Tote Hose in Zeiten von Corona – oder vielleicht gar nicht? Schickt uns Eure Berichte, Sex-Tagebücher und intimen Gelüste zu. Erzählt uns von Begehren in Quarantäne, der Liebe und Leidenschaft im Schatten der Krise aber auch von Pandemie-Frust und Libido-Verlust. Nachdenken über die beiden meistgegoogelten Worte dieser Tage: Corona und Sex

Anfang der Woche sprach ich mit einem Paarberater über die Auswirkung der Quarantäne auf das Sexverhalten geschlechtsreifer Großstädter. Er sagte in etwa, dass die Krise sich wie ein Verstärker auf Beziehungen verhalten wird. Wenn das Paar zufrieden miteinander ist, wird es die Zeit als Zugewinn begreifen und vermutlich auch mehr Sex haben. Herrschen jedoch Probleme vor, werden sich diese vermehren.
Also hat man entweder mehr Sex oder gar keinen. Tatsache ist, dass viele Ablenkungen, die uns davon abhalten, miteinander zu schlafen, nicht mehr da sind. Restaurants, Kino und Theater fallen weg. Freunde treffen auch. Natürlich ist der Sexkiller Nummer Eins noch da: Netflix. Wie viel wunderbarer Sex dem Bingewatchen zum Opfer gefallen ist, hat vermutlich noch kein Soziologe untersucht. Aber es dürfte viel sein. Auf der anderen Seite, haben Streamingdienste schon so einige Beziehung vor dem Tod durch Langeweile bewahrt.
Nun befinden wir uns im Ausnahmezustand. Wir hocken in der Wohnung herum, sehen meist nur den Partner. Irgendwie ist klar, dass man diese Zeit nutzen könnte, um mehr, ausgiebiger und ausgefallen miteinander Sex zu haben. Doch macht das wer da draußen? Gibt es heißen Homeoffice-Sex, wäre das gar ein neues Genre für einschlägige Pornoseiten? Vielleicht habe ich einen verklemmten Freundeskreis, aber von erotischen Eskapaden der Corona-Sonderklasse berichtet mir niemand.
Schickt uns Eure Corona-Sex-Geschichten
Tote Hose in Zeiten von Corona – oder vielleicht gar nicht? Schickt uns Eure Berichte, Sex-Tagebücher und intimen Gelüste zu. Erzählt uns von Begehren in Quarantäne, der Liebe und Leidenschaft im Schatten der Krise aber auch von Pandemie-Frust und Libido-Verlust. Alles kann, nichts muss, wie man so schön sagt. Schreibt uns, anonym oder nicht, wie Ihr wollt. Namen werden wir nicht veröffentlichen, aber wir wollen diese besondere Situation auch im Hinblick auf Liebe und Sex dokumentieren.
Am Gorki hat die Regisseurin Yael Ronan in ihrem Stück „Erotic Crisis“ vor einigen Jahren bereits den Niedergang des Sextriebs in festen Partnerschaften festgestellt. Ungezählte Bücher von Fachliteratur zum Schmöker widmen sich dem Thema. „In einer Beziehung wird der Sex eh irgendwann langweilig“, ist das Motto. Paare befinden sich also in einer doppelten Krise.


Auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen werden und vermutlich so manche eingerostete Partnerschaft gerade richtig Fahrt aufnimmt und sich jetzt irgendwelche Leute die Seele aus dem Leib vögeln, während ich diesen Text tippe. Man kann ja nicht nur die Wohnung putzen, mit der Familie telefonieren oder mal so richtig schön kochen. Und vom vielen auf den Bildschirm glotzen wird man ja eh doof.
Das Virus liegt dann gleich mit im Bett
Was machen denn die Singles? Tindern soll ja eine Renaissance erleben. Man lernt sich so richtig kennen, plötzlich reden alle miteinander, die Krise verbindet, man kommt sich näher. Nur körperlich eher nicht, wobei auch jetzt wohl Dates stattfinden werden. Aus dem Umfeld höre ich aber eher von Absagen und stundenlangen Chats. Also ist in Sachen Sex bei Singles eher Flaute angesagt. Man kann zwar versuchen, Ex-Affären zu aktivieren, aber auch da ist die Ansteckungsgefahr im Kopf und das Virus liegt dann gleich mit im Bett. Ein Dreier, auf den man durchaus verzichten kann.
Die Polyamorösen, Fetischfans und Sexpartygänger sind jetzt sowieso auf dem Abstellgleis. Da dürfte nicht viel gehen und auch die Prostitution steuert auf ein Rekordtief zu. Doch wer weiß, vielleicht erfahren wir an dieser Stelle bald mehr darüber, wie es um Sex in Zeiten von Corona tatsächlich bestellt ist.
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