mit 100 Millionen Dollar gewertet. Tendenz, wie bei vielen Internet-Hypes, steigend.

Und wie sieht es mit Datenschutz bei Clubhouse aus?

Die Gespräche werden aufgezeichnet, während sie stattfinden, aber nur länger gespeichert, wenn es zu einer Meldung kommt, heißt es in den Nutzungsrichtlinien. Die Server stehen in den USA; entsprechen gelten die dortigen Regeln und nicht die europäische Datenschutzverordnung. Ein Problem für viele ist auch, dass bei den Einladungen Telefonnummern mit Clubhouse geteilt werden. Vielleicht wollen das die eingeladenen Kontakte gar nicht.

Wie geht es weiter?

Derzeit handelt es sich bei Clubhouse um eine Beta-Version, also sind eigentlich alle, die mitmachen, ein klein wenig Versuchskaninchen: Eine Beta ist eine noch nicht finalisierte Version eines Programms, das aber öffentlich gemacht wird, um so auch Fehler in der Programmierung (oder auch übergeordnet in der Nutzungsweise) ausfindig zu machen. Die nächsten Schritte könnten also eine finale Version und auch ein Ableger für Android sein – gerade die Exklusivität wird vielerorts bemängelt (seltener von Apple-Usern wahrscheinlich).


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