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Gesundheit

Heilfasten: Was es bringt, für wen es sich eignet – und für wen nicht

Heilfasten heißt Verzicht und wenig bis keine Nahrung zu sich zu nehmen. Damit ist es grundsätzlich identisch mit dem religiös motivierten Fasten, das seit Jahrtausenden Bestandteil verschiedener Kulturen ist. Ablauf, Sinn und Ziele des Heilfastens unterscheiden sich jedoch stark. Wir haben wissenswerte Informationen rund um die populäre Fastenkur für euch zusammengetragen.

Heilfasten Fastende, die sich an der Lehre des Arztes Otto Buchinger orientieren, trinken während des Fastens lediglich frische Gemüsesäftem Gemüsebrühe, Wasser und Kräutertees.
Fastende, die sich an der Lehre des Arztes Otto Buchinger orientieren, trinken während des Heilfastens lediglich frische Gemüsesäfte, Gemüsebrühe, Wasser und Kräutertees. Foto: Unsplash/Nepriakhina

Was genau ist Heilfasten?

Es gibt verschiedene Formen des Heilfastens. Die meisten sehen es vor, dem Körper über einen gewissen Zeitraum lediglich Flüssigkeit zuzuführen und auf feste Nahrung sowie Genuss- und Rauschmittel zu verzichten. Ziel des Verzichts ist die Reinigung und Entgiftung des Körpers. Viele esoterisch offene Menschen glauben zudem, dass das Heilfasten die Symbiose aus Körper und Geist verbessert und zur seelischen Reinigung und verbesserten Wahrnehmung beiträgt.

Was bringt Heilfasten wirklich?

Aber auch außerhalb esoterischer Kreise wird dem Heilfasten eine heilende Wirkung zugesprochen, da der Körper entgiftet wird und wegen des Mangels an Energiezufuhr durch Nahrung auf körpereigene Energiereserven zurückgreift. Dabei werden Endorphine ausgeschüttet, die Konzentration sowie das gesamte Körpergefühl verbessern sich. Heilfasten soll bei vielen Krankheiten wie Rheuma, Diabetes oder Allergien, aber auch bei Depressionen und Schlafstörungen lindernd und sogar heilend wirken. Gute Belege dafür gibt es jedoch nicht.

Welche Formen des Heilfastens gibt es?

Pionier und Gründungsvater des Heilfastens ist der Arzt Otto Buchinger, der 88 Jahre alt wurde, und kurz vor Beginn der 1970er-Jahre in einer Stadt am Bodensee verstarb. Zeit seiner Karriere als Arzt hatte Buchinger zu den Effekten des Heilfastens geforscht, das laut ihm die „Selbstheilungskräfte des Körpers“ aktivierte. Durch eine Fastenkur soll sich Buchinger gänzlich von seiner Rheumaerkrankung geheilt haben.

Wer heute nach Buchinger fastet, ernährt sich für eine bestimmte Zeit ausschließlich von frischen Gemüsesäften, Gemüsebrühe, Wasser und Kräutertee. Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte entstanden zudem neue Fasten-Ansätze, die der Wasser-, Tee-, und Gemüsesaft-Kur Molke, Milch, Eiweißzusätze oder Fruchtsäfte hinzufügten. Das Heilfasten nach Hildegard von Bingen zum Beispiel ist mit Rezepten aus der eigenen Küche der Heilkundlerin versehen und beschäftigt sich viel mit den seelischen und psychischen Zuständen während des Fastens. Neben dem klassischen Heilfasten, das gewöhnlich fünf bis 14 Tage lang durchgeführt wird, gibt es das Kurz- und Langzeitfasten sowie das intermittierende Fasten. Letzteres befasst sich mit dem Fasten in Intervallen, was bedeutet, dass man beispielsweise regelmäßig das Frühstück oder Abendessen auslässt.

Heilfasten Beim sogenannten itermittierenden Fasten ernährt man sich nicht nur flüssig, lässt aber regelmäßig Frühstück oder Abendessen aus.
Beim sogenannten intermittierenden Fasten ernährt man sich nicht nur flüssig, lässt aber regelmäßig Frühstück oder Abendessen aus. Foto: Imago /Yay Images

Warum Heilfasten?

Ziel des Heilfastens ist nicht Gewichtsabnahme – auch wenn ein Gewichtsverlust oft als temporäre Begleiterscheinung des Fastens auftritt. Nach Ablauf der Fastentage nimmt man aber für gewöhnlich alle abgenommenen Kilo wieder zu. Wer dazu neigt, regelmäßig fettreiches Essen und Süßigkeiten, Kaffee, Zigaretten und Alkohol zu konsumieren, kann dem eigenen Körper durch das Fasten eine Pause gönnen.

Nebeneffekte wie gute Laune, gesteigerte Konzentration, besserer Schlaf und ein allgemein gutes und fittes Körpergefühl sind auch häufige Begleiterscheinungen des Fastens. Wer das erste Mal fasten möchte, sollte aber unbedingt ärztliche Beratung in Anspruch nehmen, da der Körper beim Fasten einer Extremsituation ausgesetzt wird. Schwangere und Stillende sowie Menschen mit ernsthaften Herz-, Nieren-, Krebs- und weiteren Erkrankungen sollten keinesfalls heilfasten.

Was geschieht während des Heilfastens im Körper?

Eigentlich kann sich unser Körper sehr gut selbst von Giftstoffen befreien, er hat quasi einen Putztick. Darm, Leber und Niere scheiden das Gift permanent aus, auch unsere Zellen beteiligen sich an der Entrümpelung. Sie identifizieren unbrauchbare Stoffe und entsorgen sie, das Prozedere nennt sich Autophagie. So gut die Selbstreinigung auch funktioniert, sie hat eine Schwachstelle: das Hormon Insulin. Es hemmt den Prozess. Und wird nach jeder Mahlzeit produziert. Die Nahrungsaufnahme zu reduzieren, kann laut Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) „natürlich eine gewisse Wirkung haben“, wie sie beim Nachrichtenportal „Watson“ erklärte.

Laut DGE soll das gerade beim Metabolischen Syndrom helfen. So bezeichnet wird das gemeinsame Auftreten mehrerer „Wohlstandskrankheiten“ wie Adipositas, Bluthochdruck sowie Zucker- und Stoffwechselstörungen, chronischen Entzündungen oder psychosomatischen Krankheiten. Zum Metabolischen Syndrom legte das Max-Delbrück-Centrum 2021 eine Studie vor, die darauf hindeutet, dass Fasten den Blutdruck Betroffener senken kann. Zu gesunden Menschen liegen bisher noch keine Studien vor, die darauf hindeuten, dass sie vom Fasten profitieren. Es kann jedoch, wie die DGE schreibt, als Einstieg in eine gesunde Lebensweise dienen.

Ablauf und Phasen des klassischen Heilfastens

Heilfasten Wer einige Tage gefastet hat, sollte nachher mit schonender Kost wieder einsteigen: Gut eignet sich zum Beispiel ein Schälchen Quark mit Nüssen.
Wer einige Tage gefastet hat, sollte nachher mit schonender Kost wieder einsteigen: Gut eignet sich zum Beispiel ein Schälchen Quark mit Nüssen. Foto: Imago/Panthermedia

Die erste Phase des Heilfastens, egal bei welcher Fastenform, sieht Entlastungstage vor, während derer man gemüsebasierte Schonkost isst und sich bereits von Koffein, Alkohol und Zigaretten lossagt. Der Körper wird während dieser ersten Phase darauf vorbereitet, dass er bald keine Energiezufuhr mehr von außen bekommt.

Es folgt Phase zwei, die Darmentleerung. Am Angenehmsten ist das natürliche Abführen in Form von Sauerkraut-, Zitronen- oder Pflaumensäften. Während der Hauptphase, dem Heilfasten, werden Gemüsebrühen, Tees und Säfte geschlürft, außerdem ausreichend Wasser. Aus lauter Langeweile trinkt man meist aber ohnehin genug.

Anfängliche Schwäche und Gedankenspiralen, die sich um fettige Pizzen und Türme von Spaghetti drehen, sind völlig normal. Irgendwann lässt das Hungergefühl etwas nach. Wichtig ist, während der Körper sich umstellt, ausreichende Ruhephasen einzuplanen und viel an die frische Lust zu gehen. Die letzte Phase des Heilfastens ist das Fastenbrechen. Trotz ständiger Tagträume rund ums Essen sollte man es nach dem Fasten langsam angehen lassen und vorerst nur schonende Kost zu sich nehmen, zum Beispiel gedünstetes oder gekochtes Gemüse, Joghurt und Quark, Obst oder Nüsse.

Schwierigkeiten und Risiken beim Heilfasten

Wie bereits erwähnt, gilt: Fasten ist eine körperliche und geistige Herausforderung und nicht für alle geeignet. Menschen, die unter Essstörungen leiden sowie alte, untergewichtige und schwangere Personen sollten nicht fasten. Wer unter Krankheiten leidet, sollte das Heilfasten mit seinem Arzt absprechen und nur unter Aufsicht durchführen. Aber auch für gesunde Personen gilt: Wer zum ersten Mal fasten möchte, sollte vorher einen Arzt aufsuchen.

Wer sich gut vorbereitet hat und loslegen möchte mit dem Verzicht, sollte zudem auf einen schwierigen Weg gefasst sein: Hunger, Kopfschmerzen und Gereiztheit sind gängige Begleiterscheinungen des Fastens. Manchen Menschen fällt es leichter, auf Essen zu verzichten, anderen schwerer. In jedem Fall geht es darum, dem eigenen Körper und der Psyche etwas Gutes zu tun – beim Heilfasten ist es also das Wichtigste, für sich herauszufinden, was sich gut und richtig anfühlt.

Besonders wichtig: Fasten ersetzt keine ausgewogene und gesunde Ernährung. Zigaretten, Alkohol, fettiges Essen, wenig Mikronährstoffe, also Vitamine und Mineralstoffe, lassen sich nicht mit ein paar Tagen Saft und Zitronentee ausgleichen. Geht’s um Gesundheit, gibt’s keine Abkürzung, sorry.


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