Echte Klassiker

Läden mit Tradition: Diese Geschäfte sind mehr als 100 Jahre alt

Wir haben alte Geschäfte in Berlin gesucht. Läden, die es länger als 100 Jahre gibt. Und gefunden! Wer hätte das gedacht, schließlich erlebte die Stadt in dieser Zeit einen Weltkrieg, die Teilung, den Bau der Mauer und die Wiedervereinigung. Doch es gibt Felsen in der Brandung. 

Wir haben 12 alte Geschäfte in Berlin herausgesucht, die es bereits 1922 gab und die immer noch existieren. Bäcker, Eisen- und Lederwaren, ein Spielzeuggeschäft und eine Buchhandlung, die das ganze Jahrhundert miterlebt haben. Das ist kaufmännisch solide Berlin-Geschichte zum Anfassen!


Bäckerei Siebert

Alte Geschäfte in Berlin: Lars und Catrin Siebert in ihrer Bäckerei Siebert in Berlin. Foto: Imago/Sabine Gudath
Lars und Catrin Siebert in ihrer Bäckerei Siebert in Berlin. Foto: Imago/Sabine Gudath

1906 eröffnete Gustav Siebert, der Urgroßvater von Bäckermeister Lars Siebert, in der Schönfließer Straße in Prenzlauer Berg eine Backstube. Sie existiert bis heute und ist inzwischen Berlins älteste Bäckerei. Backvormischungen und tiefgekühlte Industrie-Teiglinge sind für die Sieberts ein Tabu. Hier wird nach alter Tradition gebacken. Das braucht Zeit: 12 bis 16 Stunden benötigt Sauerteig zum Reifen. Apropos Zeit: Pfannkuchen mit Eierlikör-Crème gibt es rund ums Jahr.

  • Bäckerei Siebert Schönfließer Straße 12, Prenzlauer Berg, Tel. 030/445 75 76, Di–Fr 6.15–18.30 Uhr, Sa 6–12.30 Uhr, www.baeckerei-siebert.de

Börnecke Leder

Ladengeschäft in der Möckernstraße. Foto: Börnecke Leder
Das Ladengeschäft in der Möckernstraße, historische Aufnahme. Foto: Börnecke Leder

Im Frühjahr 1919 wurde die Berliner Ledergroßhandlung von den Brüdern Julius und Wilhelm Börnecke in der Möckernstraße in Kreuzberg gegründet. Gerettet über den Zweiten Weltkrieg, geführt durch Berlin-Blockade, Mauerbau und Wiedervereinigung, ist J&W Börnecke noch heute fest verankert in der Orthopädie-Schuhmacherei. Aber auch für all jene, die außergewöhnliches Leder für spezielle Anfertigungen von Kleidungsstücken suchen, ist dieses traditionsbewusste Geschäft eine gute Adresse.

  • Börnecke Leder Urbanstraße 100, Kreuzberg, Tel. 030/691 20 21, Mo-Do 8-16 Uhr Fr 8-15 Uhr, www.boernecke-leder.de

Buchladen Bayerischer Platz

Alte Geschäfte in Berlin: Buchhändlerin Christiane Fritsch-Weith in ihrem Buchladen am Bayerischen Platz in Schöneberg. Foto: Imago/Kitty Kleist-Heinrich/Tagesspiegel
Buchhändlerin Christiane Fritsch-Weith in ihrem Buchladen am Bayerischen Platz in Schöneberg – nach 47 Jahren gab sie ihn 2022 ab. Foto: Imago/Kitty Kleist-Heinrich/Tagesspiegel

Vor gut 100 Jahren öffnete der Berliner Buchhändler Benedict Lachmann die Türen seiner Buchhandlung am Bayerischen Platz. Schon damals trieben ihn ähnliche Sorgen um, wie seine Kolleg:innen von heute, obwohl er in einer Zeit ohne Amazon sein Geschäft betrieb. In einer Werbeanzeige bat er, „all seine Freunde, Bücher und Zeitungen über seinen Laden zu beziehen“. Und nicht irgendwo anders zu bestellen. 

Das gilt auch jetzt, lieber ein Buch bei dem Laden in der Nachbarschaft kaufen und nicht faul vom Sofa aus beim Monopolisten ordern. Gründerin Christiane Fritsch-Weiths hat ihren Laden 2022 nach 47 Jahren offiziell abgegeben – er bleibt aber gewohnt liebenswert.


Cantus-Riedel

Alte Geschäfte in Berlin: Hans Wolfgang Riedel, Inhaber der Musikalienhandlung Hans Riedel. Foto: Imago/Christian Thiel
Hans Wolfgang Riedel, Inhaber der Musikalienhandlung Hans Riedel. Foto: Imago/Christian Thiel

Auch wenn sich die Regale schon biegen: Eines leidenschaftlichen Musikers Lieblingsbeschäftigung ist das Sammeln seltener, antiquarischer Noten und Partituren. Hans Wolfgang Riedel ist auf die ungewöhnlichsten Wünsche vorbereitet und hilft bei der Suche nach Raritäten. Außerdem bietet die größte Musikalienhandlung Europas Instrumente aller Art (abgesehen von Klavieren) sowie Zubehör wie Taschen, Saiten, Blätter für Holzblasinstrumente und Notenständer.

  • Cantus Riedel Bismarckstraße 5, Wilmersdorf, Tel. 030/882 73 94, Mo-Fr 9.30-19 Uhr, Sa 10-15 Uhr, www.cantus-riedel.de

C. Adolph Eisenwaren

C. Adolph Eisenwaren am Savignyplatz. Foto: Imago/Rolf Zöllner
C. Adolph Eisenwaren am Savignyplatz. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Schrauben, Beschläge, Schlüssel oder Metallwerkzeug. Alles was aus Eisen hergestellt wird, kann man bei C. Adolph Eisenwaren am Savignyplatz in Charlottenburg käuflich erwerben und das seit 1898. Ob wohl der Kaiser höchstselbst in dem Traditionsgeschäft seine Besorgungen erledigte? 

Vielleicht das nicht, aber wohl hat schon manch ein illustrerer Zeitgenosse den Eckladen betreten und hat ihn mit einer klimpernden Tüte wieder verlassen. Statt zum schöneren Riesenbaumarkt, sollte man sich in Eisenfragen hierhin begeben und die fachkundige Beratung gibt es natürlich inklusive.


Flora Apotheke

Die Flora Apotheke und ihre Mitarbeiter, historische Aufnahme. Foto: Flora Apotheke
Die Flora Apotheke und ihre Mitarbeiter, historische Aufnahme. Foto: Flora Apotheke

Das Apothekergeschäft hat sich in den vergangenen 100 Jahren radikal verändert. Einst mischte man noch viele Tinkturen und Salben selbst, es gab Mörser und der Geruch von Kräutern und Chemikalien lag in der Luft. Das sind Geschichten aus einer Zeit, bevor die globale Pharmaindustrie den Ton angab. 

Doch die Flora Apotheke in Lankwitz hat sich behauptet und steht nach wie vor im Dienst dessen Kund:innen und deren Gesundheit. Als Mittler zwischen Ärzt:innen und Patient:innen. Und wer sich mal auf eine historische Tour begibt, findet in der Leonorenstraße 91 noch einige Hinweise auf die lange Geschichte.

  • Flora Apotheke Leonorenstraße 91, Lankwitz, Tel. 030/774 18 89, Mo+Di+Do 8.30-18.30, Mi+Fr 8.30-18.00, Sa 8.30-13 Uhr, www.floraapotheke-lankwitz.de

Kierzek Weine-Spirituosen

Innenraum des Wein- und Spirituosengeschäfts Kierzeck aus dem jahr 2018. Foto: Ursula Kierzeck
Innenraum des Wein- und Spirituosengeschäfts Kierzeck aus dem Jahr 2018. Foto: Ursula Kierzeck

Seit der Ladengründung im Jahr 1910 ist Kierzeck Weine-Spirituosen in Lichtenberg ein Familiengeschäft in mittlerweile vierter Generation. Die heutige Inhaberin Ursula Kierzeck übernahm das Geschäft 1993 von ihrem Vater. Ursprünglich eine Verkaufsstelle für Gemischtwaren, ist der Laden seit Ende der 1950er-Jahre ein Spirituosen-Fachgeschäft und damit Spezialist für alles von Whisky und Scotch über Rum und Wodka bis Gin und Grappa.

  • Kierzek Weine-Spirituosen Weitlingstraße 17, Lichtenberg, Tel. 525 11 08, Mo-Fr 10-18.30, Sa 10-13, www.kierzek-berlin.de

Märklin & Spielwaren

Wilmersdorfer Straße Ecke Haubachstraße, Märklin-Spielwaren in Charlottenburg. Foto: Märklin/Turberg

Seit 1919 residiert Märklin & Spielwaren an der Wilmersdorfer Ecke Haubachstraße in Charlottenburg nun schon. Ganze Generationen von Kindern aber auch Erwachsenen kamen bereits in das Geschäft und freuen sich noch heute über ein breites Angebot an Spielwaren. Von Bausteinen, Karten- und Gesellschaftsspielen bis hin zu Modellautos und dem Steckenpferd des alten Geschäfts: elektrischen Eisenbahnen. Natürlich am liebsten von der Traditionsmarke Märklin! 

  • Märklin & Spielwaren Wilmersdorfer Straße 157, Charlottenburg, Tel. 030/341 62 42, Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr, www.maerklin-direkt.de

Rausch Schokoladenhaus

Auslagen im Schokoladenhaus Rausch in Berlin. Foto: Imago/bonn-sequenz
Süße Auslagen im Schokoladenhaus Rausch in Berlin. Foto: Imago/bonn-sequenz

Superlativ ist wahrlich der passende Begriff für dieses Schokoladenhaus. Die Pralinentheke ist knapp 25 Meter lang und zeigt eine tägliche Auswahl von bis zu 300 Pralinensorten. Damit ist Fassbender & Rausch das größte Schokoladenhaus in Europa. Dazu kommt eine sorgfältige Auswahl an Schokoladentafeln, darunter sogenannten Plantagenschokoladen, Süßtafeln, die aus hochwertigstem Edelkakao gefertigt wurden. Täglich werden Trinkschokoladen-Variationen frisch zubereitet, dazu kann aus einer Vielfalt an Törtchen und anderen Leckereien gewählt werden.

  • Rausch Schokoladenhaus Charlottenstraße 60, Mitte, Tel. 030/75 78 80, Geschäft: Mo–Sa 10–19 Uhr, So 11–19 Uhr; Café tgl. 12-19 Uhr, www.rausch.de

Sawade Pralinen

Alte Geschäfte in Berlin:
Sawade Pralinen in der Kantstraße – inzwischen umgezogen, dafür mit mehr Filialen. Foto: Imago/Schöning

1880 eröffnete Ladislaus Maximilians Ziemkiewics ein Geschäft Unter den Linden in Berlin. Kurz darauf wurde Sawade zum königlichen Hoflieferanten ernannt. Seit mehr als 140 Jahren produziert Berlins älteste Pralinen-Manufaktur nun schon nach bester handwerklicher Tradition. Mit der Übernahme durch das Ehepaar Hübel im Jahr 2013 wurde die Verpackungslinie grundlegend geändert. Bestehen blieb allerdings die liebevolle Produktion in Handarbeit, ausschließlich in Berlin.

  • Sawade Rosenthaler Straße 40–41, 10178 in den Hackeschen Höfen, Tel. 030/97 00 53 63, Mo–Sa 11–19 Uhr, www.sawade.berlin 
  • Filialen: Reichsstraße 95 (Charlottenburg), Tauentzienstraße 21-24, im KaDeWe (Schöneberg), Bergmannstraße 9 (Kreuzberg),
  • Werksverkauf: Wittestraße 26d, Reinickendorf

Schuhmacherei Sumer

Ob Maßschuh oder eine einfache Reparatur, bei Sumer ist man in Schuhfragen richtig. Foto: Schuhmacherei Sumer
Ob Maßschuh oder eine einfache Reparatur, bei Sumer ist man in Schuhfragen richtig. Foto: Schuhmacherei Sumer

Der Absatz ist abgelaufen? Die Besohlung ist dahin? Oder wollt ihr endlich Schuhe, die wirklich passen? Dann seid ihr genau richtig bei der Schuhmacherei Sumer in Kreuzberg. Inhaber Muharrem Sumer repariert nicht nur Lederwaren aller Art, sondern fertigt auch Schuhe nach Maß. Neben der Auswahl zwischen 14 Mustermodellen kann man hier sogar seinen Lieblingsschuh aus dem Discounter als Maßanfertigung kopieren lassen. Im Laufe der Geschichte wurde die Werkstatt von einem Schuhmachermeister an den nächsten weitergegeben und existiert jetzt schon seit mehr als 100 Jahren.

  • Schuh Sumer Bergmannstraße 30, 10961 Berlin, Tel. 030/841 17 20 1, Mo-Fr 9-19 Uhr, Sa 9-16 Uhr, www.schuhsumer.de

Zauberkönig

Der Laden Zauberkönig in Neukölln existiert seit 1884. Foto: Imago/Bernd Friedel
Der Laden Zauberkönig in Neukölln existiert seit 1884. Foto: Imago/Bernd Friedel

Hochstapler:innen werden im Laden ganz schnell entzaubert. Seit 120 Jahren beschäftigt sich die Familie Schmidt mit Tricks und Verkleidungen. Sie betreiben ein Fachgeschäft für Magie. Von einfachen Kartentricks bis zur teuren Profiausstattung ist alles käuflich, Talent und Disziplin müssen die Kund:innen selbst mitbringen. Für Kinder gibt es Zauberkästen und die seit Harry Potter so beliebten Zauberstäbe und -mäntel. Faschingsgänger:innen können in einer großen Auswahl von Perücken, Kostümen und Masken stöbern, das Geschäft entwirft auch selbst Kostüme. Deko- und Scherzartikel runden das Sortiment ab. „Unser Geschäft lebt von Geheimnissen“, hat uns die Inhaberin verraten, als wir den Zauberkönig 2020 porträtierten.


Mehr einkaufen in Berlin

Die neusten und besten Shopping-Tipps findet ihr immer hier. Es muss ja nicht immer ein ganz alter Laden sein, in Berlin kann man auch so gut einkaufen. Zum Beispiel in diesen besonderen Berliner Manufakturen, in denen ihr besondere Stücke findet. Lust auf Basteln? Diese 12 Läden für Bastelbedarf sind perfekt Kreative in Berlin.

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