• Lifestyle
  • Liebe & Lust
  • Wer das Gewerbe von Luden und sozialen Makeln befreien will, muss Sexarbeit endlich zum anerkannten Beruf machen

Sexarbeit

Wer das Gewerbe von Luden und sozialen Makeln befreien will, muss Sexarbeit endlich zum anerkannten Beruf machen

Eine Schattenwelt in Berlin: das Rotlichtviertel in der Kurfürstenstraße. Foto: Oh-Berlin.com/flickr.com/CC BY 2.0

Wer in Deutschland urlaubt, wandert im Schwarzwald oder besteigt den Kölner Dom. Es gibt aber auch eine touristische Erscheinung, die von Tourismusbehörden ausgespart wird. Die Rede ist von käuflichem Sex. Die Republik ist „der Puff Europas“. Nirgendwo sonst sind sexuelle Dienstleistungen so verbreitet wie in Deutschland und Berlin.

Die Verramschung von Sex ist ein Skandal, exekutiert von der damaligen rot-grünen Bundesregierung 2001, die mit einer Legalisierung die Prostitution aus dem Zwielicht holen wollte. Stattdessen kam es vielerorts zum Gegenteil: Skrupellose Geschäftemacher haben große Bereiche des Gewerbes unter sich aufgeteilt, und mit ihnen Handlanger in die Städte gespült, Menschenhändler und Zuhälter. Die Anschaffenden sind die Leidtragenden; nicht wenige riskieren ihre seelische Gesundheit. Eine Schattenwelt in Berlin: das Rotlichtviertel in der Kurfürstenstraße.

Das Prostitutionsgesetz gehört daher abgeschafft. Ein weiteres Dokument des Scheiterns: In Berlin haben sich, seit 2017 eine Registrierung zur Pflicht wurde, gerade einmal knapp 2.000 Sexarbeiter*innen angemeldet. Viele Frauen scheuen das Bekenntnis, weil ihre Arbeit immer noch stigmatisiert ist. 

Wer das Gewerbe von Luden und sozialen Makeln befreien will, muss Sexarbeit endlich zum anerkannten Beruf machen, mit allen Konsequenzen. Und das heißt: den Job zum Ausbildungsberuf erklären. Ein Lehrgang als Teil der Pflege- und Gesundheitsberufe. Klingt ziemlich gewöhnungsbedürftig, wäre aber eine Chance, unverklemmt an eine Praxis heranzugehen, die nicht per se unmoralisch sein muss. 

Selbstbestimmte Menschen würden den Job wählen. Kriminelle wären abgeschreckt. Die Institutionalisierung würde die Branche verkleinern – zugleich wäre die Ressource Sex wieder wertvoller. Und zu lernen gäbe es auch etwas, von Anatomie bis Gender-Theorie.

Der Rotlichtsumpf würde nicht von heute auf morgen austrocknen. Aber Ermittler hätten Kriterien, um Ausbeutern das Handwerk zu legen. Der gesetzgeberische Mut würde sich lohnen.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad