Rotlicht und Corona

Berlin: Senat erlaubt wieder Prostitution – drei Stufen zur legalen Sexarbeit

Prostitution wird in Berlin bald wieder erlaubt sein. Der Senat hat eine stufenweise Erlaubnis von Dienstleistungen mit Sexualbezug beschlossen. Zuerst sollen Angebote ohne direkten Geschlechtsverkehr erlaubt werden, später auch wieder der penetrative Akt. Das teilt der Senat am Dienstag mit.

Prostitution und Corona: Die Betten im Bordell Lankwitzer 7 bleiben leer, nicht einmal die Frauen des Hauses dürfen in Zeiten von Sexkaufverbot und dem Lockdown von Bordellen die Zimmer bewohnen.
Prostitution wird schrittweise wieder erlaubt – die Betten im Bordell Lankwitzer 7 dürften dann wieder mit Leben gefüllt werden. Foto: privat

Während immer mehr körpernah arbeitende Branchen – etwa Tattoo-Studios und Schönheitssalons – öffnen durften, waren sexuelle Dienstleistungen bisher von Lockerungen ausgeschlossen. Nicht ganz abwegig – viele Sexarbeiter*innen bieten neben diversen Sexualpraktiken auch schlichtes Küssen an. In Zeiten einer Pandemie allerdings keine gute Idee – Corona kann so leicht übertragen werden.

Maßnahmen sollen Prostituierte und Kund*innen in Berlin schützen

Die Regelung des Senats sieht einige Schutzmaßnahmen vor, damit es nicht zu Infektionen kommt. In einem ersten Schritt sollen erst einmal Angebote wieder erlaubt werden, die penetrativen Sex ausschließen. Möglich sind zum Beispiel stimulierende Massagen. Auch einige Fetisch-Praktiken, etwa Auspeitschen, sind wieder legal. Erst später darf dann auch wieder Sex angeboten werden.

Eine wichtige Einschränkung: Sexarbeiter*innen und Gäste müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Dies sei unabdingbar für entsprechende Angebote.

Prostitution und Corona: Protestaktion des Berufsverbands Sexarbeit gegen die Corona-Auflagen in Berlin im Juli. Foto: Imago Images/Eckel
Protestaktion des Berufsverbands Sexarbeit gegen die Corona-Auflagen in Berlin im Juli. Foto: Imago Images/Eckel

Prostitution wieder erlaubt: Strikte Regeln statt Illegalität

Kerngedanke der Erlaubnis, die sicher umstritten sein dürfte, ist, dass es auch schon in den ersten Monaten der Pandemie Prostitution gab. Sie wurde allerdings weiter in die Dunkelheit, in die Illegalität getrieben. Von den Lockerungen verspricht sich der Senat mehr Kontrolle über ein Gewerbe, in dem viel Unrecht geschieht – aber auch viele Vorurteile seitens Außenstehender vorherrschen.

Die Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit teilt mit: „Im Hinblick auf die häufig sehr prekäre Situation der Personen, die in der Sexarbeit tätig sind, erscheint es aus gesundheits-, aber auch aus frauenpolitischer Sicht geboten, auch für diesen Bereich über Lockerungsmaßnahmen nachzudenken, die ein legales Arbeiten ermöglichen.“

KAT RIX, selbstständige Sexarbeiterin im Domina-Studio „LUX“, hatte im Juli zum Pressetermin in Berlin geladen – gegen das Verbot der Prostitution. Foto: Imago Images/Schicke

Ansonsten bestehe die Gefahr, dass die Betroffenen aufgrund wirtschaftlicher Notlagen in Abhängigkeitsverhältnisse geraten und im Verborgenen unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen ihrer Tätigkeit nachgehen, heißt es in der Mitteilung weiter.

  • Ab dem 8. August 2020 sind zunächst sexuelle Dienstleistungen ohne Geschlechtsverkehr wieder erlaubt.
  • Ab dem 1. September sollen dann auch sexuelle Dienstleistungen mit Geschlechtsverkehr unter strengen Auflagen wieder zulässig sein.
  • Laut der „BZ“ ist es dann im finalen Schritt ab Oktober möglich, Prostitution in Fahrzeugen anzubieten.

Testlauf – klappt die Prostitution in Berlin mit Maske?

Die schrittweise Lockerung dürfte vor allem darin begründet sein, dass der Senat sich – wie bei vielen vorhergehenden Lockerungen in anderen Branchen – etwas Zeit geben will. Sollte es zu Superspreader-Ereignissen im Rotlicht-Bereich kommen, ist davon auszugehen, dass die Maßnahmen zurückgenommen werden.

Immer wieder hatte es Berichte gegeben, dass sich Sexarbeiter*innen auf den verschiedensten Wegen weiterhin an ihre Kunden wandten. Auch tipBerlin sprach mit Prostituierten, unter anderem mit der Transfrau und Sexarbeiterin Martha, die das Geld schlicht zum Überleben brauchte.

In einem Berliner Bordell war die Verzweiflung zuletzt ebenfalls groß. Hier lest ihr, wie das Sexkaufverbot die Branche belastet. Lange gab es nur eine Antwort: Die Hygiene sei nicht gewährleistet, es wurde mit Verboten gedroht. Über die Bedeutung von Corona für die Sexarbeit-Branche sprachen wir auch mit Deutschlands bekanntester Prostituierten Salomé Balthus.

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