Jeremy Moeller, ein renommierter Streetstyle-Fotograf, hat die Modefotografie revolutioniert. Seine Bilder sind lebendig und authentisch, und er fängt echte, unverfälschte Momente ein. Aber warum ist Streetstyle-Fotografie so beliebt geworden? Wir haben mit dem Fotografen gesprochen und zeigen Fotos
Streetstyle-Fotograf Jeremy Moeller war mit 17 zum ersten Mal auf der Fashion Week
Am Anfang von Jeremy Moellers Karriere stand ein Tag Schuleschwänzen. 1998 in Göttingen geboren, wollte er unbedingt zur Berliner Fashion Week, um Menschen zu fotografieren. Seine Leidenschaft für Fotografie begann mit zwölf Jahren, als er seine erste Kamera geschenkt bekam. Zunächst machte er Naturfotos, fotografierte Freundinnen in der Schule und schließlich Familienevents. Schon zwei Jahre später verdiente er sein erstes Geld mit Fotografie und investierte in besseres Equipment.
Mit 17 besuchte Jeremy zum ersten Mal die Mercedes Benz Fashion Week Berlin – damals in einem schwarzen Zelt am Brandenburger Tor – anstatt zur Schule zu gehen. Jeremy interessierte sich nicht für die Shows, sondern für die Besucher:innen in ausgefallenen Kleidern und stylishen Markenoutfits. Er wollte den Kleidungsstil der Straße einfangen, statt die neuen Kollektionen der Designer:innen auf dem Laufsteg zu dokumentieren.
„Dort habe ich das erste Mal Streetstyle-Fotografie gemacht und Blut geleckt“, erzählt er. Auf dem Weg zum Abitur fotografierte er weiter und unternahm nach seinem Abschluss eine Weltreise. New York, London, Mailand, Paris – Jeremy besuchte alle wichtigen Fashion Weeks und fotografierte die Gäste der Präsentationen der wichtigsten Modemacher:innen. Dabei lichtete er Stars, ganz normale Besucher:innen und extravagante Fashion People ab.
Streetstyle-Fotografie ist lebendig, jeder sieht anders aus, nichts ist gestaged.
Jeremy Moeller
Fragt man Jeremy nach seinem Beruf, antwortet er: „Fotograf auf jeden Fall. Ja, 100 Prozent Fotograf“ – für Mode, Streetstyle und Events. Aber warum Streetstyle? „Ich liebe es, dass es draußen stattfindet. Das Licht ist immer anders, die Hintergründe variieren ständig. Streetstyle-Fotografie ist lebendig, jeder sieht anders aus, nichts ist gestaged. Es geht um Sekunden, in denen man die spannendsten Fotos festhält.“ Streetstyle-Fotografie lebt von den eingefangenen echten, unverfälschten Momenten. „Ich habe noch nie etwas retuschiert. Bearbeitet ja, aber retuschiert noch nie.“
Die Streetstyle-Fotografie gibt ihm die Freiheit, selbst zu entscheiden, wen er fotografiert. „Es muss immer etwas Spannendes dabei sein, sei es ein cool kombinierter Basic Look oder ein auffälliges Muster“, sagt Jeremy. Welche Modemarke die Person trägt, ist für ihn nicht entscheidend. Er schaut auf Gesicht und Ausstrahlung.
2018 zog Jeremy nach Berlin und machte sich direkt selbstständig. Er arbeitet mit der internationalen Fotoagentur Getty Images zusammen. Hier werden seine Fotos hochgeladen und anschließend vermarktet. Wenn eine Webseite, Zeitung oder ein Magazin ein Foto verwendet, erhält er eine Vergütung abzüglich einer Provision. Zwischen den Fashion Weeks arbeitet er für Agenturen, die Modemarken-Events veranstalten.
Berlin und die globale Modewelt
Jeremy bereist die ganze Welt und erkennt Unterschiede zwischen den Fashion Weeks in den verschiedenen Städten. „Kopenhagen ist super bunt mit vielen Mustern und Materialmix. London ist edgy und cool, oft mit Karomustern wie bei Burberry. New York hat diesen typischen amerikanischen Stil, mehr Logos, mehr Marken, während Paris sehr schick ist mit vielen Kleidern und Röcken. Jede Stadt hat ihren eigenen Charakter.“ Und Berlin? Jeremy ist der Ansicht, dass Berlin im internationalen Modezirkus eine wichtige Rolle spielt. „Berlin erlaubt es den Leuten, sich so zu kleiden, wie sie wollen, ohne verurteilt zu werden. Das macht die Stadt einzigartig und relevant in der Modewelt.“
Auch die Designer:innen in Berlin sind mutiger und selbstbewusster geworden. „Ein Label wie 032c hat hier seine Base und auch in Paris, was zeigt, wie stark die Berliner Modeszene ist“, ergänzt er. Social Media spielt dabei eine große Rolle. Jeremy nutzt ebenfalls Instagram, konzentriert sich aber auf Fotografie und weniger auf Content-Creator- oder Influencer-Aktivitäten.
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Jeremy beobachtet, dass sich die Modefotografie verändert hat. Es gibt weniger geblitzte Studio-Bilder auf den Covern der Modemagazine. „Streetstyle-Fotografie hat eine größere Rolle übernommen, weil sie lebendiger und authentischer ist“, sagt er. „Man sieht oft Trends auf der Straße, bevor sie in den Shows auftauchen. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich Leute dieselbe Mode kombinieren.“
Zukunftspläne: Kunst und Fotografie vereinen
Was kommt als nächstes? „Ich liebe Kunst und besuche jetzt die Art Basel in Miami.“ Dort fotografiert er die Leute vor Galerien und der Messe statt auf dem Weg zu einer Modenschau. „Die Besucher sind oft schicker und eleganter, und es gibt eine größere Vielfalt an Altersgruppen“, sagt er. „Ich erkunde gerne die Welt und verbinde das mit meinem Job, indem ich ein paar Urlaubstage in Miami anhänge, sodass ich einen schönen Mix aus Arbeit und Freizeit habe.“
- Jeremy Moeller auf Instagram
Bilder von Jeremy Moeller: Streetstyle-Galerie
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